„Nimm deine Katze mit, unser Jan ist wichtiger!“ — wie meine Schwester unangekündigt zu Besuch kam und versuchte, mein Haustier rauszuschmeißen
— Wir bleiben nur ein paar Tage, mach dir keine Sorgen. Wir nehmen uns ein Taxi, du musst uns nicht abholen. — Das hörte ich am Freitagabend aus dem Telefon, gerade als ich mich nach einer anstrengenden Woche ins Bett legen wollte.
Ich erstarrte. Meine Schwester. Greta. Mit ihrem Kind. Unangekündigt. Ohne Einladung. Einfach nur „wir kommen“. Kein „Passt es dir?“, kein „Stören wir?“. Dabei wusste sie genau, dass ich unerwartete Gäste nicht mag. Besonders nicht solche, die glauben, in meinem Zuhause ihre eigenen Regeln aufstellen zu können.
Ich wohne in München. Eine Zwei-Zimmer-Wohnung, ruhig, gemütlich, zentral. Und vor allem mit meiner Katze Minka. Seit sieben Jahren sind wir ein Team. Sie ist mein Tröster, mein Wecker, meine kleine Freundin. Ein Haus ohne sie ist kein Zuhause. Als Greta mit ihrem Sohn ankam, war das Erste, was sie tat, ein zischendes „Hau ab!“ zu Minka.
Die Katze, gewohnt, hier die Herrin zu sein, war wie erstarrt. Langsam bog sie ihren Rücken, legte die Ohren an. Und im nächsten Moment warf der fünfjährige Jan — ihr Sohn — seinen Schuh nach ihr. Minka verschwand blitzschnell unter dem Bett. Greta grinste nur, als wäre das etwas Lustiges.
„Jan, so nicht! Die Katze ist auch ein Lebewesen. Dies ist ihr Zuhause, und man darf sie nicht verletzen“, sagte ich mit fester Stimme, während ich versuchte, mein Zittern zu unterdrücken.
Greta rollte die Augen: „Du könntest sie doch für die Zeit weggeben. Jan hat eine Allergie gegen Tierhaare. Gleich fängt er an zu niesen und zu keuchen. Vielleicht nimmt sie die Nachbarin? Oder lass sie raus, sie soll mal frische Luft schnappen. Dann lernt sie wenigstens, wie das echte Katzenleben ist.“
Ich spürte, wie die Wut in mir hochkochte. Doch ich blieb ruhig: „Greta, Minka ist keine Sache. Sie war noch nie draußen. Und ich gebe sie nicht weg. Wenn Jan eine Allergie hat, hättest du Bescheid sagen müssen. Dann hätte ich Minka zu den Eltern gebracht oder andere Vorkehrungen getroffen. Aber jetzt — tut mir leid, das ist nicht mein Problem.“
„Willst du etwa die Gesundheit meines Sohnes riskieren?!“, fauchte meine Schwester mit herausfordernder Stimme. „Tu was!“
„Ich gebe dir die Nummer eines Hotels oder helfe dir, eine Wohnung für ein paar Tage zu mieten. Du hast selbst gesagt, ihr bleibt nicht lange.“
„Oder du bringst Minka in eine Mietwohnung und machst es uns hier gemütlich, wie es sich gehört? Oder sollen wir jetzt einfach gehen, nur weil du nicht klar kommst?“ — Ohne eine Antwort abzuwarten, öffnete sie meinen Kühlschrank und begann, durch meine Vorräte zu wühlen.
Ich setzte mich auf einen Stuhl, sah ihr direkt in die Augen und sagte gelassen: „Nein, Greta. Wenn es dir nicht passt, kannst du gehen. Ich respektiere Gäste, aber ich respektiere auch mich selbst. Ich kann Oda anrufen — sie ist Maklerin, sie findet dir noch heute eine Wohnung, ob für eine Nacht oder eine Woche.“
„Das meinst du ernst?! Wegen irgendeiner zerzausten Katze schmeißt du uns raus? Sollen wir etwa noch auf dem Boden kriechen und ihre Haare einsammeln?“
Schweigend stand ich auf und ging ins Zimmer. Zehn Minuten später rief Greta ein Taxi. Kein „Tschüss“, kein „Entschuldigung“. Jan übrigens hat kein einziges Mal geniest.
Als sie weg waren, schlich Minka langsam unter dem Bett hervor, streckte sich und sprang auf meinen Schoß. Sie schnurrte und rieb sich an mir, während mir eine Träne über die Wange lief. Aus Erleichterung. Aus Verletztheit. Weil meine eigene Schwester mein Haustier als störend empfand.
Ich rief Mama an. Erzählte ihr alles. Sie hörte zu und seufzte müde: „Wusstest du, dass Jan gar keine Allergie hat? Greta wollte nur die Herrin spielen. Dich klein machen. Irgendwas läuft bei ihr in Leipzig nicht rund, da musste sie eben Dampf ablassen.“
Ich hatte keine Antwort. Nur eines war mir jetzt völlig klar: Wer mein Zuhause und die, die darin leben — ob Mensch oder Tier — nicht respektiert, hat kein Recht, auch nur eine Stunde darin zu verbringen. Selbst wenn es dein eigen Fleisch und Blut ist.