Er ging mit seiner Geliebten ins Ausland, während wir Pläne für eine Familie und Kinder schmiedeten.
Ich weiß, er verdient meine Tränen nicht, doch mein Herz will nicht vergessen.
Ich schreibe diese Zeilen, weil in mir alles brennt – vor Wut, vor Schmerz, vor Zorn auf mich selbst, weil ich einen Menschen noch immer liebe, der mein Herz zertreten hat wie Staub unter seinen Sohlen. Ich weiß nicht, wie ich aufhören soll, einen Verräter zu lieben, der mich einfach aus seinem Leben strich, als wäre ich ein vorübergehender Fehler gewesen und nicht ein Teil seines Schicksals.
Maximilian und ich kannten uns seit der Kindheit. In der Oberstufe fingen wir an, uns zu treffen, und später studierten wir zusammen in Berlin. Wir teilten uns eine kleine Mietwohnung, fast wie eine richtige Familie. Manchmal reichte das Geld nicht einmal für Essen, und wir gingen hungrig ins Bett, aber es reichte uns, dass wir zusammen waren. Er hielt meine Hand, ich schmiegte mich an seine Brust, und jeden Abend flüsterte er mir zu: »Ich liebe dich.« Diese Worte waren mir wärmer als jede Decke und wichtiger als jede Sicherheit.
Nach dem Studium blieben wir in Berlin. Schon damals sprachen wir von Hochzeit, von Kindern, träumten von einem großen Haus am Stadtrand, mit Garten, einem Hund und einer Schaukel auf der Veranda. Maximilian fand einen Job bei einem internationalen Unternehmen, während ich mich lange von Vorstellungsgespräch zu Vorstellungsgespräch quälte – es schien, als wollte mich niemand. Schließlich nahm ich eine Stelle mit viel geringerem Gehalt an, aber ich war glücklich: Jetzt konnte auch ich etwas zu unserem gemeinsamen Leben beitragen. In unserer Mietwohnung kamen gemütliche Kleinigkeiten hinzu – eine Decke, Vorhänge, Tassen. Ich baute ein Zuhause auf, auch wenn es nur gemietet war.
Maximilian stieg schnell auf, und man schickte ihn auf Geschäftsreisen durch Europa. Alle paar Monate flog er weg – mal nach Paris, mal nach Wien, mal nach Mailand. Jedes Mal kam er distanziert und müde zurück, aber ich schob es auf die Arbeit. Dann, eines Abends, verkündete er, dass er für ein Jahr ins Stockholmer Büro versetzt werde. Ich konnte die Tränen nicht zurückhalten – ein Jahr Trennung erschien mir wie eine Ewigkeit. Doch Maximilian wirkte verhärtet. Keine Umarmung, kein Trost, kein Versprechen zu warten. In dieser Nacht sagte er zum ersten Mal nicht, dass er mich liebte. Da spürte ich es – etwas hatte sich verändert, aber ich wollte es nicht wahrhaben.
Als er ging, verabschiedeten wir uns kühl. Keine Tränen von ihm, kein »Ich werde dich vermissen«. Nur ich wusste, wie viel Kraft es mich kostete, nicht auf die Knie zu fallen und zu schreien: »Bleib!« Ein paar Tage später erhielt ich einen Brief von ihm. Kalt, distanziert. Er dankte mir für alles, was zwischen uns gewesen war, schrieb, dass er es schon lange hätte sagen müssen, aber den Mut nicht fand: Er hatte eine Affäre mit einer Kollegin. Und sie war, nebenbei bemerkt, ebenfalls jetzt in Stockholm. Er wünschte mir Glück und bat mich, ihm nicht böse zu sein. Das war’s. Keine Reue. Keine Erklärung. Kein Recht auf Antwort.
Ich weinte tagelang, aß nicht, schlief nicht, starrte an die Decke und verstand nicht, wie man aus einer echten Liebe so einfach davonlaufen konnte. Das Schlimmste – er hatte nicht einmal den Mut gehabt, es mir ins Gesicht zu sagen. Er war einfach verschwunden und hinterließ eine Leere und Fragen ohne Antwort. Es tat weh – nicht nur für mich, sondern für all unsere Jahre, für alle gemeinsamen Träume, für all die »Irgendwann«, die nun niemals Wirklichkeit werden würden.
Und ich weiß – er verdient meine Tränen nicht. Ein Mann, dem der Mut fehlt, eine Beziehung wie ein Erwachsener zu beenden, ist kein Mann. Er ist ein Feigling. Aber mein Herz hört nicht auf die Vernunft. Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder jemandem vertrauen soll, wie ich die Liebe zurück in mein Leben lassen kann. Ich fürchte mich schon vor einem Blick, vor einem Lächeln. Ich bin anders geworden – misstrauisch, verschlossen, vorsichtig. Doch ich spüre: Eines Tages wird alles anders sein. Mit der Zeit wird der Schmerz nachlassen, und ich werde wieder träumen können. Jetzt lerne ich nur, ohne ihn zu leben. Ich lerne, ohne seinen Geruch zu atmen. Ich lerne, mich selbst zu lieben. Und darin liegt meine Rettung.
Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die größte Liebe ist jene, die wir uns selbst schenken – denn sie ist die einzige, die niemals vergeht.