Das Leben ist bekanntlich tückisch – es spielt einem oft Streiche, die in kein Drehbuch passen. Ich habe nie geglaubt, dass man „die erste Liebe nie vergisst“, bis ich selbst in einer Situation war, in der die Vergangenheit plötzlich an meine Tür klopfte… und ich öffnete.
Ich heiße Greta und komme aus Dresden. Meine Geschichte ist kein Märchen aus einer Hochglanzzeitschrift. Das hier ist das wirkliche Leben. Manchmal bitter, manchmal seltsam gerecht. Und ja – ich bin zu dem Mann zurückgekehrt, der mich einst betrogen hat. Er lief damals zu einer anderen. Und ich? Ich habe verziehen. Oder bin ich verrückt geworden? Urteilt selbst.
**Erste Liebe: hell wie ein Maientag**
Alles begann in der Schule. Markus und ich waren das „Traumpaar des Jahrgangs“. Er – groß, blond, athletisch, spielte in der Jugendvolleyballmannschaft. Ein echter Hingucker, eine deutsche Version von Robert Redford. Alle Mädchen seufzten, aber ich war seine Auserwählte. Ich erinnere mich noch, wie neidisch die Freundinnen waren, wie die Jungen hinter unserem Rücken tuschelten.
Nach dem Abitur trennten wir uns nicht. Er musste nicht zur Bundeswehr – Sportbefreiung. Ich begann ein Germanistikstudium. Zwei Jahre später fing auch er an zu studieren. Wir heirateten – jung, aber damals glaubten wir, alles über Liebe und Leben zu wissen.
Drei Jahre später – die Scheidung.
**Zerbrochene Träume und Verrat**
Am Anfang war er zärtlich, fürsorglich. Doch mit der Zeit veränderte er sich. Er machte kein Geheimnis aus seinen Affären. Wurde kalt, gleichgültig. Ich verlor zwei Kinder – beide Male wegen Nervenzusammenbrüchen. Ich litt, kämpfte, versuchte zu retten, was längst zerbrach. Doch er ging freiwillig. Zu einer anderen. Zu einer, die nur eine seiner „Flammen“ gewesen war, aber ausgerechnet sie überredete ihn, mich zu verlassen.
Ich litt. Lange. Am schlimmsten war, dass ich bis zum letzten Tag die Fenster in der neuen Wohnung putzte, in die wir gemeinsam ziehen sollten. Doch sie zog ein – die „andere“. Und ich blieb allein zurück – mit Schmutz in der Seele und dem Gefühl, wie ein benutztes Lappen weggeworfen worden zu sein.
**Eine zweite Chance**
Dann kam Thomas. Älter als ich, Kollege, bescheiden, gebildet, verlässlich. Er wusste von meinem Schmerz. Hörte zu. Schwieg. War einfach da. Seine Liebe brauchte keine Beweise – sie war einfach. Wir lebten harmonisch, ohne große Worte, ohne Misstrauen.
Kinder bekamen wir keine – es sollte einfach nicht sein. Doch das hinderte uns nicht, glücklich zu sein. Er wurde mein Ein und Alles. Nach zehn Jahren heirateten wir.
Ich dachte, es würde für immer so bleiben.
**Der Schicksalsschlag**
Thomas starb plötzlich. Herzversagen. Niemand wusste, dass er krank war. Erst nach der Beerdigung erfuhr ich vom Anwalt, dass er an einer seltenen Krankheit litt und alles geregelt hatte: Er überschrieb mir seine gesamten Erbschaftsanteile, übergab mir die Wohnungen und das Grundstück seines Vaters.
Darum hatte er nie auf Kindern bestanden – er wollte, dass ich, selbst allein, unabhängig blieb. Frei.
Ich versuchte, weiterzuleben. Ohne ihn. Arbeitete, widmete mich Dingen, die er gutgeheißen hätte. Doch mein Herz war leer.
**Rückkehr der Vergangenheit**
Fast zehn Jahre vergingen. Und dann rief plötzlich… Markus an. Ja, genau der. Geschieden. Finanziell am Ende. Und er bat mich nicht um ein Gespräch oder einen Kaffee, sondern… mit ihm zum Notar zu kommen.
Es stellte sich heraus: Jene Wohnung, in die er mit der anderen gezogen war, war offiziell auf uns beide eingetragen – wir hatten sie zwei Monate vor der Scheidung gekauft. Damals hatte ich diese juristische Kleinigkeit nicht einmal bemerkt.
Nun wollte er sie verkaufen. Ohne meine Zustimmung ging das nicht. Ich musste meinen Anteil abtreten.
Oh, wie ich diesen Moment herbeigesehnt hatte! Endlich – meine Rache. Ich hätte Nein sagen können. Hätte ihn zahlen lassen, wie ich gezahlt hatte, als er mich verließ. Hätte – und wollte.
Doch dann sah ich ihn.
**Alles noch einmal**
Er war gealtert. Dünn geworden. Seine Augen – nicht mehr so frech wie früher. Seine Stimme – leise, unsicher. Wir tranken nach dem Notartermin Tee. Unterhielten uns. Ich lachte. Er hörte zu. Er war anders. Gebrochen. Sanfter. Tiefer.
Ich unterschrieb die Papiere. Und dann… fingen wir an, uns zu treffen. Langsam. Ohne Pläne. Einfach als zwei einsame Menschen, die sich einst bis aufs Molekül kannten.
Nach ein paar Monaten schlug er vor, auf unser altes Ferienhaus zu fahren. Dort waren wir glücklich gewesen. Und wisst ihr was? Ich sagte Ja.
Heute sind wir wieder zusammen. Ja, mit genau diesem Markus. Ich höre, wie Freundinnen flüstern: „Die spinnt!“ Vielleicht. Aber es ist mein Leben. Meine erste Liebe wurde meine letzte.
Vielleicht war es dumm. Aber nur in den Augen derer, die nicht wissen, wie schwer es manchmal ist, sein Glück zu finden. Selbst wenn es das Gesicht der Vergangenheit trägt.
Manchmal ist der Weg zurück der einzige Weg nach vorn.