Besucher zerstörten ihr Leben… Doch dann lernte sie, „Nein“ zu sagen.

Gäste ruinierten ihr Leben… Bis sie lernte, „Nein“ zu sagen

Als Lena mit angespannter Grimasse winkte, während das Auto der nächsten „Freunde“ davonfuhr, brodelte in ihr die Wut. Am liebsten hätte sie geschrien, Geschirr zerschmissen und alle davongejagt. Doch sie knirschte nur mit den Zähnen und fauchte ihren Mann an:

„Wenn du nochmal jemanden einlädst, ohne mich zu fragen, fliegst du gleich mit raus.“

„Ich hab doch niemanden eingeladen“, verteidigte sich Viktor mit ausgebreitten Armen. „Markus hat sich selbst aufgedrängt. Soll ich ihm die Tür vor der Nase zuschlagen?“

„Genau das ist das Problem! Die behandeln unser Haus wie ein Ferienheim! Wir haben dieses Landhaus für uns gebaut, nicht als kostenloses Wochenendquartier für jedermann. Jedes verdammte Wochenende – Gäste! Ich kriege schon Herzrasen, wenn das Telefon klingelt. Die fragen nicht mal, sie tauchen einfach auf.“

Das Haus stand am Rand von Freiburg, direkt am Waldrand. Groß, gemauert, mit Dachgeschoss und einer hellen Veranda. Garten, Sauna, Pavillon, Pool – alles war mit den Händen von Lena, Viktor und ihrer Mutter entstanden. Sie hatten sich Ruhe und Frieden gewünscht. Stattdessen gab es nur Hektik in der Küche, fremde Kinder, die durch den Garten tobten, und eine ständig nörgelnde Schwiegermutter.

„Die bringen doch immer was mit, und frische Luft tut allen gut“, argumentierte Viktor seelenruhig.

„Besonders deiner Schwester“, konterte Lena spitz. „Sie hat uns ihre zwei Rotznasen für den ganzen Sommer vorbeigebracht und keinen Cent für deren Verpflegung dagelassen. Meine Mutter steht den ganzen Tag am Herd, während deine im Hängesessel abhängt. Und diese Kinder sind nicht mal unsere Verwandten!“

„Psst, die hören uns…“

„Sollen sie doch! Vielleicht kapieren sie dann, dass sie hier unerwünscht sind. Meine Mutter hat Rheuma, und du beschwerst dich, dass sie nicht genug für die Gäste kocht?“

„Sie tut, was sie kann. Meine Mutter wohnt schließlich ganz bei uns. Und die Kinder waren ihre Idee – sie hat sie mitgebracht. Immerhin sind es ihre Enkel. Ich kann auch kochen, aber warum muss alles an uns hängenbleiben?“

Lena riss wütend den Vorhang auf der Veranda zur Seite und seufzte tief:

„Am schlimmsten sind nicht mal die Verwandten, sondern diese ungebetenen Gäste. Ab Donnerstag klingelt das Telefon, am Samstag hämmern sie ans Tor. Deine Freundin Sabine kommt an – und sofort: ‚Wo bleibt der Grill? Wann geht’s in die Sauna?‘ Warum fährt sie nicht zu dem Ferienhaus, das ihre Mutter ihr hinterlassen hat? Ach ja, da müsste sie ja selbst anpacken…“

„Du wirst richtig kleinlich“, rollte Viktor die Augen.

„Und du bist ein Weichei. Und übrigens – ich geh jetzt die Ketchupflecken aus den T-Shirts deiner süßen Neffen rauskriegen, die beschlossen haben, Würstchen ‚am Lagerfeuer‘ zu braten – und sich dabei gleich mitverkohlt haben!“

Sie knallte die Badezimmertür zu. Ihre Mutter lugte herein, als sie das Gebrüll hörte:

„Lena, was ist los?“

„Ernsthaft? Du siehst es doch! Wir rackern uns ab, putzen, kochen, und währenddessen trampeln fremde Kinder durch den Garten, die niemand eingeladen hat!“

„Du bist die Hausherrin. Dein Haus, deine Regeln. Sag ihnen einfach, dass du keine Gäste erwartest.“

„Und wenn sie schon vor der Tür stehen?“

„Perfekt! Dann sagst du: ‚Wir haben was vor. Wir haben gerade drei Tonnen Kompost geliefert – ihr könnt beim Verteilen helfen.‘ Oder lass sie Unkraut zupfen. Und die Männer? Die können Holz hacken oder das Dach reparieren. Da werden die ‚Ferienlustigen‘ schnell weniger.“

„Mama, das ist doch peinlich. Klingt total komisch.“

„Dann hör auf zu jammern. Aber merk dir eins: Beim nächsten Mal rühre ich keinen Topf an. Kein Schnitzel, keine Suppe. Schluss jetzt.“

Ab Freitag schaltete Lena ihr Telefon stumm. Am Samstag pflückte sie Himbeeren, als ein Auto vorfuhr. „Bitte nicht zu uns…“, betete sie innerlich. Türklappern, vertrautes Gelächter… Sabine und ihr Mann. Wieder mal.

„Ich komme!“, rief Viktor aus dem Haus. Er blickte zu Lena – und sah nur Wut in ihren Augen.

„Tut mir leid!“, flüsterte er. „Die sind von selbst gekommen. Nur für heute…“

Lena presste ein „Kommt rein“ heraus, während sie sich am liebsten in Luft aufgelöst hätte. Die Gäste schwärmten von der Idylle, naschten Himbeeren und lobten die gute Luft. Abends lungerten sie im Pavillon herum, verputzten Grillfleisch, und dann kam Micha mit den ersten Andeutungen zur Sauna.

Da meldete sich Lenas Mutter. Ruhig, aber unmissverständlich:

„Micha, warst du nicht der, der keine Lust hatte, beim Saunabau zu helfen? Und jetzt willst du sie benutzen? Die haben wir nicht für euch alle gebaut. Und nach eurem letzten Besuch hat sie übrigens keiner saubergemacht.“

„Na ja, ich hatte damals keine Zeit…“

„Und jetzt? Ihr benutzt unser Haus wie ein Hotel. Aber wir haben kein Personal. Würde euch denn gefallen, wenn jede Woche jemand bei euch auftaucht, eure Bude vollmüllt und sich bedienen lässt?“

„Frau Schneider, das… ist doch übertrieben“, stammelte Sabines Mann.

„Nein. Aber ich habe eine Lösung: Das Grundstück nebenan steht zum Verkauf. Bau dir deine eigene Sauna, dann kannst du dich täglich reinhauen.“

„Und unsere Sauna ist ab sofort tabu“, fügte Lena hinzu. „Tut mir leid.“

Die Gäste zogen beleidigt ab – doch Lena spürte zum ersten Mal Erleichterung. Ihre Mutter umarmte sie:

„Gut gemacht. Genau so. Das ist dein Haus. Du bestimmst.“

Von da an antwortete Lena auf Anrufe nur noch mit: „Nein, wir sind im Familienkreis.“ Falls doch jemand vorbeikam, log sie: „Wir fahren gleich weg, dringend.“ Manche bettelten:

„Können wir nicht einfach auf der Wiese sitzen? Den Schlüssel verstecken wir unter einem Stein!“

„Und wer löscht, wenn’s brennt? Oder wenn ihr ausgeraubt werdet? Nein. Geht nicht.“

Bis August blieben die ungebetenen Gäste aus. Doch dann kam die Schwiegermutter mit einer „freudigen Neuigkeit“:

„Schatzi! Überraschung! Meine Schwester kommt mit den Enkeln bis Monatsende. Ich hab ihnen schon alles versprochen. Die Tickets sind gebucht.“

„Nein!“, schnitt Lena ihr das Wort ab. „Das ist mein Haus. Ihr hättet fragen müssen. Ich nehme keine weiteren Verwandten mehr auf. Sag ihnen, sie sollen stornieren.“

„Wie kannst du nur?! Das sind doch Kinder! Ist dir das nicht peinlich?“

„Nein. Mir tut nur meine Familie leid. Fremde Kinder – nicht mein Problem.“

„Du bist so… herzlos… Wo sind meine Tropfen?“

Tage lang gab es Drama, Gestank nach Baldrian, doch Lena blieb hart. Seitdem lud sie nur noch ein, wer sie wirklich wollte. Nicht öfter als einmal im Monat.

Als sie entschlossen an ihrer Schwiegermutter vorbeiging und ihre Mutter ihr zuraunte: „Meine Erziehung zeigt Wirkung“, wusste Lena – dies war endlich ihr Zuhause.

Und vor allem: Sie hatte gelernt, „Nein“ zu sagen. Niemand durfte ihre Grenzen mehr überschreiten.

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