„Ich bin Marta, das ist Ihr sechsjähriger Enkel – mein Sohn behauptet, er wisse nichts von ihm und sei sich unsicher, ob er der Vater ist“

Ein herbstlicher Abend veränderte mein Leben für immer. Ich kam wie immer müde von der Arbeit nach Hause, den Kopf voll mit Terminen, Einkaufslisten und Gedanken an den nächsten Tag. Da sprach mich plötzlich jemand mit Namen an. Ich drehte mich um – vor mir stand eine junge Frau, daneben ein etwa sechsjähriger Junge. Sie trat näher und sagte ruhig: „Helga Schmidt, ich bin Monika, und das hier ist Ihr Enkel Finn. Er ist schon sechs.“

Mir wurde schwarz vor Augen. Diese Frau, dieses Kind – ich hatte sie noch nie im Leben gesehen. Ich starrte sie an und fragte mich: Soll das ein Witz sein? Doch Monika wirkte ernst, nicht eine Spur von Ironie in ihrer Stimme. Instinktiv blickte ich mich suchend um – vielleicht eine versteckte Kamera, eine dumme TV-Show? Aber nein, das hier war echt.

Ich habe nur einen Sohn – Matthias. Ein gutaussehender, selbstbewusster Mann mit einer anständigen Position in einer Frankfurter Firma. Mein ganzes Leben habe ich ihm gewidmet. Sein Vater verließ uns, als Matthias zwei war. Seitdem arbeite ich mich kaputt – tagsüber in der Apotheke, abends putze ich Büros. Alles, um ihm eine gute Ausbildung und ein anständiges Leben zu ermöglichen. Ich habe nicht gelebt, sondern überlebt. Kein Urlaub, immer nur Kartoffeln mit Quark, dieselben Schuhe seit fünf Jahren. Er war mein Ein und Alles.

Jetzt ist er zweiunddreißig, nicht verheiratet, aber Frauen gab es genug. Er wechselte sie wie seine Unterwäsche. Ich wartete immer darauf, dass er endlich die Richtige mitbringt – nicht nur für ihn, sondern damit ich endlich stolze Oma werden könnte.

Und dann das. Eine Frau behauptet, mein Enkel stehe neben ihr. „Ich wollte es Ihnen eigentlich gar nicht sagen“, flüsterte Monika, „aber Finn gehört zu Ihrer Familie. Ich erwarte nichts von Ihnen. Hier ist meine Nummer. Wenn Sie möchten, rufen Sie einfach an, nur um ihn kennenzulernen.“

Sie gingen, und ich blieb wie angewurzelt stehen, als hätte mir jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Zu Hause rief ich sofort Matthias an. Zuerst verstand er nicht, wovon ich redete, dann gab er widerwillig zu, dass er vor Jahren mal mit einer Monika zusammen war. Ein Jahr etwa – vielleicht etwas weniger. Sie hatte damals von einer Schwangerschaft erzählt, aber er hatte es nicht ernst genommen. „Wer weiß, von wem das Kind wirklich ist?“, hatte er gesagt. Danach war sie verschwunden, und er hatte nicht einmal nach ihr gesucht.

Seine Stimme ließ mein Herz verkrampfen. Er redete von möglicher Lüge, davon, dass sie sich alles ausdenken könnte. Doch in meinen Ohren klang Monikas ruhige Stimme, und vor meinen Augen war Finns Gesicht – als hätte ich ihn schon irgendwo gesehen.

Ich traute mich und rief Monika an. Sie nahm fast sofort ab. Ihre Stimme war leise, ohne Vorwürfe. Finn sei im April geboren, sagte sie, und mit Matthias hatten sie sich im Herbst davor getrennt. Ein Vaterschaftstest? Nicht nötig, sie wisse, wer der Vater sei. Ihre Familie unterstütze sie, sie arbeite selbst, alles sei in Ordnung. Finn sei jetzt in der ersten Klasse. „Wenn Sie ihn kennenlernen möchten – gerne. Wenn nicht – ich verstehe das. Ich bin nicht wegen Geld oder Hilfe gekommen. Aber als Mutter dachte ich, Sie haben ein Recht darauf, es zu wissen.“

Ich legte auf, und die Stille in der Wohnung dröhnte in meinen Ohren. Tausend Fragen jagten durch meinen Kopf. Mein Enkel – oder nicht? Soll ich Monika glauben? Oder Matthias? Und was, wenn mein Herz sich schon nach diesem Jungen sehnt, nach seinen Augen, seiner Stimme?

Zwei Wochen sind seitdem vergangen. Jeden Tag halte ich den Zettel mit ihrer Nummer in der Hand – und kann mich nicht überwinden. Was, wenn ich meine einzige Chance verpasse? Was, wenn Finn wirklich mein Enkel ist? Aber wenn das alles am Ende nur eine Lüge war? Ich weiß nicht, was schlimmer ist: Betrogen zu werden – oder den Rest meines Lebens zu verbringen, ohne jemals zu wissen, ob er wirklich mein Fleisch und Blut ist…

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