Die Schwiegermutter entdeckt nach acht Jahren die Enkelin und beschließt, sie zu sich zu holen.

**Tagebucheintrag**

Mit meiner ersten Ehe hatte ich wirklich kein Glück. Mein damaliger Verlobter schien aufmerksam und höflich zu sein, doch nach der Hochzeit fiel die Maske. Damian arbeitete nicht, hing stattdessen den ganzen Tag mit seinen Kumpels in Hinterhöfen herum und redete von „seriösen Nebenjobs“. Er kam spät nach Hause, stets mit Alkoholgeruch, und der Kühlschrank war leer. Kein Geld, keine Hilfe, keine Anteilnahme – alles lastete auf mir. Ich arbeitete, schleppte Einkaufstüten, gebar und zog unsere Tochter groß, während er einfach nur da war. Ein nutzloses Anhängsel.

Als Lina ein Jahr alt war, reichte ich die Scheidung ein. Nicht, weil es leicht war, sondern weil es unerträglich wurde. Erschöpft und am Ende meiner Kraft entschied ich mich für mich und meine Tochter. Damals glaubte ich, es würde nie wieder etwas Gutes kommen. Aber ich hatte mich geirrt.

Jetzt ist Lina neun. Sie geht zur Schule, malt leidenschaftlich gern und träumt davon, Designerin zu werden. All die Jahre hat ihr leiblicher Vater sich nicht gemeldet. Kein Anruf, kein Spielzeug, nicht ein einziger Euro. Ich bestand nicht darauf – verlangte kein Unterhalt, erwartete keine Beteiligung. Ich lebte einfach, so gut ich konnte, für mein Kind.

Meine ehemalige Schwiegermutter, Gisela Hoffmann, sah ich selbst zu Hochzeiten nicht. Sie kam nicht zur Geburt, nicht zur Taufe, bot nie Hilfe an. Ein paar förmliche Anrufe – das war alles, was ihre „Großmutterliebe“ ausmachte. Ich akzeptierte es: Nicht jedes Kind bekommt eine liebevolle Oma.

Die Zeit verging. Ich lernte Markus kennen – einen Mann, der mir zeigte, was es bedeutet, geliebt zu werden. Wir heirateten, bekamen einen Sohn, Finn. Markus nahm Lina von Anfang an wie sein eigenes Kind an. Sie nennt ihn „Papa“, ohne zu ahnen, dass er nicht ihr leiblicher Vater ist. Ich beschloss, ihr die Wahrheit noch nicht zu erzählen. Sie soll eine vollständige Familie haben. Sie soll glauben, dass sie gewollt ist, dass sie geliebt wird – und das ist keine Lüge. Markus vergöttert sie.

Meine jetzige Schwiegermutter, Helga Bauer, ist eine wunderbare Frau. Sie nennt Lina ihre Enkelin, verwöhnt sie, umarmt sie innig. Und meine Tochter liebt sie zurück. Wir haben ein gemütliches Zuhause, Wärme, Frieden. Alles, was mir früher so sehr fehlte.

Doch plötzlich tauchte ein Schatten aus der Vergangenheit auf.

Gisela Hoffmann hatte auf irgendeine Weise unsere neue Adresse gefunden. Zuerst dachte ich an Zufall. Doch dann sah eine Nachbarin sie im Hof – sie sprach ein kleines Mädchen an, das vor dem Haus spielte, und behauptete, ihre Oma zu sein, während die „böse Mama“ sie voneinander fernhalte. Zum Glück war es nicht Lina. Die Eltern des Kindes riefen die Polizei, und mir wurde gesagt, eine fremde Frau hätte nach mir gefragt.

Am nächsten Tag rief sie an. Ohne Scham, ohne Reue.

„Ich bin Linas Oma, und du wirst uns zusammenbringen. Ein Kind braucht Kontakt zur eigenen Familie!“

Ich rang um Fassung.

„Acht Jahre. Acht Jahre haben Sie nicht an Ihre Enkelin gedacht. Wo waren Sie, als sie krank war? Laufen lernte? Wo waren die Geburtstagskarten? Geschenke? Anrufe?“

„Hauptsache, ich bin jetzt da. Familienkontakt kann man nicht verbieten. Erst soll sie sich an mich gewöhnen, dann nehme ich sie zu mir. Ich habe gerade eine freie Wohnung. Eigentlich hätte ich sie schon früher holen sollen, aber ich hatte Mitleid mit dir!“

Mir zitterten die Hände. Wie kann man so kalt über ein fremdes Kind reden wie über eine vergessene Tasche am Bahnhof?

„Hören Sie zu, Sie sind für Lina eine Fremde. Sie hat eine Oma, die sie liebt. Einen Papa, der jeden Tag für sie da ist. Sie haben kein Recht, sich in ihr Leben einzumischen!“

„Das ist nicht mal dein Kind! Gib den Enkel meiner Mutter zurück! Oder hast du vergessen, dass du damals fremdgegangen bist?“

Da wusste ich: Sie würde nicht aufhören. Also log ich, um meine Tochter zu schützen:

„Wissen Sie was? Stimmt. Lina ist nicht von Damian. Ich habe ihn damals betrogen. Deshalb ist er gegangen. Hoffentlich lassen Sie uns jetzt in Ruhe.“

Gisela spuckte mir förmlich ins Gesicht – durch den Hörer – und knallte auf. Ich dachte, es sei vorbei. Doch sie schrieb weiter. Drohte. Telefonierte. Nicht als Großmutter, sondern als eine verbitterte Frau, die sich bestohlen fühlte.

Jetzt sammle ich Dokumente und gehe zur Polizei. Ich lasse nicht zu, dass jemand das Leben meines Kindes zerstört. Sie soll nicht in den Schmutz, den Streit und den Groll gezogen werden, in den man mich einst hineinzwang. Lina weiß von nichts. Und sie wird es auch nicht erfahren – noch nicht.

Denn meine Tochter verdient Frieden. Nicht die alten Sünden fremder Menschen.

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Verrat mit einem Hauch von Entspannung