Verrat im Herzen

**Verrat im Herzen**

In dem beschaulichen Städtchen Wismar, wo das Leben seinen gemächlichen Lauf nahm und Gerüchte sich schneller verbreiteten als der Wind, hielt ich, Elke, mich für eine vorbildliche Ehefrau. Meinen Mann, Matthias, liebte ich bedingungslos und vertraute ihm wie mir selbst. Nie suchte ich nach fremden Haaren auf seinem Jackett, durchstöberte sein Handy oder quälte ihn mit Eifersucht. Bis zu jenem verhängnisvollen Tag, der alles auf den Kopf stellte.

Morgens ging ich zur örtlichen Sparkasse, um eine neue Karte zu beantragen. Ich nahm eine Nummer und setzte mich auf das abgenutzte Ledersofa im Wartebereich. Zwei Frauen Mitte dreißig führten ein lebhaftes Gespräch. Ihre Stimmen hallten durch den Raum, und so wurde ich unfreiwillige Zuhörerin. Eine von ihnen, mit zitternder Stimme, erzählte, wie sie ihren Mann beim Fremdgehen ertappt hatte. Die andere nickte, doch in ihrem Ton lag eine Spur Häme, als dachte sie: „Geschieht dir recht!“

Die Geschichte war schrecklich. Ihr Mann kam seltsam nach Hause: Seine Augen glänzten fiebrig, sein Hemd fehlte ein Knopf, als hätte ihn jemand in leidenschaftlicher Eile abgerissen. Als er unter der Dusche stand, durchsuchte sie, von Misstrauen getrieben, sein Handy. Dort fand sie Nachrichten und Anrufe von einer Geliebten. Er leugnete nicht. „Ja, ich liebe eine andere, dich bedaure ich nur noch.“ „Zehn Jahre habe ich ihm gegeben!“, schluchzte die Frau, ihre Stimme brach vor Schmerz.

Als meine Nummer aufleuchtete, eilte ich zum Schalter, doch das Gespräch der Fremden blieb wie ein Splitter in meinem Kopf. Ich selbst war erst vierzig geworden, und in einem Monat sollten Matthias und ich unser elftes Hochzeitsjubiläum feiern. Den ganzen Tag über kreisten meine Gedanken um das Gehörte, und am Abend keimte eine dumpfe Angst in mir, gefolgt von finsteren Vermutungen. Ich war bereit für den Kampf.

Matthias kam spät heim, sein Gesicht erschöpft, die Augen matt. „Müde“, murmelte er und verschwand unter die Dusche. Ich blieb starr vor seinem Handy auf dem Nachttisch stehen. Noch nie hatte ich so etwas getan, doch die Worte der Frau aus der Bank hallten in mir nach. Meine Hände zitterten, mein Herz raste, Scham kämpfte mit Neugier – doch ich entschied mich. Ich griff nach dem Handy und begann, die Nachrichten zu durchforsten.

Und da war er – der Schlag ins Herz. Dutzende Nachrichten von einer gewissen „Kaiserin“. Diese Unverschämte schrieb ihm öfter, als die Bank Überweisungsbestätigungen schickte. Ich wagte nicht, die Texte zu lesen – die Wahrheit hätte mich zermalmt. Ich wechselte zu den Anrufen: „Kaiserin“ rief ihn an, er sie. Meine Welt brach zusammen. Ein Druck lastete auf meiner Brust, als hätte mir jemand das Herz herausgerissen und auf den Boden geworfen. Übelkeit stieg in mir auf. „Zehn Jahre… Wie konnte er?“, hämmerte es in meinen Schläfen. Sollte ich mich betrinken?

Vorsichtig, als halte ich eine Giftschlange, legte ich das Handy zurück. Matthias erschien in der Tür, nur mit einem Handtuch bekleidet, die Haare noch nass, ahnungslos über den Sturm in meiner Seele. Er sah mein Gesicht und verstand sofort – so viele Jahre zusammen hinterlassen Spuren. Schweigend hob er fragend die Augenbrauen.

Ich platzte heraus, kaum in der Lage, die Tränen zurückzuhalten:

„Wer ist diese ‚Kaiserin‘ und warum wohnt sie in deinem Telefon?“

Matthias erstarrte, als sähe er ein Gespenst. Eine schwere Stille breitete sich aus, wie vor einem Gewitter. Schließlich seufzte er:

„Das ist alles?“

„Ich hätte das nie von dir erwartet“, presste ich hervor, meine Stimme brach vor Verletzung. „Zehn Jahre… Ich dachte, wir sind glücklich!“

Mein Kopf pochte, mein Herz fühlte sich an, als würde es zerreißen. Matthias griff schweigend zum Handy und wählte eine Nummer. Ich kniff die Augen zusammen, überzeugt, er würde sie anrufen, um zu sagen: „Wir sind entdeckt.“ Doch dann klingelte mein eigenes Telefon. Ich öffnete die Augen. Matthias hielt mir sein Display hin – darauf stand: „Kaiserin“. Aber unser Nachname war doch ein anderer!

Er lächelte leicht, geduldig, wie ein Lehrer gegenüber einem langsamen Schüler. Da begriff ich es. Ich erinnerte mich, wie er mich in den ersten Ehejahren seine „Kaiserin Elke“ nannte. Mein Name – Elke – und sein scherzhafter Titel für mich. Wie konnte ich das vergessen?

Scham überflutete mich, meine Wangen brannten. Matthias, immer noch lächelnd, flüsterte:

„Elke, du bist meine einzige Kaiserin. Immer warst du es, immer wirst du es sein.“

Ich fiel ihm in die Arme, lachte und weinte gleichzeitig. Der Schmerz verflog, übrig blieb nur die Wärme seiner Hände und eine tiefe Erleichterung. Doch insgeheim wusste ich: Diesen Tag werde ich niemals vergessen.

**Man lernt nie aus – Misstrauen ist ein Gift, das man sich selbst einschenkt.**

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Verrat im Herzen
Der geheime Anruf, der alles veränderte