Fast von meinem Partner weggelaufen… weil er zu viel aß

**Tagebucheintrag: Fast gegangen… weil er zu viel isst**

Ich kann nicht mehr. Ehrlich. Ich bin einfach müde. Bis zum Zittern. Bis zur Wut. Bis zu den Tränen. Lukas und ich sind erst anderthalb Jahre verheiratet, aber in dieser Zeit habe ich schon mindestens fünfzehn Mal im Geiste meine Sachen gepackt und mir vorgestellt, wie ich die Wohnung verlasse und die Tür hinter mir zuknalle. Der Grund? Essen. Oder besser gesagt – sein Appetit. Dieser unmenschliche, tierische, geradezu kosmische Hunger.

Er isst für drei. Für drei Märchenriesen. Und deren Pferde. Und den Drachen dazu, wenn wir schon dabei sind. Zuerst dachte ich: „Na gut, ein Mann mit Appetit ist ein gutes Zeichen, dann koche ich wohl lecker.“ Doch dann wurde mir klar – ich koche nicht für mich, sondern für die Schlachtbank. Kekse, Kuchen, Pfannkuchen – alles ist ratzfatz weg. Kaum steht es auf dem Tisch, ist es schon leer. Eine Suppe gekocht? Der Topf ist noch am selben Tag leer. Und ich? Ich hatte nicht einmal was davon.

Meine Freundinnen lachen: „Ach, wir kochen doch nur alle paar Tage. Eine große Portion Eintopf für die ganze Woche, und dann ist Ruhe.“ Bei ihnen ist es einfach. Bei mir fühlt es sich an wie Küchen-Knastarbeit. Ich esse wie ein Spatz, mir würde dieser eine Topf für die ganze Woche reichen. Aber mit Lukas funktioniert das nicht. Bei ihm ist ein normales Abendessen drei Teller Suppe, fünf Buletten und ein halbes Brot. Jeden Tag.

Ich weiß, Männer brauchen mehr Essen. Aber nicht in solchen Dimensionen! Ich lebe praktisch am Herd. Komme ich von der Arbeit, geht es direkt in die Küche. Braten, kochen, schmoren, spülen. Berge von Geschirr. Der Boden voller Krümel. Töpfe – ewige Wachposten. Und er? Er ist müde, weil er nach der Arbeit am Steuer saß und nicht mehr zum Einkaufen kam.

„Ich wusste ja nicht, was du brauchst“, rechtfertigt er sich. „Und überhaupt, ich bin kaputt. Die Arbeit häuft sich.“

Und ich? Bin ich nicht erschöpft? Diese Tüten mit Kartoffeln, Kohl, Fleisch – jeden Tag! Meine Hände zittern, wenn ich ins Treppenhaus trete. Ich habe ihm seinen Vater als Beispiel genannt: „Dein Papa fährt selbst zum Markt, kocht und macht Einmachgläser, dass selbst Restaurants neidisch werden. Und deine Mutter hält nicht mal eine Pfanne in der Hand – weil er ihr alles abnimmt.“ Aber Lukas? Als wäre er nicht sein Sohn.

Irgendwann wusste ich – so geht es nicht weiter. Ich nahm unbezahlten Urlaub, packte eine Tasche und fuhr zu meinen Eltern nach Bayern. Meine Mutter hatte schon lange gefragt. Sie leben in einem Dorf, in Ruhe. Eigene Milch, Käse, Butter, Marmelade. Und das Wichtigste – keine einzige Pfanne, die ich spülen müsste.

Ich hinterließ Lukas einen Zettel. Ehrlich: „Es ist zu viel. Ich brauche eine Pause. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mit einem Mann verheiratet sein will, den ich nicht satt bekomme.“ Er rief sofort an. Ich ging nicht ran. Dann schaltete ich das Handy aus. Ich brauchte diese paar Wochen Freiheit. Um mich daran zu erinnern, wie es ist, eine Frau zu sein – und nicht nur eine Köchin.

Mama fütterte mich mit Topfkuchen, morgens plauderten wir auf der Veranda, lachten und tranken duftenden Kaffee. Zum ersten Mal seit Langem atmete ich. Entspannte mich. Ich gestand ihr sogar, dass ich mich scheiden lassen wollte. Sie war erst baff, dann lachte sie:

„Mensch, Kind, jetzt hör mal. Hätte ich nicht gedacht, dass ich das je höre: ‚Scheidung – Grund: Mein Mann isst zu viel!‘ Das muss man sich mal geben…“

Meinen Eltern war es lustig. Mir nicht. Es war meine Wahrheit. Mein Schmerz.

Auf der Rückfahrt im Zug scrollte ich durch mein Handy. Ich fand ein Foto, auf dem Lukas mit meinem Kuchen in der Hand strahlt – den ich ihm zum Geburtstag gebacken hatte. Er sieht so glücklich aus, so echt, so vertraut. Ein Kloß schnürte mir die Kehle zu. Was, wenn… ich alles unnötig kompliziert mache?

Ich hatte nicht gesagt, wann ich zurückkäme. Ich wollte unauffällig ankommen. Am Bahnsteig stieg ich aus und ging Richtung Taxi. Doch dann erstarrte ich.

Da stand er. Lukas. Mein Vielfraß. Mit einem Strauß Pfingstrosen – meinen Lieblingsblumen. Zerzaust, mit dunklen Ringen unter den Augen, aber mit einem so schüchternen, echten Lächeln, dass ich in Tränen ausbrach.

Er kam auf mich zu, umarmte mich und flüsterte:
„Es tut mir leid. Ich habe nicht verstanden, wie schwer es für dich ist. Das wird nicht wieder vorkommen.“

Am Empfang wartete eine Überraschung. Die Wohnung war blitzblank. Der Tisch – gedeckt. Er hatte alles gekocht, was ich liebe. Meine Lieblingsexemplare vom Bäcker geholt. Im Kühlschrank – ordentliche Boxen mit Vorkochungen für die Woche. Und daneben stand ein zweiter Kühlschrank.

„Damit du nur einmal pro Woche einkaufen musst und nicht alles schleppen musst. Ich habe es kapiert“, sagte er.

Und ich kapierte – ich liebe ihn. Ja, er isst viel. Ja, manchmal treibt er mich in den Wahnsinn. Aber er gibt sich Mühe. Er hat mich gehört. Und das ist mehr wert als alles andere.

Die Scheidung ist vom Tisch. Aber das Abendessen – steht bereit. Und auch wenn ich wieder am Herd stehe. Diesmal – mit Liebe. Und seiner Hilfe.

**Was ich gelernt habe:** Manchmal braucht es eine Pause, um zu sehen, was wirklich zählt. Und manchmal reicht ein ehrliches „Ich kapier’s“, um alles wieder ins Lot zu bringen.

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Fast von meinem Partner weggelaufen… weil er zu viel aß
Wie ein Paar im Herzen und in der Küche der Verwandten lebte