Ich sehnte mich nach Arbeit, trotz der Ruhephase!

Also, hör mal, ich muss dir was erzählen. Gisela hat tief durchgeatmet, während sie auf das Kochbuch starrte, das ihr Mann Klaus einfach so auf den Küchentisch geworfen hatte. Vor zwei Monaten war sie in Rente gegangen und hatte sich auf die lang ersehnte Freiheit gefreut. Sie hatte sich vorgestellt, wie sie im gemütlichen Wohnzimmer ihres Hauses in München sitzen würde, umgeben von bunten Stoffen und Wolle, um ihre Handarbeiten zu machen. Doch ihre Träume zerschellten an der harten Realität, wie zerbrechliches Glas unter einem Hammer.

Klaus schien sich plötzlich völlig verändert zu haben. Seit sie nicht mehr arbeitete, hatte er offenbar beschlossen, dass ihr Leben nun allein ihm gehören sollte. Jeden Morgen verlangte er aufwendige Gerichte, die Gisela bis zur Erschöpfung zubereiten musste. Einfache Kartoffelsuppe oder Schnitzel waren ihm nicht mehr gut genug – jetzt wollte er Ragout mit Trüffelöl oder Auflauf mit fünf Käsesorten! Er durchsuchte Rezepte-Websites und verkündete einfach: „Morgen kochst du das hier!“, ohne sie überhaupt zu fragen.

Jahrelang hatte Klaus eine große Fabrik in der Stadt geleitet und war es gewohnt, Befehle zu erteilen. Aber zu Hause? Da war er zum richtigen Tyrann geworden. Jeden Abend schrieb er Gisela eine Liste mit Aufgaben für den nächsten Tag, als wäre sie seine persönliche Assistentin und nicht seine Frau. „Du bist doch in Rente, du hast Zeit ohne Ende!“, fauchte er, wenn sie widersprach. Seine Worte schnitten ihr ins Herz wie ein Messer und hinterließen das Gefühl, dass ihre eigenen Wünsche und Träume keine Rolle spielten.

Gisela versuchte, sich zu wehren, und erinnerte ihn schüchtern daran, dass sie eigene Hobbys hatte. Doch als Antwort erntete sie nur spöttische Bemerkungen: „Hast du nichts Besseres zu tun? Ich gebe dir was Vernünftiges zu tun, und du beschwerst dich noch!“ Sie fühlte sich wie in die Ecke gedrängt, als würde ihre Persönlichkeit nach und nach ausgelöscht. Selbst ihre geliebten Handarbeiten, die ihr immer Freude bereitet hatten, lagen jetzt in einer Kiste, weil einfach keine Zeit mehr dafür blieb.

Und dann verlangte Klaus auch noch, dass sie jeden Morgen zum Kiosk lief, um frische Zeitungen zu holen. „Ich will die Ausgabe zum Frühstück haben, damit ich beim Kaffee lesen kann!“, erklärte er, ohne zu bemerken, wie müde und abgekämpft sie aussah. Regen, Schnee, Kälte – egal, sie musste durch das ganze Viertel laufen, nur damit er über Politik schimpfen konnte. Gisela fühlte sich nicht wie seine Frau, sondern wie ein Befehlsempfänger.

Irgendwann fing sie heimlich an, nach Jobs zu suchen. Jede Arbeit schien ihr wie eine Rettung aus dieser erstickenden Kontrolle. Sie sehnte sich danach, sich wieder gebraucht und wertvoll zu fühlen – nicht nur als Anhängsel ihres Mannes. Doch als Klaus herausfand, dass sie Arbeit suchte, explodierte er: „Du hast dich um mich zu kümmern, nicht um irgendeinen Job! Ich bin deine Priorität!“ Seine Worte hallten in ihrem Kopf nach und verstärkten das Gefühl der Ausweglosigkeit.

Warum denken Männer wie Klaus, dass sie der Mittelpunkt des Universums für ihre Frauen sind? Warum glaubt er, dass sich ihr Leben nur um seine Wünsche drehen muss? Hat sie kein Recht auf eigene Träume, auf kleine Freuden? Verdient sie es nicht, als Person wertgeschätzt zu werden – und nicht nur als Köchin oder Putzfrau? Diese Fragen brannten in ihr und ließen sie keine Ruhe finden.

Gisela wusste, dass Fürsorge wichtig ist, besonders wenn jemand krank oder hilflos ist. Aber Klaus war gesund, voller Energie – und trotzdem verlangte er bedingungslosen Gehorsam. Sie erinnerte sich daran, wie sie früher ihre kranke Mutter gepflegt hatte – das war ihre Entscheidung gewesen, aus Liebe. Doch die Dienerin eines gesunden Mannes zu sein, der ihre Mühe als selbstverständlich ansah? Das war demütigend. Manchmal kam es ihr vor, als sähe er in ihr keine Frau, sondern eine Maschine ohne eigene Gefühle.

Wenn sich jemand so aufdringlich um sie gekümmert hätte, hätte Gisela sich erniedrigt gefühlt. Es wäre, als würde man ihr das Recht nehmen, selbstständig und lebendig zu sein. Sie wollte nicht im Schatten ihres Mannes stehen, doch jeder Tag unter seinem Druck raubte ihr ein Stück ihrer Seele.

Gestern Abend, als sie wieder auf eine seiner Aufgabenlisten starrte, wurde ihr plötzlich klar: Sie kann nicht mehr. Sie will leben, atmen, kreativ sein. Sie will einen Job, der ihr das Gefühl von Würde zurückgibt. Ob in einem kleinen Büro oder einem gemütlichen Laden – Hauptsache, sie kann endlich wieder sie selbst sein. Und während sie den Laptop mit den Stellenangeboten zuklappte, flüsterte sie leise: „Ich bin müde, aber ich lebe noch. Und ich finde einen Weg, mir mein Leben zurückzuholen.“

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