Verliebt wie ein Jugendlicher im Herbst des Lebens… Doch zwischen den Lebenswegen klafft eine Kluft.

Heute Abend sitze ich hier mit meinem Tagebuch und fühle mich wie ein verliebter Junge. Dabei bin ich 55 – mehr als ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel – und benehme mich wie der letzte Trottel. Ich gehe wie im Schlaf, finde nachts keine Ruhe und erwische mich dabei, wie ich grundlos grinsen wie ein Teenager. Der Grund? Ich habe mich verliebt. Nicht in eine Nachbarin oder alte Bekannte. Sondern in eine junge Frau – eine Schönheit mit blonden Locken und lachenden Augen, fast dreißig Jahre jünger als ich.

Als ich sie zum ersten Mal sah, zuckte mein Herz. In meinem Alter, mit Familie, Enkelkindern… und doch brannte plötzlich alles in mir wie ein Feuer auf trockenem Gras. Ich dachte: *Vielleicht ist es ein letztes Geschenk des Schicksals.* Wer lächelt in meinem Alter schon noch so eine Schönheit an?

Anfangs nahm ich es nicht ernst. Jede SMS ließ mich zittern, jedes Telefonat jagte mir einen Schauer über den Rücken, ich rannte zu unseren Treffen wie auf Wolken. Doch dann wurde es mehr. Es war nicht mehr nur ein Spiel – ich *brauchte* sie. Ich wartete, vermisste sie, wurde eifersüchtig. Ich log meine Frau an, versteckte mein Handy, schlich aus dem Haus. Alles nur für ein einziges *“Hallo“* von ihr.

Meine Freunde, mit denen ich seit Studienzeiten befreundet bin, hielten mich für verrückt. *“Spinnst du? Die könnte deine Tochter sein! Reiß dich zusammen, Alter!“* Aber ich wollte nicht hören. Ich verteidigte sie wie ein Besessener. Behauptete, es sei wahre Liebe. Keine Berechnung. Doch jetzt bin ich mir selbst nicht mehr sicher…

Mit meiner Frau bin ich seit 35 Jahren verheiratet. Wir haben aus Liebe geheiratet. Es gab Streit, es gab Fehltritte – das gehört dazu. Manchmal strauchelte ich, doch sie verzieh. Immer. Für die Familie. Für die Kinder. Für *uns*. Sie stand hinter mir, selbst wenn ich mit dem Gesicht im Dreck lag.

Und jetzt, wo wir endlich zur Ruhe kommen könnten – die Kinder sind erwachsen, die Enkel da –, passiert das. Erst kürzlich bekam unsere Älteste ihren Jungen, unseren ersten Enkel. Eigentlich könnte ich mich zurücklehnen: den Jungen schaukeln, im Garten Beeren pflücken. Doch nein. Graue Haare, junges Herz. Ich will dorthin, wo alles leicht ist, wo sie lacht, wo ihr Parfüm in der Luft hängt…

Mit ihr fühle ich mich lebendig. Ich lache wieder, habe Lust, etwas zu unternehmen, irgendwohin zu fahren. Bei ihr bin ich kein alter Mann, sondern *jemand*. Jemand, der geliebt wird. Oder der das zumindest glaubt… Denn ehrlich gesagt – vielleicht spielt sie nur ein Spiel. Vielleicht bin ich nur der nächste »Daddy«, von dem sie sich etwas erhofft.

Doch vor ein paar Tagen sagte sie plötzlich: *“Entweder du verlässt deine Frau, oder es ist vorbei. Ich will nicht die Zweite sein.“* Da wurde mir schwarz vor Augen. Bisher konnte ich so tun, als hätte ich zwei Leben. Jetzt muss ich mich entscheiden: hier oder dort.

Aber wie soll ich gehen? Wie soll ich es meiner Frau sagen, mit der ich Brot, Schulden, Freude und Leid geteilt habe? Die Geburten der Kinder, schlaflose Nächte, Beerdigungen, Feste? Wie soll ich sie verraten?

Ich sehe, dass sie etwas ahnt. Sie kommt zu mir, schweigt, schaut mich an. Gestern, als ich allein in der Gartenlaube saß und rauchte, kam sie, umarmte mich und flüsterte: *“Egal, was ist… wir schaffen das. Wie immer.“* Ich wollte alles gestehen. Wollte. Aber ich brachte kein Wort heraus. Mein Herz schlug wie das eines Verräters. *Sie weiß es. Und hält trotzdem zu mir.*

Nun stehe ich zwischen zwei Frauen. Zwischen meinem Leben – und meinem Traum. Die eine: meine Frau, Mutter meiner Kinder, die mich immer wieder aus dem Dreck gezogen hat. Die andere: meine Verliebtheit, Jugend, Leichtigkeit, der Geruch von Kaffee und Zigaretten im Abendlicht.

Wofür soll ich mich entscheiden? Für mein Herz oder mein Gewissen? Für das Leben, das ich kenne… oder die Illusion, an die ich glauben will? Und wenn ich gehe – was, wenn sie mich in einem Jahr verlässt? Dann stehe ich da. Allein. Alt, dumm, lächerlich.

Ich gehe umher wie ein Fremder. Schaue in den Spiegel und erkenne mich nicht wieder. Männer, die das lesen – wart ihr schon mal in so einer Situation? Wie entscheidet man sich, wenn man hier wie dort liebt? Oder ist es gar keine Liebe, sondern nur die Angst vor dem Altwerden?

Ich weiß nicht, was ich tun soll. Aber eines ist klar: Die Zeit des Lavierens ist vorbei. Jeder Schritt könnte alles zerstören, was ich ein Leben lang aufgebaut habe.

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Verrat mit einem Hauch von Entspannung