Die ungeliebte Ehefrau oder der Zwang zur Ehe

**Die ungeliebte Frau oder eine Zwangsehe**

Felix hasste alles: seine Ehe, seine Frau, sein Haus, sein ganzes Leben. Jeden Abend, wenn er die Schwelle überschritt, ließ er seinen Frust an seiner schwangeren Frau aus, ohne Rücksicht auf ihre Gefühle.

„Ich liebe dich nicht. Ich hasse dich von ganzem Herzen. Hast du dir so eine Familie vorgestellt? Ich werde es dir jeden Tag sagen, bis du gehst.“

Anfangs weinte Lina noch, doch bald lernte sie, ihre Emotionen zu verbergen. Das machte Felix nur noch wütender – ihr Schweigen war wie eine stumme Herausforderung. Er wollte eine Reaktion, wollte, dass sie zusammenbrach und ging. Doch Lina blieb.

Diese Ehe war nicht seine Wahl. Sein Vater hatte ihn gezwungen, mit der Drohung, ihm das Geld und alle Privilegien zu entziehen. Erpressung. Sein Herz gehörte einer anderen – der lebensfrohen, leidenschaftlichen Sophia. Mit ihr hatte er sich sein Leben vorgestellt, wären da nicht die Befehle seines Vaters.

In der Kleinstadt galt Felix als verwöhnter Günstling des Schicksals mit schlechtem Charakter. Als Sohn eines Textilfabrikanten war er mit einem „gold­enen Löffel im Mund“ aufgewachsen. Sein Vater, Friedrich Wilhelm, führte das Geschäft, die Mutter kümmerte sich um die Bücher. Von Kindesbeinen an wurde Felix auf seine Zukunft vorbereitet:

„Irgendwann wird das alles dir gehören“, sagten die Eltern stolz.

Doch Felix langweilte sich. Papiere, Zahlen, Berichte – für ihn war das der blanke Horror. Der Vater bestand darauf: Lerne, denke nach. Felix wehrte sich, gewöhnte sich aber schließlich daran. Tränen und Streitereien brachten ihm bei, wie man Geschäfte führt, und vor allem verstand er eines: Seine Eltern waren so besessen von der Firma und dem Traum, sie ihm zu übergeben, dass sie über seine Eskapaden hinwegsahen.

„Das gibt sich schon“, winkte der Vater ab.

„Mir gefällt das nicht“, seufzte die Mutter.

Felix gefiel dieser Zustand. Lästereien, böse Blicke, Vorurteile – alles egal. Er lebte nach seinem eigenen Vergnügen: feierte, amüsierte sich, tat, was er wollte. In der Oberstufe entdeckte er seine Leidenschaft für Mädchen, und die Streiche traten in den Hinter­grund. Am Gartenzaun drängelten sich junge Frauen, die behaupteten, von ihm schwanger zu sein und Geld für eine Abtreibung verlangten. Die Eltern ignorierten sie, zahlten, taten so, als sei alles in Ordnung – Hauptsache, der Sohn kümmerte sich um die Firma.

Nach der Schule schrieb ihn sein Vater an der Universität ein. Im vierten Semester traf er Sophia – eine Schönheit aus armen Verhältnissen, klug, leidenschaftlich, eine Künstlerin der Liebe. Mit ihr fühlte er sich lebendig. Von Heirat war nie die Rede – die schien ihm das Ende seiner Freiheit.

Nach dem Studium arbeitete Felix in der Firma seines Vaters, kümmerte sich um die Bürokratie. In seinem Freundeskreis tauchte Lina auf – still, unauffällig, immer ruhig. Sie passte nicht in die laute Runde, war aber auch nicht fremd. Als Waise, von einer kranken Oma großgezogen, die früh starb, war sie für Felix nur eine Freundin. Er sah in ihr keine Frau. Doch Lina kümmerte sich um ihn: brachte ihn nach Hause, wenn er betrunken war, fragte nach seinem Wohl, bot Hilfe an. Ihre Zuneigung schmeichelte seinem Ego. Sie war eine nette Zugabe zu seinem Leben, nicht mehr.

Doch dann kam Sophia. Als sie plötzlich von Hochzeit sprach, lachte Felix und hielt es für einen Scherz. Sophia war beleidigt und begann bald eine Affäre mit einem anderen. Felix war nicht eifersüchtig – er war wütend. Er soff sich einen an und ließ seinen Frust in einem Streit raus.

„Solange ich nicht verheiratet bin, kann ich tun, was ich will!“, schrie Sophia, in der Hoffnung, ihn zu einer Entscheidung zu drängen.

Doch Felix handelte anders. Er strich sie aus seinem Leben. In dieser Nacht war Lina da. Er lud sie in das leerstehende Elternhaus ein und nutzte ihre Gefühle aus. Nicht aus Zuneigung, sondern um sein verletztes Ego zu streicheln. Sie trafen sich fortan irgendwo. Lina blühte auf: Ihre Augen strahlten, ihre Wangen wurden rosig. Bei ihr fühlte sich Felix gebraucht, geliebt – anders als mit Sophia. Doch eine ernste Beziehung wollte er nicht. Freiheit war ihm wichtiger.

Alles änderte sich, als Lina ihre Schwangerschaft verkündete. Glücklich stand sie am Gartentor. Felix’ Mutter hörte das Gespräch. Am Abend rief der Vater ihn zu sich.

„Wir haben genug von deinen Eskapaden“, begann er kalt. „Von den Frauen, die du ins Haus schleppst, vom ständigen Bezahlen. Du heiratest Lina, ziehst in ein eigenes Haus, ziehst das Kind groß und arbeitest in der Firma. Sonst – keinen Cent, keine Privilegien.“

„In unserer Zeit?“, lachte Felix.

„Es ist Zeit, Verantwortung zu übernehmen“, sagte der Vater scharf. „Die Leute tuscheln: Wie kann Friedrich Wilhelm eine Firma führen, wenn er seinen Sohn nicht erziehen kann? Das Maß ist voll.“

Felix versuchte zu streiten, doch der Vater blieb hart. Lina lehnte eine Abtreibung ab, lehnte Geld und Schmuck ab, mit denen er sie loswerden wollte. Felix begann, sie zu hassen, den Vater, die ganze Welt, weil ihm die Wahl genommen wurde. Er willigte in die Ehe ein, in der Hoffnung, trotzdem frei zu leben. Geld war wichtiger als Prinzipien.

Die Eltern schenkten dem jungen Paar ein Haus. Alles ging schnell: Kauf, Renovierung, Möbel. In der ersten Nacht beschloss Felix, sich zu rächen.

„Kennst du Sophia?“, warf er Lina an den Kopf. „Ich habe nicht vor, mich von ihr zu trennen. Heute Nacht bleibt sie hier. Gefällt dir das nicht? Die Tür ist da.“

Lina, entsetzt, blieb. Felix wartete darauf, dass sie sich beim Vater beschwerte, doch sie schwieg. Sophia, trotz ihrer Wut, blieb ebenfalls – Armut war keine Alternative. Felix traf sich weiter mit ihr, doch der Gedanke an seine Frau vergiftete alles. Sophia wirkte plötzlich falsch, ihre Unterwürfigkeit nervte. Mit Lina hingegen fühlte er eine Ruhe, die es mit der Geliebten nie gab.

Lina gab ihr Bestes: Arbeiten, Haushalt, Fürsorge. Nicht für seine Liebe – einfach aus Liebe. Felix sprach ihr keine Bosheiten mehr, fühlte sich danach wie ein Schuft, fand aber auch keine netten Worte. Nur eines wiederholte er:

„Ich liebe dich nicht. Verstehst du?“

Er begriff nicht, was sie bei ihm hielt. Geld? Sie hatte keines genommen. Liebe? Dann war es Besessenheit. Er träumte davon, dass sie ging, wenn er ihr das Leben zur Hölle machte.

Die Eltern, bei Besuchen, fragten Lina nach ihrem Leben. Sie sagte, alles sei gut, und sie strahlten vor Freude über das Enkelkind. Felix wurde wütend. Noch schlimmer: Ihn langweilten plötzlich Partys. Nach der Arbeit eilte er nach Hause – doch das gab er sich nicht zu.

„Hättest du Selbstachtung, würdest du gehen“, warf er ihr betrunken eines Abends hin. Lina stellte schweigend Suppe, Klöße und Sahne vor ihn hin. Er fuhr fort: „Leute gehen, wenn es ihnen schlecht geht. Eine hat gestern gekündigt – sagte, sie respektiere sich zu sehr, um für einen Hungerlohn zu arbeiten. Drei Bewerber gab‘s. Eine hübsch, aber unerfahren, alleinerziehend. Die andere mit Erfahrung. Wen habe ich genommen, was meinst du?“

„Die Hübsche?“, fragte Lina leise.

„WarumFelix schaute sie an, spürte plötzlich einen Stich im Herzen, und sagte leise: „Die alleinerziehende Mutter – weil ich dachte, sie bräuchte die Chance mehr als jeder andere.“

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Die ungeliebte Ehefrau oder der Zwang zur Ehe
„Lass ihn frei, er verdient Glück: Der Kampf gegen die Intrige der Schwiegermutter“