Zwei Leben in einer Reihe

**Zwei Leben in einer Reihe**

Ich schreibe diese Zeilen mit zitternden Händen, doch mein Herz ist voll. Es ist seltsam, wie das Schicksal uns manchmal zwingt, alles zurückzulassen – nur um uns dann zu zeigen, was wirklich zählt.

Heute vor einem Jahr verließ ich Dresden, meine Heimat, für immer. Nicht für einen Urlaub, nicht für ein Abenteuer, sondern für ein neues Leben in der Schweiz. Neue Stadt, neue Arbeit, alles ganz erwachsen. Doch was ich mitnahm, waren keine Koffer oder Möbel. Es waren meine Familie – zwei Hunde, die ich seit ihren ersten Tagen aufgezogen habe. Sie waren keine Haustiere, sie waren ein Teil von mir. Seelenverwandte.

Sie mitzunehmen, war kein einfaches Unterfangen. Keine Fluggesellschaft wollte sie im Kabinenraum transportieren. Bis auf eine. Doch der Preis war hart: drei Sitze in einer Reihe, für uns allein. Fast 2000 Euro. Eine Summe, die wehtat – doch was blieb mir anderes übrig? Ich musste zustimmen.

Neun Stunden in der Luft. Zwei Maulkörbe, zwei Leinen, fest an den Armlehnen befestigt. Ein kleiner Rucksack – das war alles, was mir geblieben war. Und doch: das Wichtigste war bei mir. Auf den Sitzen neben mir, ängstlich, zitternd, aber treu. Sie starrten mich an wie Kinder ihre Mutter.

„Ganz ruhig, meine Lieben. Bald sind wir da. Dort, wo wir wohnen, gibt es einen Wald. Mit großen Bäumen, Pfaden und einem Teich. Dort könnt ihr rennen, wie früher“, flüsterte ich, strich jedem über den Kopf und ließ sie meine Hände lecken.

Die Flugbegleiterinnen gaben ihnen Leckerlis, sogar Fotos wurden gemacht. Keiner konnte glauben, dass solche großen Hunde so sanft sein konnten. Die Kabine war still. Fast friedlich.

Als der Kapitän die Landung ankündigte, löste ich die Leinen. Gleich – in wenigen Minuten – wären wir am Boden. Zu Hause. Am Anfang von allem.

Dann der Aufprall.

Das vordere Fahrwerk brach. Die Maschine schlitterte über die Landebahn, Metall kreischte auf Asphalt. Sie drehte sich, raste unkontrolliert auf ein Hangargebäude zu.

Panik. Schreie. Menschen fielen in den Gang. Jemand rief nach seiner Mutter. Jemand nach Gott. Ich drückte die Hunde an mich und flüsterte:

„Habt keine Angst… Wir sind zusammen. Und wenn wir zusammen sind, kann uns nichts passieren.“

Sie hatten keine Angst. Sie spürten meinen Atem, mein Herz. Ihre Mama war da.

Dann: Feuer. Eine Explosion. Rauch. Stille.

Ich erwachte wie von einer Peitsche getroffen – Schmerz. In jedem Knochen. Jeder Zelle. Mein ganzer Körper brannte. Und doch: zwei nasse Schnauzen. Zwei Zungen. Vier treue Augen, voller Sorge und Hoffnung.

Sie hatten mich gerettet.

Durch Rauch, durch Flammen, durch Hitze, die Metall zum Glühen brachte. Sie zogen mich – Pfote für Pfote, mit den Zähnen in meiner Jacke. Eine Spur im Gras, von der zerstörten Tür bis zum Hügel, auf dem ich jetzt saß, zusammengekauert, lebendig. Dankbar.

„Seid ihr das? Ihr habt mich gerettet?“

Sie sprangen, wedelten, leckten meine Hände. Sirenen näherten sich. Feuerwehr, Sanitäter. Ich hörte sie nicht. Nur das Flüstern meines Herzens: „Du bist bei ihnen. Sie sind bei dir. Ihr seid lebendig.“

Jetzt haben wir unseren Wald. Und ein Zuhause. Und Stille. Wärme. Glück.

Manchmal wache ich nachts schweißgebadet auf – im Traum rast wieder das Hangargebäude auf mich zu. Und wieder schreie ich. Und wieder sind sie da. Sie klettern zu mir ins Bett, drücken sich an mich. Beruhigen mich.

Und darin liegt die Antwort: Was braucht ein Mensch zum Glück?

Manchmal reichen zwei Hunde – und ein bisschenDenn in ihren Augen fand ich die Heimat, die ich nie verloren hatte.

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Zwei Leben in einer Reihe
Tante, bitte verlassen Sie unser Zuhause.