„Wenn ich herausfinde, dass du mit ihm sprichst – drohe ich! – Mama stellt uns einen furchtbaren Ultimatum“

»Wenn ich herausfinde, dass ihr mit ihm redet — dann verfluche ich euch!« — Mit dieser schrecklichen Drohung stellte uns unsere Mutter ein Ultimatum.

»Ich rechtfertige meinen Vater nicht, wirklich nicht!«, erzählt die vierundzwanzigjährige Greta aus Dresden. »Was er Mama angetan hat, war grausam. Er ließ sie mit zwei kleinen Kindern zurück, ohne Dach über dem Kopf, ohne einen Cent. Meine Schwester Lina war damals sechs, ich war gerade erst geboren. Es waren die Neunzigerjahre: Alles zerfiel, es gab kein Geld, kaum Arbeit. Mama musste ums Überleben kämpfen — im wahrsten Sinne des Wortes.«

Sie schuftete sich krank, nahm jeden Nebenjob an: verkaufte Gemüse auf dem Markt, wischte Böden, hackte Beete. Alles für uns. Ich erinnere mich, wie sie spätabends nach Hause kam, müde, mit rissigen Händen, aber lächelnd — nur um uns keine Angst zu machen.

»Hat euer Vater wenigstens irgendwie geholfen?«, frage ich.

»Nein. Weder moralisch noch finanziell. Vor Kurzem sagte er mal: ›Ich war jung und dumm.‹ Mama hat nie etwas von ihm verlangt. Keinen Unterhalt, keine Hilfe. Sie sagte: ›Lieber esse ich trocken Brot, als dass ich ihn um etwas bitte.‹ So stolz war sie.«

Gretas Mutter ging durch die Hölle. Und ihr Charakter schien sich genau dort zu formen — in diesem Schmerz, in diesem Kampf. Ihre Großmutter war hart, fast gefühllos. Zärtlichkeit kannten die Mädchen weder von ihr noch später von ihrer Mutter. Alles war streng, nach der Uhr. Geschirr immer gespült, Hausaufgaben erledigt, Betten gemacht, der Boden blank. Einmal sagte Lina etwas Unpassendes — und Mamas Blick ließ sie eine Woche lang zittern.

»Andere Mädchen hatten ganz andere Mütter!«, erinnert sich Greta. »Die saßen mit ihnen auf der Parkbank, lasen Märchen vor, buken Kuchen zusammen. Lina und ich waren neidisch. Wir vermissten das. Aber heute verstehe ich — wir sind stark geworden. Beide haben studiert. Lina arbeitet bei einer großen IT-Firma, ich fange gerade an, aber komme voran.«

Als Greta elf war, machte ihre Mutter einen Abschluss als Buchhalterin, fand einen gut bezahlten Job, und das Leben wurde leichter. Sie sahen zum ersten Mal das Meer. Nur für ein paar Tage — aber es war wie ein Märchen.

Dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, tauchte der Vater auf. Gretas achtzehnter Geburtstag. Er meldete sich zuerst bei Lina. Wollte die Beziehung kitten. Doch die schnitt ihm das Wort ab:

»Er hat es durchgerechnet. Kein Kindergeld mehr. Jetzt will er ein Vater sein? Tut mir leid, ich kenne ihn nicht. Und will es auch nicht.«

Greta grübelte lange. In ihr tobte ein Streit: Verrat auf der einen, Neugier auf der anderen Seite. Schließlich traf sie ihn. Sie saßen in einem Café, dann zeigte er ihr seine neue Familie.

»Ich war überrascht«, gesteht Greta. »Er war… normal. Ruhig, vernünftig, man konnte mit ihm reden. Keine Vorwürfe, kein Druck. Wir trafen uns ab und zu. Aber ich verheimlichte es vor Mama.«

Das Geheimnis flog auf, als Lina sich versehentlich verplapperte.

»Wenn ich erfahre, dass ihr ihn seht — dann verfluche ich euch. Merkt euch das«, sagte die Mutter kalt. Ohne Geschrei. Einfach mit diesem durchdringenden Blick. Und Greta spürte Angst.

Seitdem waren die Treffen heimlich. Sie versteckte ihr Handy, änderte Kontaktnamen. Lebte ein Doppelleben. Bis er ihr vor Kurzem ein unerwartetes Geschenk machte.

»Mein Freund und ich haben uns verlobt. Geld haben wir kaum, wohnen zur Miete. Papa erfuhr davon — und schenkte uns eine kleine Wohnung. Er sagte: ›Das ist für den Anfang. Ich will meine Schuld wenigstens ein bisschen gutmachen.‹ Ich weinte. Wie oft hatte ich mir mein eigenes Zuhause gewünscht! Aber jetzt… ich weiß nicht weiter.«

Greta glaubt nicht an »Flüche«, aber die Worte ihrer Mutter vergisst sie nicht. Sie fürchtet, die Wahrheit könnte alles zerstören. Doch weiterlügen — das kann sie nicht.

»Wie soll ich Mama erklären, wo die Wohnung herkommt?«, fragt sie. »Sagen, wir haben gespart? Sie weiß, dass wir das nie schaffen würden. Verheimlichen? Unmöglich. Es ihr zu gestehen heißt, ihren Zorn zu wecken. Vor der Hochzeit… ich will keinen Streit. Aber ich will auch nicht mehr lügen.«

Und jetzt? Wahrheit riskieren — und die Mutter verlieren? Oder schweigen — mit der Schuld im Nacken? Greta hat keine Antwort. Aber sie hofft, dass ihre Mutter, die so viel durchgemacht hat, die Kraft findet zu verzeihen. Oder wenigstens — zu verstehen.

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Die Erbschaft, die nicht so verlief wie geplant.