«Wenn die Wurst ausbleibt: Wie zwei Söhne über ein Jahr von der Mutter lebten, ohne etwas beizutragen»

Meine alte Bekannte Gisela – eine Frau mit einem schweren Schicksal. Ihr ganzes Leben lang arbeitete sie als Buchhalterin, zog nach dem Tod ihres Mannes vier Kinder allein groß, hielt das Haus zusammen und sparte an sich selbst. Und gerade, als sie dachte, im Rentenalter ein wenig ausruhen zu können, wurde klar, dass es nicht so einfach war. Zwei ihrer erwachsenen Söhne hatten sich zu richtigen Schmarotzern entwickelt – sie jobten nicht, lebten seit über einem Jahr auf ihre Kosten, während jeder von ihnen eine eigene Wohnung hatte, die sie noch zu Lebzeiten des Vaters geschenkt bekommen hatten. Doch beide zogen das bequeme Leben bei Mutter vor.

Die älteste Tochter und der jüngste Sohn waren selbstständig, lebten in ihren eigenen vier Wänden, arbeiteten und gründeten Familien. Aber die beiden mittleren Söhne – Lars und Stefan – dachten sich: Wenn Mama uns nicht rausschmeißt, können wir ja weiter in der gemütlichen Dreizimmerwohnung im Frankfurter Vorort bleiben. Gisela ertrug ihre Untätigkeit, kochte, wusch, hielt die Wohnung sauber und hoffte, sie würden irgendwann zur Vernunft kommen. Stattdessen hörte sie täglich dieselben Ausreden: „Es gibt einfach keine vernünftigen Jobs“, „Nichts passt zu meiner Ausbildung“, „Nach den Feiertagen suchen wir sicher was“…

Als ihr die Geduld riss, unternahm sie etwas Radikales. Sie nahm ihren gesamten angesparten Urlaub und hängte noch ein paar Monate unbezahlte Auszeit dran – offiziell ging sie in Rente, aber in Wirklichkeit war das ein gezielter Schachzug. Sie stellte ihre Söhne vor vollendete Tatsachen: „Ich arbeite nicht mehr. Wir leben jetzt von der Rente.“

Die erste Woche bemerkten die Söhne nichts. Sie wunderten sich nur, dass Gisela plötzlich so viel zu Hause war und schlecht gelaunt. Einer fragte sogar: „Mama, bist du krank?“ – worauf sie trocken antwortete: „Nein. Ich bin jetzt Rentnerin.“ Plötzlich wurden beide aktiv und redeten ihr ein, sie solle doch weiterarbeiten. Sie behaupteten, mit ihrer kläglichen Rente könne man zu dritt nicht leben, dass heutzutage alle Rentner noch etwas dazuverdienen würden. Einer rechnete sogar vor, wie viel Geld pro Monat für Essen und Nebenkosten draufging. Doch Gisela blieb hart: „Ich habe genug gearbeitet. Wollt ihr – müsst ihr mit meiner Rente auskommen. Ich kann auch Haferbrei mit Wasser essen.“

Und genau das fing sie an. Jeden Morgen – Haferbrei. Mittags – eine dünne Gemüsesuppe. Abends – Brot mit Tee. Keine Extras, keine Einkäufe. Der Kühlschrank wurde von Tag zu Tag leerer. Sie schimpfte nicht, machte keine Vorwürfe, kochte einfach weiter dasselbe. Irgendwann hielt es der erste Sohn nicht mehr aus. Er zog in seine eigene Wohnung, die er bis dahin vermietet hatte. Eine Woche später folgte der zweite. Und nach einem Monat hatten beide Jobs.

Als Gisela mir diese Geschichte erzählte, konnte ich es kaum glauben. Ich fragte: „Wie hast du das selbst ausgehalten?“ Sie zuckte nur mit den Schultern: „Was blieb mir übrig? Sonst wären sie nie weggegangen. Manchmal muss man sie richtig wachrütteln.“

Heute lebt sie allein. Die Söhne kommen ab und zu vorbei – mit kleinen Geschenken und Dankbarkeit. Sie sagen, sie hätten viel verstanden. Und Gisela lächelt nur: „Manchmal bedeutet Liebe zu den Kindern nicht, ihnen zu geben – sondern ihnen etwas wegzunehmen.“

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