Fünf Mal verlassen, fünf Mal vergeben: Eine endlose Tragödie

Fünf Mal verließ er sie — und fünf Mal vergab sie: ein Drama ohne Ende

Helga hatte stets geglaubt, ihr Leben sei glücklich verlaufen. Früh traf sie einen anständigen Mann, heiratete ihn und lebte über dreißig Jahre in Liebe und Respekt mit ihm. Ihre Tochter Gisela kam zur Welt — klug, eigensinnig, genau wie die Mutter in jungen Jahren. Alles schien seinen Gang zu gehen. Bis eines Tages der Tod ihren Mann holte. Zuerst fühlte es sich an, als stürze die Welt ein. Doch dann wurde ihr klar: Sie musste nicht nur ihren eigenen Schmerz ertragen, sondern auch zusehen, wie ihre Tochter ihr eigenes Leben ruinierte.

Gisela verliebte sich in Friedrich. Blind, bis zum Wahnsinn. Helga sah ihn zum ersten Mal und wusste sofort — der falsche Mann. Sein Blick war zu glatt, seine Worte zu viele, seine Taten zu wenige. Doch die Tochter wollte nicht hören. Sie entschied selbst. Sie heiratete ihn und ließ ihn in ihrer Zweizimmerwohnung wohnen, die sie vom Großvater geerbt hatte.

Helga hielt sich zurück. Sie kannte Giselas Dickköpfigkeit. Erklärungen wären vergebens gewesen. Doch im Stillen nagte die Sorge: Ihr Schwiegersohn schien ihr wie ein Schmarotzer. Friedrich arbeitete kaum, half nicht im Haushalt. Nicht einmal sein Abendessen aufzuwärmen war für ihn eine Heldentat. Gisela trug alles allein, schuftete in Doppelschichten, jobbte von zu Hause. Friedrich hingegen suchte entweder den „perfekten Job“ oder verdingte sich als Hilfsarbeiter.

Als Gisela schwanger wurde, wurde alles noch schlimmer. Sie kündigte ihren Job, und Friedrich versprach: „Ich sorge für uns.“ Doch nach ein paar Monaten packte er seine Sachen und reichte die Scheidung ein. Helga atmete erleichtert auf. Endlich, dachte sie, würde ihre Tochter begreifen, mit wem sie es zu tun hatte.

Doch Gisela weinte, wollte nicht allein sein. Helga tröstete sie, half mit Geld und Essen. Sie hoffte, die Tochter würde mit der Zeit zur Vernunft kommen. Doch nach einem Jahr stand Friedrich wieder vor der Tür. Klopfte an mit schönen Worten, Reue und Tränen. Gisela öffnete. Und ließ ihn wieder herein. Nicht nur das — sie gab ihm Geld, nahm einen Kredit auf, um ihm ein neues Handy zu kaufen, fütterte ihn, pflegte ihn, vergab ihm.

Dann wiederholte sich alles. Ein zweites Kind, neue Versprechen, erneute Flucht. Und wieder eine Rückkehr. Gisela glaubte weiter. Helga schimpfte nicht mehr, sah nur stumm zu, wie ihre Tochter sich Stück für Stück zugrunde richtete. Doch als Friedrich zum vierten Mal ging und zum fünften Mal zurückkam, riss ihr der Geduldsfaden.

„Wenn du ihn noch einmal hereinlässt“, sagte sie zu Gisela, „helfe ich dir nicht mehr. Ich bin für die Enkel da, füttere sie, nehme sie über Nacht, unterrichte sie — aber dich bemitleide ich nicht länger.“

Gisela nickte nur schweigend, den Blick gesenkt. Ihre Augen — ebenso eigensinnig wie Helgas einst, doch erfüllt von einer blinden Liebe, von der nichts mehr übrig war als Schmerz.

Und so lebt Helga nun zwischen zwei Welten: die eine sind die Enkel, für die sie kämpft; die andere die Tochter, an die sie nicht mehr glaubt. Sie ist müde, zuzusehen, wie diese ihr Herz stückweise zerbricht, immer wieder einen Mann aufnimmt, der sie nicht verdient. Friedrich ist wie eine Brandwunde, die nie verheilt, weil sie immer wieder mit schmutzigen Händen berührt wird.

Manchmal wacht Helga nachts auf und fragt sich: Hätte ich strenger sein sollen? Hätte ich früher eingreifen, ein Ultimatum stellen, schreien sollen? Doch dann hätte sie ihre Tochter vielleicht ganz verloren. Jetzt verliert sie sie langsam, aber sicher.

Gisela lebt noch immer mit Friedrich. Er ist wieder gegangen — und hat wieder versprochen zurückzukommen. Helga fragt nicht mehr, wann. Sie weiß: Die Tochter wird die Tür wieder öffnen. Nur wer ihr danach die Augen öffnen wird — darauf gibt es keine Antwort mehr.

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Versteckspiel mit den Schatten der Vergangenheit