Er hat mich jahrelang betrogen… und ist am Ende in seine eigene Falle getappt.
Man kann sich einreden, was man will – dass alles unter Kontrolle ist, dass man klug, aufmerksam, eine erwachsene Frau ist und sich von niemandem täuschen lässt. Bis man merkt: Man lebt mit einem Menschen, der einem jahrelang ins Gesicht lügt. Und man schweigt, verzeiht, glaubt immer wieder. Bis das Schicksal beschließt, es ist Zeit, dass man zurückbekommt, was einem zusteht…
Mein Name ist Greta. Ich bin vierzig. Fast die Hälfte meines Lebens habe ich mit Friedrich verbracht. Damals an der Uni war er der Star – groß, charismatisch, mit einem Lächeln, das Mädchen dahinschmelzen ließ. Ich war naiv, verliebt, und er war mein erster richtiger Mann. Drei Jahre waren wir ein Paar, dann heirateten wir. Ich dachte, unsere Ehe würde ewig halten.
Ich habe mich geirrt.
Den ersten Betrug spürte ich… in unserer Flitterwochen. Wir waren in Wien – Romantik, ein luxuriöses Hotel, Champagner und zarte Küsse. Alles wie im Märchen. Bis wir zurück in Berlin waren und meine Freundin mir versehentlich verriet, dass Friedrich kurz vor der Hochzeit mit einer gemeinsamen Bekannten gesehen wurde – mit Johanna. Eine Schönheit…
Ich wollte es nicht glauben. Doch dann ging es weiter.
Jede attraktive Frau in meiner Umgebung wurde zur potenziellen Bedrohung. Friedrich aber – ein Schauspieler durch und durch – wusste genau, wie er mich um den Finger wickelte. Mit Versprechungen, Schwüren, Blicken, die mich wieder und wieder einlullen ließen. Ich wurde diese Frau, die alles weiß, alles erträgt und dennoch hofft, dass sich irgendwann etwas ändert. Dumm? Vielleicht. Aber es war Liebe.
Ich begann, Freundinnen zu meiden. Erst aus Eifersucht, dann aus Gewohnheit. Wir hatten beschlossen: Erst die Karriere, dann Kinder. Er baute seine Karriere auf. Ich baute die Illusion einer Ehe.
Dann zog eine neue Nachbarin ein. Helga. Schmächtig, kantig, mit scharf geschnittenen Gesichtszügen und kurzen Haaren. Nicht hübsch. Überhaupt nicht. Friedrich nannte sie hinter vorgehaltener Hand »die Stute«. Doch sie war klug, hatte einen messerscharfen Humor und konnte faszinierend erzählen. Schnell wurden wir Freundinnen.
Friedrich rollte die Augen, wenn sie wieder bei uns zu Besuch war. Ich aber genoss ihre Gesellschaft – zum ersten Mal seit Jahren fühlte ich mich nicht wie eine Gefahr für meine Ehe.
Helga – eigentlich Erika, wie sich herausstellte – war Fotografin. In Polen geboren, in Kanada aufgewachsen, sprach sie Deutsch mit einem Hauch von Akzent, aber mit einem Wortschatz, der manche Germanistin erblassen ließ. Ihre Geschichte ging mir zu Herzen: Pflegefamilie, die Liebe zur Kunst, Einsamkeit, Reisen…
Und alles schien perfekt: Ich, eine verheiratete Frau, eine Freundin, die meinen Mann niemals interessieren würde, endlich Frieden. Doch dann kam dieser Abend.
Erika lud uns zur Hauswarming-Party ein. Es gab Gäste, Musik, Wein… und plötzlich sah Friedrich sie anders an. Erst dachte ich, ich bilde es mir ein. Doch dann wusste ich es. Ich kannte diesen Blick. Zu gut.
Und dann passierte etwas Seltsames: Ich… fühlte Erleichterung. Keine Eifersucht. Keinen Schmerz. Nur diese stille, kalte Gewissheit – das hier war sein Ende. Denn Erika war kein dummes Mädchen, das sich von Charme blenden ließ. Sie durchschaute Menschen. Sie war nicht die Art Frau, die man »auf Reserve« hielt.
Es dauerte nicht lange, und Friedrich, mein »König der Frauen«, verliebte sich – zum ersten Mal wirklich. Und ich? Ich ging. Ohne Drama. Ohne Geschrei.
Ich packte meine Sachen, mietete eine Wohnung, reichte die Scheidung ein. Er kam, flehte, redete von einem »Fehler«, davon, den »Verstand verloren« zu haben. Ich lächelte nur. Denn endlich fühlte ich mich frei. Nicht mehr das Opfer. Nicht mehr die Statistenfigur in seinem Stück. Ich war eine Frau, die Verrat erlebt und sich daraus befreit hatte.
Was aus Erika und Friedrich wurde? Keine Ahnung. Und ich will es nicht wissen.
Und ich? Ich bin stärker. Ruhiger. Ganz bei mir. Und falls Sie denken, ich leide – irren Sie sich. Denn jeder bekommt, was er verdient. Selbst mein einst geliebter Friedrich.