Lisa wollte gerade ins Bett gehen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Vor ihr stand jemand, den sie nie wiederzusehen erwartet hatte.
„Du?“, fragte sie überrascht und öffnete die Tür weiter.
Da stand ihr Ex-Mann – Markus. Derselbe, der vor eineinhalb Jahren die Tür hinter sich zugeschlagen hatte, um mit seiner jungen Geliebten ein neues Leben anzufangen.
„Ich“, grinste er. „Lässt du mich rein? Immerhin war das hier mal mein Zuhause.“
Lisa trat zur Seite. Egal, was er vorhatte – einem Gespräch würde sie nicht ausweichen.
„Ich hab ein Angebot für dich. Ich glaube, du wirst nicht nein sagen“, begann er mit einem hinterhältigen Lächeln und setzte sich auf das alte Sofa, als gehöre es ihm noch immer.
Lisa hörte schweigend zu. Mit jedem Wort wurden ihre Augen größer. Ein Angebot? Die Wohnung verkaufen, in der sie seit seiner Abreise mit ihrer Tochter lebte, damit er sich ein neues Zuhause leisten konnte. Dieselbe Wohnung, die er damals freiwillig aufgegeben hatte – als große Geste.
„Du hast damals gesagt, du willst nichts von der Wohnung. Du bist gegangen, hast alles zurückgelassen“, erinnerte sie ihn leise.
„Damals war ich verliebt“, winkte er ab. „Jetzt ist alles anders.“
Lisa seufzte schwer. Vor ihr saß nicht mehr der Markus, den sie einst geliebt hatte. Dieser Mensch war fremd, gierig, nervös. Er forderte, drohte, manipulierte.
„Ich werde nichts verkaufen“, sagte sie entschlossen. „Diese Wohnung gehört dir nicht mehr. Nicht einmal deiner Mutter. Sie hat sie mir überschrieben, bevor du deine Sandra geheiratet hast.“
Markus sprang auf.
„Du hast dich bei ihr eingeschleimt! Ihr Honig ums Maul geschmiert! Jetzt wird mir klar, was du geplant hast!“
„Ich habe gar nichts geplant. Ich bin nur bei einer kranken alten Dame geblieben – im Gegensatz zu dir. Und ja, sie wollte es so. Es war ihr Wille, nicht meiner.“
Markus lief wie ein wildes Tier im Zimmer umher. Er hatte verloren. Er war gekommen, um zu befehlen, um das zu nehmen, was er wollte. Und jetzt ging er mit leeren Händen.
„Du warst schon immer egoistisch!“, schrie er zum Abschied.
„Und du ein Feigling. Der keine Ahnung hat, was Liebe ist“, antwortete Lisa ruhig. „Geh. Und komm nicht wieder.“
Er stand noch ein paar Sekunden vor der Tür, als hoffte er, sie würde es sich anders überlegen. Doch sie tat es nicht. Sie schloss einfach die Tür. Für immer.
Lisa lehnte sich gegen das kalte Holz und schloss die Augen. Kein Schmerz in der Brust. Nicht einmal Wut. Nur Leichtigkeit. Und plötzlich war es klar: Jetzt fing alles erst an. Ein Leben ohne ihn – und endlich für sich selbst.