Heute muss ich mir das alles von der Seele schreiben. Mein Name ist Katharina, ich bin 28 Jahre alt und glücklich verheiratet mit meinem wunderbaren Mann Thomas. Zusammen haben wir einen vierjährigen Sohn, Matthias. Doch unsere Idylle wird getrübt durch meine Mutter, Helga Schmidt, deren eisige Distanz zu ihrem eigenen Enkel mir das Herz bricht. Sie weigert sich beharrlich, auf Matthias aufzupassen, und lässt uns damit in einem ständigen Kampf um ein kleines Stück Privatleben zurück. Erst gestern hat ihre erneute Absage beinahe einen lang ersehnten Mädelsabend zunichtegemacht – ich weiß nicht mehr, wie ich mit diesem ständigen Schmerz umgehen soll.
Wir leben in einer kleinen Stadt nahe Dresden, unsere kleine Familie ist eigentlich eine Oase der Liebe und gemeinsamen Träume. Matthias ist unser Sonnenschein, aber wie alle jungen Eltern sehnen wir uns manchmal nach einer Auszeit: Ein Abend mit Freunden, ein Kurzurlaub oder einfach nur Zeit zu zweit. Ich hatte immer gehofft, meine Mutter würde eine dieser Omas sein, die vor Glück strahlt, wenn sie Zeit mit dem Enkel verbringen darf. Die Realität hat mich brutal eines Besseren belehrt. Helga hat unsere Familie von Anfang an abgelehnt, und ihre Gleichgültigkeit gegenüber Matthias fühlt sich an wie ein Messer in der Brust.
Als ich ihr damals von Thomas erzählte, gab es sofort Theater: „Der ist doch nichts für dich, Katja! Du könntest es so viel besser haben!“ Ihre Abneigung wurde noch schlimmer, als ich von der Schwangerschaft berichtete. Statt sich zu freuen, schnauzte sie nur: „Na herzlichen Glückwunsch, aber erwarte nicht, dass ich als kostenlose Babysitterin springe.“ Ich dachte, Matthias‘ Geburt würde ihr Herz erweichen – ein Trugschluss. Sie kam nicht ins Krankenhaus, half nie in den ersten anstrengenden Monaten. Ihre Kälte traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich suchte nach Entschuldigungen – vielleicht hatte sie Angst vor der Verantwortung? Doch mit jedem Jahr wurde ihre Distanz nur noch verletzender.
Letzte Woche kam die Einladung zum Klassentreffen. Endlich mal die alten Freundinnen wiedersehen, über vergangene Zeiten lachen, mich wieder als Person und nicht nur als Mutter fühlen. Doch wer sollte auf Matthias aufpassen? Thomas‘ Mutter wohnt weit weg in Köln, und Freunde mit Kindern haben wir kaum. Also rief ich meine Mutter an: „Mama, könntest du bitte am Samstag für ein paar Stunden auf Matthias aufpassen?“ Ihre Antwort durchbohrte mich: „Katja, ich fahre zum Wandern in den Harz. Das steht seit Wochen fest. Das ist dein Problem, nicht meins.“ Ich flehte sie an, erklärte, wie wichtig mir das wäre, doch sie schnitt mir das Wort ab: „Ich bin doch nicht dein Kindermädchen! Euer Kind, eure Verantwortung!“
Ich legte auf, die Tränen brannten auf meinen Wangen. Warum ist sie nur so grausam? Warum will sie nicht Teil seines Lebens sein? Matthias ist so ein fröhliches Kind – er liebt seine Oma abgöttisch, doch sie ignoriert ihn regelrecht. Thomas rettete die Situation, indem er einen Kollegen bat, der selbst einen gleichaltrigen Sohn hat. So konnte ich zwar hingehen, doch die Freude war vergällt. Ich lachte mit den Mädels, doch in meiner Brust saß dieser bohrende Schmerz: Meine eigene Mutter will weder mich noch meinen Sohn in ihrem Leben.
Jede Absage ist ein neuer Stoß gegen unser Familienleben. Wir lieben es zu reisen – doch ohne ihre Unterstützung müssen wir ständig Pläne absagen oder verschieben. Ich verlange ja nicht, dass sie bei uns einzieht! Aber sind ein paar Stunden mit dem Enkel wirklich zu viel verlangt? Matthias wird größer, und ich fürchte, er spürt ihre Abneigung schon jetzt. Wie soll ich ihm erklären, warum Oma ihn nicht mag? Manchmal frage ich mich: Vielleicht bin ich einfach eine schlechte Tochter, wenn ich es nicht schaffe, ihr Herz zu erreichen?
Ich weiß nicht mehr, wie ich sie dazu bringen soll, Matthias zu lieben. Gibt es andere, die Ähnliches durchmachen? Wie geht ihr mit der Gleichgültigkeit eurer Eltern um? Ich will, dass mein Sohn in Liebe aufwächst – doch wie soll das gehen, wenn meine eigene Mutter uns die kalte Schulter zeigt? Dieser Schmerz lässt mich nachts wach liegen, und ich fürchte, er wird mich mein Leben lang begleiten.