«Die Schwiegertochter schickt den Sohn weg: Wenn die Familie über alles steht»

– Wahrscheinlich kommt er nicht… – seufzte Valentina Nikolajewna bitterlich, während sie die Tischdecke auf dem festlich gedeckten Tisch glättete, den sie für die Ankunft ihres Sohnes hergerichtet hatte. – Mein Mann und ich haben uns fast damit abgefunden, aber das Herz wird trotzdem schwer…

– Was ist denn passiert? Hat er es nicht versprochen? – erkundigte sich die Nachbarin, die auf einen Tee vorbeigekommen war.

– Doch, im Februar sagte er noch, er würde im Frühjahr Urlaub nehmen und uns beim Dachdecken helfen. Aber dann… ist wieder alles ins Wasser gefallen.

Der Sohn von Valentina und Nikolai, der neununddreißigjährige Matthias, lebt seit über zehn Jahren in der Hauptstadt. Damals war er voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft dorthin gezogen – erst arbeitete er als Kfz-Mechaniker, dann wurde er Vorarbeiter und repariert nun edle Autos. Er heiratete ein Stadtmädchen, sie kauften eine Wohnung, renovierten alles.

– Er hat alles selbst gemacht. Und sie stand nur daneben und meckerte: „Das ist falsch, das gehört anders…“ – erinnert sich Valentina. – Von Anfang an verstanden wir uns nicht. Und sie wusste das. Sie sah mich an, als hätte ich ihr nichts mitgebracht.

Die Schwiegertochter ist eine Frau mit starkem Willen. Sie meldet sich selten bei den Schwiegereltern, erlaubt Matthias höchstens einmal im Jahr, ins Dorf zu fahren – und dann nur nach ihrem Zeitplan. Doch diesmal, als es um das Dach ging, hatte Matthias sogar schon die Fahrkarten gekauft… und dann doch abgesagt.

– Sie ist schwanger geworden. Und anscheinend denkt sie jetzt: „Jetzt gehört er nur noch mir“ – sagte Valentina mit verletzter Stimme. – Dabei ist sie selbst Krankenschwester, eine erwachsene Frau, kein kleines Mädchen! Aber nein… Zwei Wochen vor der Reise fing sie an zu streiten: „Du lässt mich alleine?“ – und dabei wohnen ihre Eltern direkt gegenüber, die springen jederzeit ein.

– Aber er hatte es doch versprochen… Und die Tickets, den Urlaub… – wunderte sich die Nachbarin.

– Er wollte ja. Doch plötzlich sagte er: „Mama, ich kann nicht kommen. Sie ist aufgeregt, weint…“ – Ja klar, sie hat Angst, wenn er weg ist, läuft er vielleicht davon. Bei ihrer älteren Schwester ist es genauso gewesen – der Mann fuhr ins Dorf, und zack! – geschieden. Jetzt flüstert ihre Mutter allen Töchtern ein: „Lass deinen Mann nicht weg. Wenn er einmal weg ist, ist die Familie vorbei.“

– Das ist doch Unsinn… Jeder hat sein eigenes Schicksal. Und dein Sohn? Hat der denn gar nichts zu sagen?

– Er hat versucht, etwas zu erklären. Aber er hat wohl Angst. Schwangerschaft, Nerven… Und wenn sie weint und schreit, gibt er nach. Nikolai nahm dann das Telefon und redete selbst mit ihr. Aber sie sagte nur: „Jetzt reicht’s! Immer braucht er was von euch. Sobald er Urlaub hat, gleich ins Dorf! Dabei hat er jetzt eine eigene Familie. Und ich werde nicht in eurem alten Haus leben, wenn wir eine eigene Wohnung haben!“

– Na so was… Was ist das für eine…

– Und was sagte Matthias? Nur: „Papa, ich kann nicht…“ Da ist Nikolai explodiert. Er brüllte: „Das war’s! Wir warten nicht mehr! Wir heuern Handwerker an, machen das Dach ohne dich. Du kannst ja weiter unter dem Rock deiner Frau sitzen!“

Valentina seufzte tief. Ihr Mann war nicht der Typ, der viel redete. Aber wenn er etwas sagte, dann hatte sich viel angestaut. Früher kam Matthias wenigstens zu den Feiertagen. Jetzt sind die Anrufe kurz, ohne Wärme, und immer öfter heißt es – „keine Zeit“, „Arbeit“, „wir haben Pläne“…

– Sie versteht nur eines nicht – flüsterte Valentina –, dass es viele Ehemänner gibt, aber Eltern hat man nur einmal. Und wenn wir nicht mehr da sind… dann ist es zu spät für Reue.

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«Die Schwiegertochter schickt den Sohn weg: Wenn die Familie über alles steht»
Der Mann war überzeugt, dass seine Frau mit den beiden Kindern bei ihm bleiben würde.