Funken der Vergeltung im stillen Heim

**Funken der Rache in einem stillen Haus**

Der Abend senkte sich über das kleine Städtchen Heidebach und hüllte die Straßen in weiches Zwielicht. Thomas kam müde, aber zufrieden von der Arbeit nach Hause. Im Flur begrüßte ihn seine Frau, Sabine, mit einem warmen Lächeln und dem Duft frischer Bratkartoffeln.

„Hallo, hast du Lust auf Abendessen? Ich habe Kartoffeln gebraten“, sagte sie und strich sich die Schürze glatt.

„Klar, gerne“, antwortete Thomas und zog die Schuhe aus. Er holte einen Schlüsselbund aus der Tasche und warf ihn achtlos auf den Sideboard.

Sabine bemerkte die fremden Schlüssel und fragte mit zusammengekniffenen Augen:

„Was sind das für Schlüssel?“

„Mutter ist für drei Wochen in die Kur gefahren“, erklärte Thomas und rieb sich den Nacken. „Sie hat mich gebeten, nach ihrer Wohnung zu schauen, und mir die Schlüssel gegeben.“

Plötzlich blitzte in Sabines Augen ein schelmisches, fast unheilvolles Feuer auf. Sie klatschte in die Hände und rief:

„Endlich! Ich werde es tun!“

Thomas erstarrte und verstand nicht, was vor sich ging. Seine sonst ruhige und zurückhaltende Frau sah aus, als hätte sie Großes vor.

„Wovon redest du? Was willst du tun?“, fragte er mit wachsender Besorgnis.

Sabine lächelte nur geheimnisvoll, doch in ihrem Blick lag eine Entschlossenheit, die Thomas ein kaltes Frösteln den Rücken hinunterjagte.

Vor einigen Wochen hatte sich ihr Leben komplett verändert. Als sie von einem Besuch bei Sabines Eltern zurückkehrten, fanden sie ihre Wohnung unkenntlich wieder. Die Tapete im Flur, die sie mit so viel Liebe ausgesucht hatten, war durch grell gemusterte ersetzt worden. Die Möbel standen nicht mehr an ihren Plätzen: Der Schrank ragte mitten im Wohnzimmer, und das Bett im Schlafzimmer war zum Fenster gedreht, was den ganzen gemütlichen Charme zunichtemachte.

„Was ist das?“, fragte Sabine erschüttert und ließ ihre Tasche fallen, kaum dass sie die Tür hinter sich geschlossen hatte.

Thomas blickte über ihre Schulter und versuchte zu begreifen, was er sah. Sein Herz zog sich vor Entsetzen zusammen.

„Wer hat das getan?“, keuchte Sabine vor Wut, ihre Hände zitterten. „Das ist doch nicht unser Zuhause!“

„Beruhig dich“, sagte Thomas und legte ihr die Hände auf die Schultern, bemüht, ruhig zu klingen. „Lass uns das klären.“

Doch je mehr sie sich umsahen, desto größer wurde ihr Ärger. Das Sofa stand nun am Fenster, der Fernseher war in eine Ecke gerückt. Im Schlafzimmer war die Kommode vor die Wand gestellt, wo früher der Spiegel hing. Es war Chaos, und die Verantwortliche war klar: Thomas‘ Mutter, Helga Schmidt.

Vor einem Monat hatte Helga Schmidt ihre Wohnung inspiziert und dabei alles kritisiert: von der Tapetenfarbe bis zur Möbelaufstellung.

„Ihr habt so trübselige Tapeten, wie im Altenheim!“, erklärte sie missbilligend. „Da gehört was Helles hin, was das Auge erfreut!“

„Uns gefällt’s so“, entgegnete Sabine zurückhaltend und unterdrückte ihr Ärgernis.

„Nein, das geht nicht! Solche Farben verderben die Laune, kein Wunder, dass du immer so gestresst bist“, fuhr die Schwiegermutter fort, ohne auf Einwände zu hören. „Und eure Möbel stehen völlig falsch. Der Schrank gehört in die Ecke, nicht mitten ins Wohnzimmer! Und das Bett steht komplett verkehrt.“

Sabine wollte widersprechen, doch Thomas‘ Blick hielt sie zurück. Er wusste: Mit seiner Mutter zu diskutieren war zwecklos. Helga konnte stundenlang nörgeln, wie man ihr Leben „richtig“ einrichten solle. Schließlich ging sie, ließ aber eine bedrückende Stimmung zurück. Erleichtert atmeten Thomas und Sabine auf, in der Hoffnung, dass damit alles erledigt sei.

Doch dann mussten sie zum Geburtstag von Sabines Eltern reisen. Da ihr Kater, Schnurli, nicht allein bleiben konnte, schlug Thomas vor, Helga zu bitten, auf ihn aufzupassen. Sabine war strikt dagegen:

„Du willst ihr die Schlüssel geben? Sie wird wieder anfangen zu schalten und zu walten!“

Doch sie hatten keine Wahl – niemand sonst konnte sich um Schnurli kümmern. Widerwillig stimmte Sabine zu, gab Helga aber genaue Anweisungen: wann und wie viel zu füttern, wo die Spielsachen lagen. Jeden Tag rief sie an, um nach dem Rechten zu sehen. Helga antwortete knapp: „Alles in Ordnung“, und verabschiedete sich rasch. Das hätte sie stutzig machen sollen, doch Sabine ignorierte ihr ungutes Gefühl.

Bei ihrer Rückkehr wurde klar, dass Helga nicht nur den Kater beaufsichtigt hatte – sie hatte die Wohnung regelrecht umgestaltet.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Sabine erschöpft und betrachtete die fremde Tapete und die verschobenen Möbel.

„Die Möbel räumen wir zurück, die Tapete tauschen wir“, seufzte Thomas. „Das kostet Zeit und Geld. Ich kann Mama gleich anrufen und ihr die Meinung sagen.“

Sabine wischte sich die Tränen ab und überlegte. Plötzlich erhellte ein listiges Lächeln ihr Gesicht.

„Nein“, sagte sie, und in ihrer Stimme lag eisige Entschlossenheit. „Ich habe was Besseres vor. Deine Mutter fährt doch in die Kur, oder?“

Thomas nickte, ohne zu verstehen, worauf sie hinauswollte. Sabine zwinkerte nur, und ihr Plan nahm Gestalt an.

Als Helga in die Kur fuhr und Thomas die Schlüssel zu ihrer Wohnung übergab, spürte Sabine, dass der Moment gekommen war. Sie strahlDrei Wochen später betrat Helga ihre Wohnung, starrte auf die neuen, dezenten Tapeten und die umgestellten Möbel – und begriff schließlich, wie es sich anfühlte, wenn jemand einfach über ihre Grenzen hinwegging.

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Funken der Vergeltung im stillen Heim
Geheimnisse hinter verschlossenen Türen: Ein Drama entfaltet sich