Lippenstift und Melodien der Hoffnung: Ein überraschender Plan

**Tagebuch eines Mannes**

Gestern sah ich, wie Sabine sich die Lippen schminkte und dabei leise ein Lied summte, voller Hoffnung. Sie hatte sich vorgenommen, mich zu überraschen – ein feines Abendessen, ihr schönstes Kleid und einen Abend voller Nähe. Doch plötzlich klingelte es an der Tür. Strahlend vor Erwartung öffnete sie, doch statt mir stand eine fremde, kühl lächelnde Frau auf der Schwelle.

„Wer sind Sie?“, fragte Sabine misstrauisch.

„Ich bin die neue Besitzerin dieses Hauses“, erklärte die Fremde mit eisiger Überheblichkeit, schob Sabine beiseite und trat ein, als gehöre ihr der Platz.

„Entschuldigung, aber das ist mein Zuhause!“, rief Sabine, ihre Stimme zitterte vor Schock.

„Nicht mehr“, erwiderte die Frau giftig.

„Was für ein Unsinn! Was haben Sie mit meinem Haus zu tun?“, fragte Sabine, zweifelte fast an ihrem Verstand.

Ich hatte zufällig meine erste Liebe getroffen. Zehn Jahre waren vergangen, aber Anja war noch schöner geworden. Ihr vertrautes, lockendes Lächeln ließ mich alles vergessen – den früheren Schmerz, meine Frau, unsere kleine Tochter und die Jahre mit Sabine.

Aus dem kurzen Treffen wurde ein langer Spaziergang durch München. Wir redeten über alles und nichts, bis wir vor Anjas Haus standen. Zum Abschied berührten ihre Lippen leicht meine Wange, und sie flüsterte:

„Schade, dass du verheiratet bist. Sonst hätte ich dich eingeladen.“

Erst dann fiel mir ein, dass Sabine mehrmals angerufen hatte – und eine Nachricht: *„Bitte bring Milchpulver für Lina mit.“*

Zu Hause fand ich Sabine vor, wie sie unsere kleine Tochter schaukelte. Ohne aufzublicken, fragte sie: „Hast du die Milch mitgebracht?“

Ich betrachtete sie kritisch. Sabine trug abgewetzte Leggings, ein ausgeleiertes T-Shirt, ihre Haare waren zum schludrigen Dutt gebunden. Kein Make-up, keine Spur von früherer Pflege.

*Früher hat sie sich Mühe gegeben, aber jetzt… Der Vergleich mit Anja ist wie Tag und Nacht*, dachte ich verbittert.

„Ich komme nach einem harten Tag nach Hause, und du begrüßt mich nicht mal?“, fauchte ich.

„Entschuldige, du hast recht“, erwiderte sie schuldbewusst. „Die Milch war leer, und Lina ist etwas kränklich – da bin ich nicht mehr zum Supermarkt gekommen.“

„Vielleicht solltest du deine Zeit besser einteilen?“, knurrte ich, warf demonstrativ meine Schuhe in die Ecke und ging an ihr vorbei.

Eine Woche später, als sie Babykleidung zusammenlegte, konnte Sabine die nagenden Gedanken nicht loswerden. Seit Linas Geburt war ich anders geworden – gereizt, distanziert. Mich störten die nächtlichen Schreiattacken, ihre Müdigkeit. Aber in letzter Zeit waren meine Sticheleien unerträglich geworden.

„Wenigstens etwas Mühe könntest du dir geben! Männer stehen nicht auf abgetragene Shirts und ungewaschene Haare!“, hatte ich ihr einmal an den Kopf geworfen.

„Super! Dann pass du mal auf Lina auf, ich spring schnell unter die Dusche“, hatte Sabine geantwortet, in der Hoffnung, die Spannung zu lösen.

„Ich bin kein Babysitter, sondern der Ernährer dieser Familie“, schnitt ich ihr das Wort ab.

Später kam noch ein Seitenhieb: „Eine gute Frau inspiriert ihren Mann, unterstützt ihn. Für ein Kompliment würde ich Berge versetzen! Wann hast du mir das letzte Mal etwas Nettes gesagt?“

Sabine, erschöpft vom Tag, platzte der Kragen: „Gestern habe ich dich *inspiriert*, das Kinderbett zu reparieren. Mach das, dann bekommst du Komplimente.“

Sofort bereute sie es, kam zu mir, legte die Arme um mich und flüsterte: „Verzeih mir, das war ungerecht. Aber du hast mich auch verletzt. Lass uns reden, legen wir Lina früher ins Bett und—“

Ich schüttelte ihre Hände abrupt ab. Sabine schluckte ihren Stolz herunter, um nicht vor dem Kind laut zu werden:

„Deine Nörgeleien reichen mir. Hast du Probleme? Dann lass uns darüber reden. Willst du mich nur ärgern oder erwartest du, dass ich dich anhimmel? Die Tür ist da. Ich halte dich nicht.“

Ich starrte sie fassungslos an. Die immer sanfte, geduldige Sabine sprach plötzlich so entschlossen.

*Wo ist der zärtliche, fürsorgliche Mann, den sie einmal geliebt hat?*, fragte sie sich traurig.

„Soll ich dir den Koffer holen?“, fügte sie kalt hinzu.

„Dramatisier nicht“, murmelte ich und vertiefte mich wieder ins Handy.

„Vergiss nicht: Niemand hält dich hier. Willst du gehen? Dann geh. Aber sofort.“

In Wahrheit hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, die Familie zu verlassen. Anja hatte mir deutlich gemacht, was sie wollte. Beim „Tee“ bei ihr landeten wir stattdessen im Bett. Später plagte mich das Gewissen, aber Anja, sich an mich schmiegend, flüsterte:

„Ich bin frisch geschieden. Jetzt bin ich frei. Lass dich auch scheiden, und wir fangen neu an. Wir gehören zusammen – damals haben wir uns nur getrennt, weil ich dumm war.“

„Du bist damals für ein ‚besseres Leben‘ nach Berlin gezogen – und ich, der einfache Junge, war dir nicht gut genug“, erinnerte ich sie, die alte Wunde noch spürbar.

„Wie dumm ich war“, seufzte Anja. „Das bessere Leben ist nicht Geld, sondern der richtige Mensch an deiner Seite.“

Sie küsste mich erneut, und ich erwiderte es, nur um dem Gespräch zu entkommen.

Auf dem Heimweg grübelte ich: *Ich kann Sabine nicht einfach verlassen. Sie hat so viel für mich getan – sich um meine kranke Mutter gekümmert, mir in der Bundeswehr Briefe geschrieben, mich unterstützt, als ich arbeitslos war. Und Lina… Unsere Tochter verbindet uns fester als jeder Kleber. Aber Anja… Sie war immer meine wahre Liebe.*

Die Zweifel fraßen an mir. Um sie zu betäuben, begann ich, an Sabine herumzunörgeln, fühlte mich schuldig, wurde noch wütender – ein Teufelskreis.

Ihre Worte über das Gehen trafen mich wie ein eiskalter Schlag. In Sabines Augen sah ich plötzlich die Bereitschaft zum Bruch – und mir wurde klar: *Ich bin nicht bereit dafür.*

Ich schwor mir: *Das war das letzte Mal mit Anja. Heute mache ich Schluss.*

Doch ihre Schönheit und Fürsorge lockten. Anja empfing mich mit selbstgekochtem Abendessen, hörte sich meine Job-Frustrationen an und bewunderte mich:

„Die ganze Firma läuft nur wegen dir! Warum sehen sie das nicht?“

Einzig ihre ständigen Andeutungen über die Scheidung nervten. Bis sie eines Tages explodierte:

„Ich verstehe nicht, was dich noch hält! Sag nicht ‚die Tochter‘ – du erwähnst sie kaum. Fehlt dir der Mut? Soll ich mit Sabine reden?“

„Nein!“, fuhr ich panisch dazwischen. „Ich kann sie nicht einfach sitzenlassen, weil—“

Ich stockte. Anja musterte mich erwartungsvoll. Also plapperte ich das Erste, was mir einfiel:

„Sie hat kein Eigenheim, ist in Elternzeit, hat vorher als Putzfrau gearbeitet. Wie soll sie ohne mich klarkommen?“

Anjas Miene wurde mitleidig: „Die Arme! Du bist so nobel, dass du sie nicht fallen lässt.“ Doch dann fügte sie hinzu: „Du zahlst Unterhalt und suchst ihr eine Wohnung. Das reicht. Reiche die Scheidung ein!“

„Scheint, als sei dir die Ehe wichtUnd als ich Monate später in der leeren Kneipe saß, begriff ich endlich, dass wahre Liebe nicht in der Vergangenheit lag, sondern in der Frau, die ich aus purem Egoismus verlassen hatte.

Оцените статью
Lippenstift und Melodien der Hoffnung: Ein überraschender Plan
Verborgene Wahrheit: Wie das Geständnis des Sohnes die Familie veränderte