Die Schwägerin meines Mannes hing uns plötzlich an der Backe — und das noch mit dem Segen der Schwiegermutter
Ich bin keine Nervensäge. Nicht die Sorte Frau, die ihren Mann für jede Kleinigkeit attackiert, seine Schritte verfolgt oder sein Handy kontrolliert. Ich arbeite, erziehe unsere Kinder und stehe ihm in schwierigen Zeiten bei. Aber alles hat seine Grenzen. Selbst bei der geduldigsten Frau kommt irgendwann der Punkt, an dem es *klick* macht. Und bei mir machte es *klick* — nach dem Anruf von Tante Maria.
Ich heiße Katharina. Seit fast zehn Jahren bin ich mit Stefan verheiratet. Wir haben zwei Söhne, Paul und Jonas, beide in der Schule. Wir wohnen in der Wohnung, die uns Stefans Mutter hinterlassen hat, nachdem sie zu ihrer Tochter gezogen ist. Meine Schwägerin dort hat bereits drei Kinder und erwartet ihr viertes. Dazu kommt noch unsere Eigentumswohnung, für die wir jeden Monat eine beträchtliche Summe abzahlen. Ich arbeite als Krankenpflegerin, Stefan bei einer Baufirma. Kein luxuriöses Leben, aber wir kommen zurecht. Unsere Eltern sehen wir selten — einfach keine Zeit. Darum nahm ich mir über Weihnachten Urlaub, um endlich mal Zeit mit der Familie zu verbringen. Ich träumte von Schlittschuhlaufen, Kino, Ausflügen und endlich mal einem Treffen mit Freunden. Doch daraus wurde nichts.
Stefan hat eine Tante — Maria, die Schwester seiner Mutter. Meine Schwiegermutter ist vernünftig: ruft selten an, mischt sich nicht ein. Aber Maria ist eine ganz andere Geschichte. Sobald bei ihr eine Glühbirne flackert, ein Stuhl quietscht oder Schnee fällt — sofort muss Stefan kommen. Und wie auf Kommando lässt er alles stehen und liegen und rast zu ihr. Ständig sind bei Tante Maria die Steckdosen defekt, ein Schrank droht umzukippen oder Möbel müssen dringend entsorgt werden.
Und so war es auch diesmal. Die Feiertage waren gerade vorbei, wir hatten schon die Kino-Tickets, die Schlittschuhe lagen im Kofferraum. Da veränderte sich Stefans Gesicht.
„Tante Maria hat angerufen“, sagte er. „Ich muss hin, beim Möbelausräumen helfen. Und ich hab schon den Felix bescheid gesagt, der kommt auch.“
„Machst du Witze?“, fragte ich. „Wir hatten doch geplant!“
„Geht ihr später“, winkte er ab. „Mama hat extra angerufen. Die alten Sessel sind zu schwer. Tante hat einen Bandscheibenvorfall. Und Umzugshelfer zu bezahlen — zu teuer. Versteh doch, Katharina, nur dieses eine Mal…“
*Nur dieses eine Mal.* Immer nur dieses eine Mal. *Einmal* zum Renovieren, *einmal* zum Streichen, *einmal* Schnee schippen, *einmal* ein Regal aufbauen. Aber unsere Kinder? Die kann die Frau ja allein ins Kino schleppen, sie kann ihnen ja erklären, warum Papa wieder nicht da ist.
Schweigend stieg ich mit den Kindern ins Auto. Wenn der Tag schon ruiniert war, konnten wir wenigstens frische Luft schnappen. Vor Ort war Tante Maria überrascht — und alles andere als begeistert.
„Wozu seid ihr gekommen? Das Auto wird zu voll, ich wollte doch mitfahren! Die Sessel müssen in den Garten!“
„Prima“, entgegnete ich. „Dann bleibt ihr daheim. Unsere Pläne sind eh zerstört, wenigstens können die Kinder etwas rumtoben.“
Sie schnaubte, blieb aber stumm. Wir fuhren zum Gartenhaus. Die Jungs stürzten sich in den Schnee, endlich wieder fröhlich. Doch dann klingelte das Telefon.
„Da liegt meterhoch Schnee“, meckerte Tante Maria. „Meine Söhne und Schwiegertöchter wollen später hierherkommen. Macht schon mal den Weg frei.“
Und in diesem Moment platzte mir der Kragen. Ich brüllte ins Telefon:
„Nein! Ihr habt zwei erwachsene Söhne! Sollen die mit ihren Frauen räumen! Wenn sie zum Vergnügen kommen, können sie auch arbeiten! Sind wir etwa eure Sklaven?“
Ich warf Stefans Telefon in den Schnee. Es ging aus. Dann drehte ich mich zu ihm um — mit all dem angestauten Ärger der letzten Jahre:
„Schluss damit! Nie wieder springst du für sie! Du bist Ehemann und Vater, kein kostenloser Handlanger! Und Felix soll nach Hause zu seiner Frau gehen! Genug, dass wir uns wie Leibeigene behandeln lassen!“
Wir fuhren weg. Die Kinder waren zufrieden — wenigstens ein bisschen Schneeballschlacht. Ich war ausgebrannt, aber endlich ruhig. Ein paar Stunden später rief die Schwiegermutter an.
„Ihr habt die arme Maria beleidigt!“, jammerte sie. „Sie trinkt Beruhigungstropfen, ist völlig aufgelöst! Kopfschmerzen, Kreislaufprobleme, Katharina hat sie angeschrien! Ihre Schwiegertöchter würden sich so was nie erlauben!“
Und ich? Zum ersten Mal seit Jahren antwortete ich gelassen:
„Wissen Sie was, Frau Lehmann? Ihre Schwester hat ihre Söhne noch nie um Hilfe gebeten. Die tut ihr leid. Aber meinen Mann? Der ist ja schließlich in der Nähe, da kann man sich bedienen. Aber ab jetzt — geht das nicht mehr.“
Ich legte auf. Nicht unfreundlich, aber bestimmt.
Seitdem herrscht Ruhe. Tante Maria ruft nicht mehr an. Beim Einkaufen grüßt sie kaum. Und das ist auch gut so.
Wisst ihr, viele haben Angst, klare Worte zu finden. Angst, jemanden zu verletzen, Angst vor Streit. Aber ich habe keine Angst mehr. Denn ich habe lange genug geschwiegen. Jetzt reicht’s.
Ja, solche Verwandten gibt es. Gib ihnen den kleinen Finger, und sie nehmen die ganze Hand. Also: Traut euch, Grenzen zu setzen! Lasst euch nicht zum Fußabtreter machen. Respekt fängt bei klaren Linien an. Und wer sie nicht zieht, wird früher oder später übergangen.
Das ist meine Geschichte. Was meint ihr? Habe ich richtig gehandelt? Oder hätte ich weiter schlucken sollen?