„Als er seine Frau als jämmerliche Bedienstete bezeichnete und ging, erwartete ihn bei seiner Rückkehr eine Überraschung“

Seit ihrer Kindheit lebte Lina mit dem Gefühl, als läge ein Fluch auf den Frauen ihrer Familie. Die Urgroßmutter wurde nach dem Krieg zur Witwe, die Großmutter nach einem Unfall in der Fabrik, und ihr eigener Vater verließ ihre Mutter, als diese noch ein kleines Mädchen war. Obwohl sie sich nach einem einfachen Glück sehnte – einer Liebe, die hält, Kindern, die behütet aufwachsen, einem Zuhause als Burg, einem Mann, der beschützt –, wartete in ihr stets eine leise Angst auf das Unheil.

Ihren Ehemann traf Lina in der Fabrik, wo sie damals arbeitete. Sie hatten verschiedene Abteilungen, aber dieselbe Kantine. Und so saßen sie bald nicht nur am selben Tisch, sondern auch in einem gemeinsamen Leben. Es ging alles schnell. Ohne große Romanze, ohne Verlobungsring im Sekt. Sie gingen einfach zum Standesamt, feierten eine bescheidene Hochzeit und zogen in ihre Zweizimmerwohnung. Die Großmutter war längst tot, und so lebten sie zu dritt: sie, er und das Schicksal, dem sie eine Chance geben wollten.

Erst kam ein Sohn, dann ein zweiter. Linas Mutter starb bald darauf. Und plötzlich war sie allein. Ganz allein. Zwei Jungen, Arbeit, Wäsche, Essen, Vereine, Erkältungen, schlaflose Nächte. Ihr Mann war zwar da – aber wie ein Schatten. Er kam nur nach Hause, um zu essen, sich umzuziehen und wieder zu verschwinden. Später erfuhr sie: Er hatte eine Affäre mit einer jungen Kollegin. Er versteckte es nicht – er lebte einfach ein zweites Leben.

„Denk an die Kinder…“, flüsterte Lina einmal, als sie sich erstmals traute, etwas zu sagen.

Er schwieg. Keine Entschuldigung, keine Rechtfertigung, kein Abschied.

Sie kochte weiter sein Essen, wusch seine Wäsche, als wäre nichts gewesen. Doch als sie noch einmal das Gespräch suchte, fauchte er sie böse an:

„Du kannst nur putzen und kochen. Nichts weiter. Eine armselige Dienstmagd.“

Und dann ging er. Eines Abends packte er seine Sachen. Die Söhne, aneinandergekuschelt auf dem Sofa, sahen zu, wie ihr Vater ihre Mutter verächtlich als Nichtsnutz beschimpfte. Er ging, als verließe er ein Hotel – ohne Geld, ohne Entschuldigung, ohne Liebe.

Nachts heulte Lina in ihr Kissen, tagsüber hielt sie sich zusammen. Die Jungen wurden ihr Lebenssinn. Sie lebte nur noch für sie. Neue Beziehungen lehnte sie ab – in ihren Augen konnte nichts Gutes daraus entstehen. Doch das Leben weiß zu überraschen…

Sie trafen sich im Supermarkt. Lina ließ eine Packung Tee fallen, und er hob sie auf.

„Soll ich Ihnen die Tüten tragen?“, bot er an.

„Nein, danke…“

„Dann entscheide ich selbst“, lächelte er und nahm einfach ihre Einkäufe.

So lernte sie Klaus kennen. Er war anders als die anderen. Langsam im Sprechen, etwas ungelenk in seinen Bewegungen. Aber er war so ehrlich, dass es wehtat.

Wie sich herausstellte, hatte er einen schweren Unfall überlebt. Seine Frau verließ ihn, als er im Krankenhaus lag. Seitdem lebte er allein, arbeitete von zu Hause, ließ niemanden mehr an sich heran. Doch Lina… Lina gefiel ihm.

Er kam ihr helfen. Zuerst nur, indem er den Eimer hielt, wenn sie das Treppenhaus wusch, dann brachte er Kuchen mit, später Blumen. Und eines Tages – einen Heiratsantrag.

„Du und deine Söhne sind meine Familie geworden. Frag sie – wenn sie nichts dagegen haben, möchte ich für euch da sein.“

Lina sprach mit den Jungen. Der Ältere, Markus, sah sie ernst an:

„Unser Vater hat uns verraten. Es wäre schön, wenn wir einen neuen hätten. Einen richtigen.“

So begann ihr neues Leben. Klaus war fürsorglich, einfühlig und gut. Er spielte mit den Jungen, half bei den Hausaufgaben, ging zu Schulkonzerten. Mit ihm lachten die Kinder auf eine Weise, wie sie es bei ihrem leiblichen Vater nie getan hatten.

Die Jahre vergingen. Markus wurde erwachsen, fand eine Freundin, fragte Klaus um Rat wie einen Vater. Eines Abends klingelte es an der Tür. Lina öffnete – und erbleichte. Vor ihr stand ihr Ex-Mann.

„Ich habe einen Fehler gemacht“, flüsterte er. „Ich will alles wiedergutmachen.“

„Verschwinde!“, rief Markus plötzlich laut und stellte sich schützend neben seine Mutter.

„Bitte was, du Rotzlöffel?!“, fuhr der Vater auf.

„Sprich nicht so mit meinem Sohn“, sagte Klaus ruhig, aber mit fester Stimme, während er sich neben Markus stellte.

„Geh, wir haben nicht auf dich gewartet“, rief der Jüngere, Tim. „Und wir brauchen dich nicht!“

Er ging zur Tür, schob seinen Vater hinaus und knallte sie zu. Lina sah ihre Jungen an, sah Klaus an. Ihre drei Männer standen Schulter an Schulter. Ihre Mauer. Ihr Schutz.

Und zum ersten Mal seit vielen Jahren spürte sie: Ja, sie war glücklich. Mehr brauchte sie nicht.

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