Die Schwiegertochter schlägt vor, die Mutter ins Pflegeheim zu geben – und bringt sie fast zum Herzinfarkt.

Gestern hat mein Mann zum ersten Mal im Leben heftig mit seiner jüngeren Schwester gestritten. Bisher war er für sie wie ein Rettungsring: er hat sie beschützt, entschuldigt, geholfen und verziehen. Er hat sie wie ein Kind behandelt, selbst als sie längst erwachsen war und einen dummen Fehler nach dem nächsten beging. Doch was sie jetzt vorgeschlagen hat, geht zu weit. Ich hätte nie gedacht, dass jemand so etwas seiner eigenen Mutter antun könnte.

Lina, meine Schwägerin, war schon immer schwierig. Sie ist einer dieser Menschen, die glauben, die ganze Welt schulde ihnen etwas. Immer sind andere schuld, immer müssen andere etwas tun – nur sie selbst nie. Mal hat sie Geldprobleme, mal Wohnungsnot, mal Ärger mit ihrem Freund. Und jedes Mal war es natürlich ihr Bruder – mein Mann Matthias –, der sie rettete, so gut er konnte. Sie „borgte“ sich Geld, aber das Wort „zurückzahlen“ existierte in ihrem Wortschatz nicht. Er wusste es, ich wusste es, alle wussten es – sie würde es nie zurückgeben.

Ihre Mutter – Elfriede Schmidt – hat sie alleine großgezogen. Ihr Mann ging zu einer anderen und ließ sie später auch sitzen. Die Kinder interessierten ihn nicht, Unterhalt zahlte er nicht, bei der Erziehung half er nicht. Nur auf dem Papier war er „Vater“. Klar, dass Elfriede alles alleine schultern musste, und natürlich verwöhnte sie die Jüngere – so ist das manchmal in Familien. Lina bekam immer das Beste: Kleidung, Geschenke, Aufmerksamkeit. Matthias hingegen lernte früh, erwachsen zu sein – er half, arbeitete, übernahm Verantwortung.

Doch Lina wurde zu einem Menschen, mit dem man nicht vernünftig umgehen kann. Schon als Teenager geriet sie in zweifelhafte Kreise, schaffte die Schule nur knapp und hatte keine Lust zu lernen. Später bezahlte Matthias ihr einen Kosmetik-Kurs – vergebens. Arbeiten wollte sie nicht, ließ Kundinnen hängen, kam zu spät, brach Versprechen.

Sie war zweimal verheiratet – beide Ehen scheiterten durch ihre eigene Dummheit. Die Männer waren geduldig, vernünftig, aber Lina dachte, die Welt müsse sich um sie drehen. Klappte nicht. Jetzt hat sie kein Geld, keine Wohnung, keinen Job. Und dann kam ihr neuer Plan: die Wohnung ihrer Mutter verkaufen, Elfriede ins Seniorenheim abschieben und sich selbst eine Einzimmerwohnung kaufen, um ihren „Traum-Beaute-Salon“ zu eröffnen.

Als ich das hörte, zitterte ich. Nicht von Lina erfuhr ich es, sondern von meiner Schwiegermutter selbst. Sie lud mich zum Tee ein, setzte sich mir gegenüber, sah mir in die Augen und flüsterte, als fürchte sie sich vor ihren eigenen Worten: „Meine Tochter will, dass ich gehe. Für immer. Mein Haus verkaufen und mich – dorthin, ins Altersheim. Ich dachte, es sei ein Scherz, aber sie meint es ernst…“ Dann kamen die Tränen. Ich sah diese alte Frau an, wie sie mit zitternden Händen die Tasse hielt, und konnte es nicht fassen.

Sie bat mich, Matthias nichts zu sagen – sein Herz würde es nicht verkraften. Doch wie hätte ich schweigen können? Ich ging nach Hause und erzählte meinem Mann alles. Ruhig, mit Schmerz, aber ehrlich.

Er schwieg, dann sprang er auf, griff nach seiner Jacke und stand zwanzig Minuten später vor Linas Tür. Als er zurückkam, sah ich nur Wut, Enttäuschung und Bitterkeit in seinen Augen.

„Ich habe sie rausgeschmissen“, sagte er nur. „Hab ihr gesagt, sie soll sich nicht mehr bei unserer Mutter blicken lassen und nie wieder unsere Schwelle betreten. Sie hat geschrien, gewütet, dich beschuldigt, als hättest du sie ‚verraten‘, als wolltest du selbst das Haus unserer Mutter. Und dass sie sich ‚an allen rächen wird‘…“

Aber ich bin nicht schuld. Ich habe getan, was richtig war. Denn hätte ich geschwiegen, hätte Lina Elfriede überredet, und sie hätte aus Schwäche zugestimmt – für das „Wohl“ ihrer Tochter. Und wäre am Ende obdachlos.

Jetzt sagt Matthias – vergiss sie. Blockier sie. Unterhalte dich auf keinen Fall mit ihr. Doch Elfriede leidet. Es ist eben ihre Tochter. So wie sie auch ist – ihr eigenes Fleisch und Blut. Sie kann nicht vergeben, nicht verstehen.

Und mir bleibt nur eine Frage an euch, liebe Leser: Was wäre, wenn Matthias anders gehandelt hätte? Angenommen, wir hätten Elfriede zu uns genommen, und Lina wäre in der Wohnung geblieben? Hätte sie sich gekümmert? Oder hätte sie ihre Mutter am Ende verdrängt? Warum kann ein erwachsener Mensch nicht mit seiner eigenen Mutter leben, wenn er es doch so nötig hat? Oder hatte mein Mann recht, als er einen Schlussstrich zog?

Manchmal muss man, um die eigenen Lieben zu schützen, ein Stück von sich abschneiden – so schmerzhaft es auch ist.

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