Die erfundene Liebe hat mein Leben zerstört: Was jetzt?

Erfundene Liebe hat mein Leben zerstört. Jetzt weiß ich nicht mehr, wie es weitergehen soll.
Es fing so harmlos an…

Manchmal schließe ich die Augen und kehre gedanklich in die Zeit zurück, als ich noch in Stuttgart zur Schule ging. Ich zählte die Tage bis zum Abschluss, träumte davon, nach Berlin zu ziehen – nicht ohne Grund, sondern zu meinem Geliebten, Lukas, der vor mir ein Medizinstudium an der Humboldt-Universität begonnen hatte. Wir waren seit der Schulzeit zusammen. Alles schien so hell, so echt, so ewig.

Als ich meine Prüfungen bestand und ebenfalls in die Hauptstadt zog, begannen wir sofort, zusammen zu leben. Unsere kleine Mietwohnung wurde ein Zuhause. Wir kochten gemeinsam, lernten für Klausuren, sparten jeden Cent und schliefen eng umschlungen ein. Oft gingen wir hungrig ins Bett, weil das Geld kaum für Essen reichte. Aber mir genügte eines – ihn an meiner Seite. Ich fühlte, dass ich wahrhaft liebte. Und er flüsterte mir vor dem Einschlafen zu, ich sei sein Ein und Alles, sein Schicksal.

Mit der Zeit wurde alles tiefer, ernster. Wir sprachen über die Zukunft, über Hochzeit, über Kinder. Heimlich betrachtete ich Brautmode und träumte von unserem großen Tag – weiße Rosen, seidener Schleier, glückliche Tränen unserer Familien. Unsere Eltern gingen bereits davon aus, dass wir direkt nach dem Abschluss heiraten würden – wir waren vier Jahre zusammen, galten als untrennbar.

Doch dann brach alles zusammen.

An einem Wochenende, als Lukas für eine Prüfung lernen musste, lud mich meine Kommilitonin Johanna zu ihrem Onkel nach Potsdam ein. Sein 40. Geburtstag stand an. Sie hatte viel von ihm erzählt – der beliebte Onkel, ein erfolgreicher Unternehmer, lebte in der Schweiz, brachte stets luxuriöse Geschenke mit. Ich willigte ein – dachte, es würde eine kurze Auszeit. Doch es wurde der Anfang vom Ende meines alten Lebens.

Sebastian war bezaubernd. Klug, charismatisch, selbstbewusst. Seine Geschichten klangen wie aus einem Film. Ich hing an seinen Lippen, seinem Blick. Als er fragte, ob ich einen Freund hätte, log ich – ich weiß nicht warum – und sagte, ich sei frisch getrennt, alles sei kompliziert. Seine Augen leuchteten. So begann unsere verborgene Affäre. Ich dachte, es sei ein Sommerflirt. Doch ich verlor mich darin, verlor den Verstand. Ich verliebte mich in diesen Mann – gereift, erfahren, rätselhaft. Er schlug vor, mich mit in die Schweiz zu nehmen. Und ich… sagte ja. Alles schien wie ein Märchen. Ich sprach nicht einmal mit Lukas. Während er in der Uni war, packte ich meine Sachen und hinterließ einen Zettel: *„Es tut mir leid. Wir gehen getrennte Wege.“*

In der Schweiz brach ich mein Studium ab, gab alles auf. Ich jobbte als Babysitterin, nahm Gelegenheitsarbeiten an – Hauptsache, ich durfte bei Sebastian bleiben. Er verlangte Perfektion. Pünktliches Frühstück. Abendessen nach seinem Geschmack. Ein einfaches Kleid? Ein Stirnrunzeln. Gewichtsveränderungen? Wut. Und wenn er wütend war, wurde er grausam. Er brüllte, beschimpfte mich, schloss mich einmal sogar ein, bis ich wieder in *sein* Lieblingskleid passte. Ich schwieg. Scham und Angst lähmten mich. Doch nach jedem Sturm kam Sonnenschein – er war wieder zärtlich, fürsorglich. Ich glaubte, das sei Liebe. Heute weiß ich: Es war Abhängigkeit. Schwäche. Krankheit.

Mit 42 wollte er ein Kind. Einen Jungen. Versprach, wenn wir ihn *Konrad* nennen würden – nach seinem Großvater –, wäre er der glücklichste Mann. Doch ich wurde nicht schwanger. Fast zwei Jahre vergingen. Als ich vorschlug, einen Arzt aufzusuchen, explodierte er. Am nächsten Tag packte er meine Sachen, warf mich hinaus und befahl mir, für immer zu verschwinden.

Tränen, Angst, Einsamkeit – alles stürzte auf mich ein. Ich kehrte nach Deutschland zurück. Arbeitete als Verkäuferin, pflegte meine Mutter nach ihrem Schlaganfall. Dachte, schlimmer könne es nicht werden. Bis mich eines Tages qualvolle Schmerzen überfielen. Der Notarzt kam, eine Spritze half, doch der Arzt bestand auf weiteren Untersuchungen. Als ich zur Nachkontrolle ging, traute ich meinen Augen nicht. Der Arzt war… Lukas.

Er gab kein Zeichen, mich zu erkennen. Alles war sachlich: Untersuchung, Bluttest, Ultraschall. Höflich, distanziert. Dann die knappe Diagnose: mögliche gynäkologische Ursache, weitere Tests nötig. Bei meinem nächsten Besuch erwähnte er beiläufig: *„Meine Frau ist Ärztin hier, wir haben eine vierjährige Tochter.“* Ein Stich traf mich – nicht Eifersucht, sondern Reue. Im Impuls versuchte ich, ihn zu küssen. Er wich zurück und sagte leise: *„Das ist vorbei. Ich bin dein Arzt. Vergiss das nicht.“*

So riss der letzte Faden zur Vergangenheit. Doch das Schlimmste kam noch. Er bestätigte, was ich befürchtet hatte: Unfruchtbarkeit. Was Sebastian und ich nie ahnten, war nun Gewissheit. Ich würde niemals Kinder bekommen.

Ich verlor alles: Liebe, Zukunft, Gesundheit, Träume. Dabei wollte ich nur eine Hochzeit, ein Zuhause, eine Familie. Jetzt bleibt mir die Hoffnung, dass das Leben noch etwas Gutes für mich bereithält. Dass es nicht vorbei ist. Dass ich irgendwann lernen kann, wieder glücklich zu sein – wenn auch nur ein wenig.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Wahre Liebe duldet keine Lügen – weder gegenüber anderen noch gegenüber sich selbst. Und manchmal ist das größte Glück das, was wir leichtfertig wegwerfen.

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