Ein Fremder wurde mir zum Vater, während mein leiblicher Vater mich für immer verließ
Nun habe ich eine echte Familie gefunden
Liebe Leser,
ich schreibe diese Zeilen nicht, um Ratschläge zu erhalten, sondern um den angestauten Schmerz herauszulassen und die Freude zu teilen, die endlich in mein Leben gekommen ist. Ich bin 38 Jahre alt, ein verheirateter Mann und Vater eines Kindes. Doch der Weg zu diesem Glück war lang und steinig, geprägt von Enttäuschungen und Verletzungen.
Als ich noch ein Kind war, glich unsere Familie einem Schlachtfeld. Meine Eltern – meine Mutter und mein Vater – stritten täglich, ihre Schreie hallten durch das ganze Haus. Mein Vater trank unmäßig und hatte eine andere Frau. Ich verstand damals nicht viel, doch ich fühlte mich verloren und ungewollt. Meine Mutter weinte oft, doch vor Nachbarn und Bekannten zwang sie sich ein falsches Lächeln auf, als sei bei uns alles in Ordnung. Als sie dann die Scheidung ankündigte, traf das alle wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Alle – außer mich. Ich nahm es gelassen hin, sogar mit heimlicher Erleichterung: Endlich würde dieser Albtraum ein Ende haben. Ehrlich gesagt, geliebt habe ich meinen Vater nie. Von ihm erhielt ich keine Wärme, kein freundliches Wort – nur Befehle und Alkoholdunst. Unser Zuhause war die Hölle.
Bald darauf zog mein Vater zu seiner Geliebten. Es hieß, sie habe ihn nur ein paar Monate ertragen, dann warf sie ihn hinaus. Für mich und meine Mutter wurde das Leben leichter. Sie blieb allein, doch sie gab nicht auf – sie arbeitete, oft mehrere Jobs gleichzeitig, damit es mir an nichts fehlte. Ich sah, wie schwer sie es hatte, und versuchte, keine zusätzlichen Sorgen zu bereiten. Wir hielten zusammen wie zwei Schiffbrüchige, die an Land gespült worden waren.
Ein Fremder wurde mir zur Familie
Fast zwei Jahre nach der Scheidung brachte meine Mutter eines Tages einen Mann namens *Klaus* mit nach Hause. Sie sagte, er sei ihr Freund und würde nun ab und zu mit uns essen oder am Wochenende Ausflüge machen. Anfangs musterte ich ihn misstrauisch – ein Fremder drang in unsere kleine Festung ein! Doch mit der Zeit begriff ich: Klaus war kein einfacher Gast. Er war ein Mann mit einem großen Herzen.
Er tat alles, um mein Vertrauen zu gewinnen. Er drängte sich nicht auf, war aber immer da: half mir bei den Hausaufgaben, spielte mit mir im Garten, brachte mir Radfahren bei. Langsam bemerkte ich, wie meine Mutter neben ihm aufblühte – ihre Augen strahlten wieder, und zu Hause wurde es ruhig und behaglich. Sie schuftete nicht mehr ohne Ende, und wir verbrachten viel mehr Zeit miteinander. Zum ersten Mal spürte ich, wie sich echte väterliche Fürsorge anfühlte. Klaus wurde mehr als nur „Mamas Freund“ – er war der Mensch, den ich Vater nennen konnte.
Meine Geburtstage feierten wir laut und fröhlich – mit Freunden, deren Eltern, Kuchen und Gelächter. Diese Momente werde ich nie vergessen. Und mein leiblicher Vater? Er dachte nicht einmal an mich. All die Jahre kein Anruf, kein Brief, nicht die kleinste Andeutung, dass ich ihm fehlte. Vielleicht war es besser so – wir waren uns so fremd geworden, dass es nichts mehr zu sagen gab.
Mein Leben ohne ihn
Ich wurde erwachsen, heiratete, wurde selbst Vater. Zur Hochzeit lud ich ihn nicht ein – wozu? Auch die Geburt seines Enkels teilte ich ihm nicht mit. Er hatte seinen Weg gewählt, und der führte weg von uns. Doch ich fand meine Familie – nicht nur in meiner Frau und meinem Sohn, sondern auch in meiner Mutter und Klaus. Sie haben nie offiziell geheiratet, aber das scheint sie nicht zu stören. Ihre Liebe ist echt, ohne große Worte oder Schaustellerei. Noch heute blicken sie sich zärtlich an, lösen Konflikte ohne Streit. Ich glaube, sie sind wirklich füreinander bestimmt.
Wenn ich sie betrachte, empfinde ich Freude – über ihr Glück, über all die schönen Erinnerungen, die sie mir schenkten. Dank ihnen verstand ich: Familie bedeutet nicht zwangsläufig Blutsbande. Es sind jene, die an deiner Seite stehen, die dich stützen und lieben, so wie du bist.
Danke für alles
Mama und Klaus – meine Leuchttürme in diesem stürmischen Leben. Sie sind gesund, und ich danke dem Schicksal jeden Tag für sie. Ich liebe euch, meine Lieben! Möge euer Leben lang und warm sein, wie jene Abende, die wir gemeinsam verbrachten. Ihr habt mir gezeigt, dass selbst nach der dunkelsten Nacht die Sonne wieder scheint. Und sie ist aufgegangen – für uns alle.