Schatten der Vergangenheit und Licht der Hoffnung

**Der Schatten der Vergangenheit und die Hoffnung auf die Zukunft**

– *Katharina, du weißt nicht alles über mich*, flüsterte Viktor leise, und seine Stimme zitterte vor Aufregung. Katharinas Herz verkrampfte sich. Hatte er etwa eine andere? Oder, schlimmer noch, eine Ehefrau?
– *Wir müssen an einen Ort fahren*, fuhr er fort und sah ihr dabei tief in die Augen. *Es ist nicht weit, außerhalb der Stadt.*
Er öffnete die Autotür, und Katharina, die einen Kloß im Hals hinunterschluckte, nickte.
– *Gut, lass uns fahren*, antwortete sie und versuchte, ihre wachsende Angst zu verbergen.

Die Fahrt nach Eichholz verging wie im Flug, doch jeder Kilometer fühlte sich für Katharina wie eine Ewigkeit an. Sie stiegen im alten Backsteinhaus in den zweiten Stock. Eine ältere Frau mit müden, aber warmherzigen Augen öffnete die Tür.
– *Viktor?* fragte sie überrascht und legte eine Hand auf ihr Herz. *Warum hast du nicht Bescheid gesagt?*
– *Mama, das ist Katharina*, sagte Viktor mit einem leichten Lächeln. *Katharina, das ist meine Mutter, Helga.*

Katharina zwang sich zu einem Lächeln, während ihr Herz raste. Doch plötzlich fiel ihr Blick auf die Tür zum Nebenzimmer. Jemand beobachtete sie von dort. Ihr stockte der Atem, und eine plötzliche Ahnung durchfuhr sie.

– *Warum bist du so blass? Hast du etwa jemanden kennengelernt?* Die Stimme seiner Mutter klang wie aus weiter Ferne, doch Katharina hörte sie nicht, versunken in ihre Gedanken.

– *Nein, Mama, du weißt doch, ich will nicht heiraten. Ich hatte genug davon*, antwortete Katharina erschöpft. Diese Gespräche hatten sie längst zermürbt.

Ihre Eltern hatten sich getrennt, als Katharina zehn war. Der Vater hatte die Mutter betrogen, und nach einem schmutzigen Scheidungskrieg hatte sie ihn nie wieder gesehen. Die Mutter beschwerte sich ständig, dass die Unterhaltszahlungen lächerlich niedrig waren und ein Leben ohne Mann eine Qual sei.

Mit achtzehn verliebte sich Katharina. Stefan schwor, sie zu heiraten, versprach, sie glücklich zu machen. Sie glaubte ihm, träumte davon, aus dem Haus zu fliehen, in dem die Mutter unaufhörlich von ihrem Unglück redete. Doch Stefan verschwand plötzlich und ließ sie mit gebrochenem Herzen zurück – und mit einer Nachricht, die sie ihm nie erzählen konnte: Sie war schwanger.

Katharina wagte nicht, es ihrer Mutter zu sagen. Sie zog in eine andere Stadt, entschlossen, das Kind trotz allem zu bekommen. Doch das Schicksal entschied anders. Sie verlor das Baby – die Ärzte sagten, es lag wohl am Stress. Dann fügten sie hinzu, dass sie möglicherweise nie wieder Kinder bekommen würde.

Katharina weinte in stillen Nächten, und selbst ihre Mutter bemerkte ihre Tränen, obwohl sie sonst nur ihre eigenen Sorgen sah.
– *Was ist mit dir, Katharina? Bist du etwa von diesem Taugenichts schwanger geworden? Ich bin doch nicht deine Kindermädchen!*, schrie sie.

Katharina, zermürbt von der Trauer, blieb stumm. Keine Tränen waren mehr übrig. Die Mutter schimpfte weiter, doch dann wurde sie plötzlich sanfter:
– *Warum sagst du nichts, Kind? Hast du etwas getan? Hör nicht auf mich, das war nur der Ärger. Behalt es, wir werden schon irgendwie zurechtkommen!*

Doch Katharina schwieg. Was sollte sie sagen? Die Mutter würde Mitleid zeigen und sie dann doch wieder beschuldigen. Besser nichts sagen.

Da beschloss Katharina: Genug. Sie würde nur noch für sich selbst leben. Kein Mann war es wert, ihr Leben zu zerstören. Sie hatte genug von den Fehlern ihrer Mutter – und ihren eigenen.

Die Mutter war überrascht, als Katharina es mit einem Stipendium an die Universität schaffte. Doch das Mädchen arbeitete hart. Jetzt, mit neununddreißig, war Katharina Schröder eine Abteilungsleiterin in einem großen Unternehmen. Sie hatte eine eigene Wohnung im Zentrum, ein neues Auto und war zufrieden mit ihrem Leben.

Zu ihrer Mutter kam sie selten, half finanziell, aber lange Gespräche ertrug sie nicht. Die Mutter stimmte jedes Mal dieselbe Leier an: von Enkelkindern, davon, warum Katharina nicht heiratete.
– *Ich habe dir meine ganze Jugend gegeben, undankbares Kind!*, murrte sie, dann weinte sie, weil sie einsam war – und Katharina auch, und das sei unerträglich.

Katharina dachte an den letzten Vertrag bei der Arbeit. Eine wenig bekannte Transportfirma hatte günstige Bedingungen angeboten, und sie musste schnell handeln, bevor die Konkurrenz zuschlug. Doch ihr Vertreter, Viktor, war irgendwie düster und wortkarg. Er beobachtete sie, studierte sie, obwohl er attraktiv aussah. Doch Katharina erinnerte sich sofort: Männern traute sie nicht.

– *Du hörst mir wieder nicht zu, wie immer?* Die Stimme der Mutter war plötzlich leise, und Katharina empfand Mitleid.
– *Mama, mir geht’s gut, ich muss jetzt gehen. Ich habe dir Geld überwiesen, tschüs!* Sie spürte, wie ihre Mutter sich ihr zuneigte, als wolle sie sie umarmen – aber das war wohl nur Einbildung.

Am nächsten Tag kam Viktor wieder – nicht zu ihr, sondern zu ihrem Stellvertreter, Markus. Als Katharina das erfuhr, war sie empört:
– *Was hat er gesagt? Mit einer Frau könne man keine Geschäfte machen? Schick ihn das nächste Mal zu mir – ich bin keine Frau, ich bin die Abteilungsleiterin!*

Viktor erschien am folgenden Tag. Zunächst war er zurückhaltend, doch Katharinas Vertragsvorschläge überzeugten ihn. Am Ende des Gesprächs lächelte er sogar.
– *Entschuldigen Sie, ich lag falsch*, sagte er. *Darf ich Sie in ein Café in der Nähe einladen? Nicht als Frau, sondern als Abteilungsleiterin*, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu. *Wir trinken einen Kaffee auf die erfolgreiche Zusammenarbeit.*

Ehrlich gesagt mochte sie Viktor, und das erschreckte sie. Doch als er hartnäckig weitere Treffen vorschlug, konnte sie nicht Nein sagen.

Sie fingen an, sich zu treffen, doch Katharina wartete ständig auf den Haken. Konnte es wirklich so einfach sein? Ein erfolgreicher, kluger, attraktiver Mann, etwas älter als sie, unverheiratet, charmant – und schien sogar einen Heiratsantrag in Betracht zu ziehen? Doch was, wenn er Kinder wollte und sie keine bekommen konnte?

Doch je genauer sie hinsah, desto mehr bemerkte sie, dass Viktor sie manchmal seltsam ansah, als wolle er etwas sagen, sich aber nicht traute.
*“Er ist verheiratet“, dachte sie. „Gleich kommt dieAm Abend, als die Sterne über Berlin funkelten, spürte Katharina zum ersten Mal seit Jahren, dass das Glück keine Falle war, sondern ein Geschenk, das sie endlich annehmen konnte.

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