**Tagebucheintrag: Besser, die Braut hätte ihre Eltern nicht mitgebracht**
Als unser Sohn Friedrich Marina mit nach Hause brachte, freuten meine Frau und ich uns. Das Mädchen wirkte bescheiden, höflich und sympathisch. Keine Schönheit von der Titelseite, aber charmant – sie konnte zuhören, lächelte freundlich und wählte ihre Worte mit Bedacht. Vor allem aber war sie fleißig: Sie studierte mit Friedrich an derselben Uni, half ihm bei den Hausarbeiten und zeigte echtes Interesse an seinem Beruf. Damals dachten wir wirklich: Unser Junge hat Glück.
Wir sind nicht reich. Mein Mann arbeitet als Ingenieur in einem örtlichen Betrieb, ich bin Oberkrankenschwester in der Praxis. Unser Leben ist bescheiden, aber wir haben alles: Eine Dreizimmerwohnung in Dortmund, ein altes, aber gemütliches Ferienhäuschen bei Lünen und einen zuverlässigen VW im Hof. Geld war uns nie das Wichtigste, doch als im Gespräch mit Marina das Thema Wohnen zur Sprache kam, sah ich, wie ihre Augen leuchteten. Damals schoss es mir kurz durch den Kopf, doch ich schenkte dem keine Beachtung. Ein Fehler.
Marina stammte aus einem kleinen Dorf nahe Münster. Ihre Eltern, wie sie sagte, waren einfache Leute: Die Mutter Verkäuferin, der Vater arbeitete im Sägewerk. Doch es ging nicht um ihre Herkunft – wir sind keine Snobs. Aber beim ersten Treffen mit ihren Eltern drehte sich mir etwas im Bauch um.
Alles begann damit, dass wir uns für den folgenden Samstag verabredeten. Ich ging einkaufen: Fleisch, Salate, Obst – alles, wie es sich gehört, für einen festlichen Tisch. Doch als ich nach Hause kam, erstarrte ich in der Tür. Die Gäste saßen bereits im Wohnzimmer, breiteten sich aus, als wäre es ihr eigenes Zuhause. Sie waren fast drei Stunden zu früh gekommen. Mein Mann empfing sie im Bademantel – er hatte keine Zeit gehabt, sich umzuziehen. „Ich war völlig überrumpelt“, flüsterte er mir zu. „Plötzlich standen sie da, mit vollen Tüten…“
Marias Mutter war eine laute, selbstbewusste Frau – fast schon überheblich. Gleich zur Begrüßung „scherzte“ sie:
„Warum steht denn der Tisch noch nicht? Wir sind doch schließlich zum Essen eingeladen.“
Ich zwang mich zu einem Lächeln. Ein Scherz? Vielleicht. Aber ihr Ton traf mich wie eine Ohrfeige. Ich ging in die Küche, begann hastig, das Essen zuzubereiten. Am Tisch ging das Gerede los – belanglose Themen: Wetter, die Stadt, das Studium. Doch es war klar, wer in ihrer Familie das Sagen hatte. Die Mutter plapperte ununterbrochen, der Vater saß schweigsam am Rand und nickte nur. Selbst unser Sohn wirkte unsicher.
Dann kam der entscheidende Satz:
„Wir dachten uns… Die jungen Leute sollten zusammenziehen. Damit sie sich aneinander gewöhnen. Und ihr habt ja diese Dreizimmerwohnung? Maria leidet im Studentenwohnheim – dort gibt‘s Käfer und laute Mitbewohnerinnen. Eine Wohnung zu mieten kostet Geld. Wozu, wenn sie hier wohnen kann?“
Sie fügte hinzu:
„Maria ist kein verzogenes Mädchen. Sie kocht gut, kann euch mit den Kindern helfen, putzt und entlastet euch. Ein echtes Goldstück. Ihr könnt froh sein!“
Ich erstarrte mit dem Messer in der Hand. Also dachten sie, ihre Tochter würde nicht nur einziehen, sondern sich hier breitmachen wie eine Hausherrin? Und wir sollten darüber noch glücklich sein?
Während ich das verdauen musste, schenkte mein Mann schweigend Tee ein. Später, als die Gäste gegangen waren, sahen wir uns an. Ich fragte:
„Hast du das alles auch gehört?“
„Ja“, nickte er. „Es fühlt sich an, als hätten sie uns in ihren Plänen einkalkuliert, als wären wir Möbelstücke. Sie lächeln, aber dahinter steckt Berechnung.“
„Ich will nicht, dass unser Sohn zur Aufstiegshilfe wird“, sagte ich leise. „Sie ist nicht wegen der Liebe hier, sondern wegen eines bequemeren Lebens.“
Mein Mann seufzte nur:
„Aber ihm das jetzt zu erklären… Er ist verliebt. Er hört nicht zu.“
Jetzt bin ich ratlos. Soll ich Friedrich direkt ansprechen? Riskieren, dass er sauer wird, sich zurückzieht und dichtmacht? Oder schweigen und hoffen, dass er selbst merkt, was wirklich los ist?
Ich spüre es instinktiv: Dieses Mädchen wird nicht an seiner Seite stehen, wenn es hart auf hart kommt. Sie will kein Zuhause aufbauen, keine Familie gründen – sie sucht ein Dach über dem Kopf, einen vollen Kühlschrank und eine kostenlose Waschmaschine. Unser Sohn ist für sie nur das passende Werkzeug.
Vielleicht irre ich mich. Vielleicht liebt sie ihn wirklich. Doch wenn das so ist – warum sieht alles nach Berechnung aus?
Was meint ihr? Soll ich eingreifen? Oder warten, bis unser Sohn selbst erkennt, wer wirklich neben ihm sitzt?
**Manchmal verrät ein einziges Treffen mehr als tausend Worte.**