Hey, ich muss dir einfach diese Geschichte erzählen, weil sie mir wirklich nahegeht. Es geht um mich – ich bin jetzt 38, verheiratet und habe ein Kind. Aber der Weg hierher war nicht einfach, voller Tränen und Enttäuschungen.
Als ich klein war, war unser Zuhause wie ein Kampfgebiet. Meine Eltern haben sich jeden Tag angeschrien, und mein Vater war ständig betrunken. Er hatte auch noch eine andere Frau. Ich war zwar jung, aber ich habe gespürt, wie kaputt alles war. Meine Mutter hat geweint, wenn niemand hingesehen hat, aber nach außen hin so getan, als wäre alles perfekt. Als sie dann die Scheidung angekündigt hat, waren alle schockiert – nur ich nicht. Für mich war es fast eine Erleichterung. Ehrlich gesagt, habe ich meinen Vater nie wirklich geliebt. Von ihm kam nur Gebrüll und Alkohol. Unser Zuhause war die Hölle.
Irgendwann ist er zu seiner Geliebten gezogen. Angeblich hat sie ihn nach ein paar Monaten rausgeworfen. Für mich und meine Mutter war es, als könnten wir endlich atmen. Sie hat sich nie unterkriegen lassen – hat drei Jobs gleichzeitig gemacht, damit es mir an nichts fehlt. Ich habe ihr nie extra Stress gemacht, weil ich wusste, wie schwer es für sie war. Wir waren wie zwei Schiffbrüchige, die sich festhalten.
Dann kam alles anders. Zwei Jahre nach der Scheidung hat meine Mutter einen Mann namens Heinrich mit nach Hause gebracht. Sie sagte, er sei ihr Freund und würde jetzt ab und zu bei uns sein. Am Anfang war ich misstrauisch – wer war dieser Fremde, der in unser Leben platzte? Aber mit der Zeit habe ich gemerkt, was für ein toller Mensch er ist.
Er hat nie gedrängt, aber war immer da: beim Hausaufgabenmachen, beim Fahrradfahrenlernen, einfach als stille Unterstützung. Und plötzlich habe ich gesehen, wie meine Mutter wieder lächelte. Sie musste nicht mehr rund um die Uhr arbeiten, und unser Zuhause war plötzlich friedlich. Heinrich war mehr als nur „Mamas Freund“ – er wurde zu einem Vater für mich.
Meine Geburtstage waren plötzlich fröhlich, mit Kuchen, Freunden und Lachen. Diese Momente werde ich nie vergessen. Und mein leiblicher Vater? Nicht ein Anruf, kein Brief. Kein Zeichen, dass ich ihm fehle. Vielleicht war es besser so. Wir waren längst Fremde.
Jetzt habe ich selbst eine Familie – eine Frau, ein Kind. Ich habe meinen Vater nicht zur Hochzeit eingeladen. Warum auch? Er hat seinen Weg gewählt, und der führte weg von uns. Aber ich habe meine Familie gefunden. Nicht nur in meiner Frau und meinem Sohn, sondern auch in meiner Mutter und Heinrich. Sie haben nie geheiratet, aber das spielt keine Rolle. Ihre Liebe ist echt, ohne Theater oder Streit.
Wenn ich sie sehe, bin ich so dankbar. Sie haben mir gezeigt, dass Familie nicht immer Blutsverwandte sein müssen. Es sind die Menschen, die für dich da sind, die dich lieben, so wie du bist.
Mama und Heinrich – ihr seid mein Leuchtturm im Sturm. Ich liebe euch und hoffe, ihr habt noch viele Jahre voller Wärme vor euch. Ihr habt mir gezeigt, dass nach der dunkelsten Nacht die Sonne wieder scheint. Und jetzt scheint sie – für uns alle.