Bittere Trennung und neue Hoffnung: Eine bewegende Geschichte

Bitteres Abschiednehmen und neue Hoffnung: Die Geschichte von Elke

Die Scheidung war für Elke kein Zuckerschlecken. Nach fünfzehn Jahren Ehe ging Markus, und er knöpfte sich wirklich alles unter den Nagel – vom Besteck bis zu den alten Handtüchern. Es gibt Männer, die ihrer Ex-Frau und den Kindern alles überlassen, aber Markus gehörte definitiv nicht dazu. Er räumte ab, was nicht niet- und nagelfest war. Elke, die keinen Streit wollte, sagte ihm nur: „Nimm, was du willst, aber verschwinde aus meinem Leben.“

Mit ihrer Tochter zog sie vorübergehend zu ihrem Vater, um zu warten, bis Markus die Wohnung leer geräumt hatte. Als sie zurückkam, traute sie ihren Augen kaum: Er hatte sogar die Decke vom Sofa mitgenommen, die kleinen Hocker, den Couchtisch und den Flurhaken. Die Wohnung, eigentlich ihr Eigentum, wirkte verlassen – aber Elke war einfach nur froh, dass er endlich weg war. „Kram kommt und geht“, dachte sie, während sie sich die Tränen trocknete.

Mit sechsundvierzig Jahren hatte Elke beschlossen, nie wieder zu heiraten. Männer waren für sie nur noch Freunde, und Liebe schien etwas Fernes und Unzuverlässiges. Dreizehn Jahre nach der Scheidung war ihre Tochter erwachsen, heiratete und zog in eine andere Stadt. Elkes Eltern waren längst nicht mehr da, und sie hatte sich an das Alleinsein gewöhnt. Sie mochte dieses Alter: nicht mehr jung, aber voller Energie, mit Erfahrung im Gepäck. Elke arbeitete als leitende Angestellte in einem großen Unternehmen, war stattlich, mit langen kastanienbraunen Haaren, immer ordentlich zum Dutt gebunden. Doch Romanzen vermied sie – sie glaubte einfach nicht an Liebe in ihren Jahren. „Wenn überhaupt, dann anders als in der Jugend“, dachte sie. „Keine Leidenschaft, sondern das Bedürfnis nach Nähe.“ Ohne echte Gefühle wollte sie ihr Leben mit niemandem teilen.

Jedes Jahr fuhr Elke allein in den Urlaub, meist ans Meer, doch sie träumte davon, Bremen zu besuchen – eine Stadt, von der sie so viel gehört hatte. Sie wollte die alten Gassen sehen, die salzige Luft riechen. Ihre Firma schickte sie regelmäßig auf Seminare. Kollegen mit Familie mieden solche Reisen, aber Elke sagte immer gern zu – sie mochte es, neue Leute kennenzulernen und Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Diesmal ging es nach Leipzig, eine Stadt, die sie noch nie gesehen hatte. Das Seminar dauerte drei Tage, dazu zwei Tage An- und Abreise, und zwei Tage blieben frei. Elke freute sich auf neue Eindrücke.

Am Vorabend der Reise ging sie ins Kosmetikstudio, ließ sich die Nägel machen und die Haare etwas kürzen. Mit einem kleinen Reiseköfferchen machte sie sich auf den Weg nach Leipzig. An der Hotelrezeption suchte sie ihren Namen auf der Teilnehmerliste, als sie plötzlich spürte, dass sie jemand anstarrte. Sie hob den Blick und sah einen Mann, der ihr gegenüber in einem Sessel saß. Er beobachtete sie unverwandt, fast schon unverschämt aufmerksam. Elke wurde verlegen, aber sie merkte gleichzeitig: Er war attraktiv, mit leichter Graumelierung, gepflegtem Bart und einer teuren Brille.

Dann kam Kollege Stefan aus der Nachbarstadt angeschossen: „Hallo, Schönheit! Elke, du wirst von Jahr zu Jahr hübscher! Schau mal, der Typ da kann die Augen nicht von dir lassen. Das ist Liebe, oder?“ Elke lachte, aber innerlich zuckte etwas in ihr. Sie erwischte sich dabei, wie sie den Fremden noch einmal betrachten wollte. „Was ist bloß mit mir los?“, dachte sie. „Er zieht mich an wie ein Magnet. Wo kommt der bloß her?“

Nach dem Einchecken begannen die Vorträge, dann das Mittagessen, und abends ging die Gruppe gemeinsam essen. Elke war unter bekannten Kollegen, die sie von früheren Seminaren kannte. Der Fremde – sein Name war Tobias – war ebenfalls dabei. Er kam aus Bremen und erzählte begeistert von seiner Stadt – genau der, von der Elke immer geträumt hatte. Sie kamen ins Gespräch, und Stefan zwinkerte ihr zu: „Hab ich’s nicht gesagt?“ Tobias lud sie zum Tanz ein, und jedes Mal, wenn er ihre Hand berührte, spürte Elke ein seltsames Kribbeln. Nach dem Essen brachte er sie zu ihrem Zimmer, bat sich aber nicht herein. Sie tauschten Nummern aus, und eine halbe Stunde später rief Tobias an. Sie redeten bis zum Morgengrauen, als würden sie sich schon ewig kennen.

Am nächsten Morgen klopfte es an der Tür. Vor ihr stand Tobias mit einem Strauß tiefroter Rosen. „Weißt du, ich glaube, du wirst meine Frau“, sagte er und sah ihr direkt in die Augen. „Wir werden zusammenleben.“ Elke erstarrte, traute ihren Ohren nicht. „Nach zwei Tagen? Das soll ein Scherz sein?“, fragte sie atemlos. „Nein, es ist Liebe auf den ersten Blick“, antwortete er ernst. „So etwas ist mir noch nie passiert. Und dir vermutlich auch nicht.“

Tobias trat ins Zimmer, überreichte ihr die Blumen. Die folgenden Tage waren gefüllt mit Spaziergängen durch Leipzig, endlosen Gesprächen und einem fast unwirklich schönen Glück. Elke hatte sich noch nie so lebendig gefühlt. Tobias beschenkte sie mit Blumen, kaufte ihr Eis und kleine Souvenirs. Sie lachten und genossen jede gemeinsame Minute.

Die Woche verging wie im Flug. Als die Abreise näher kam, graute Elke vor dem Gedanken, in ihre leere Wohnung zurückzukehren. Auch Tobias wollte sich nicht trennen. Am letzten Abend schlug er vor: „Bewirb dich doch bei unserer Firma in Bremen. Ich hole dich ab.“ Elke stellte einen Versetzungsantrag, und ihr Chef wäre fast vom Stuhl gefallen, als er ihn sah: „Elke, im Ernst? Du bist unsere beste Kraft – wie soll ich dich ersetzen? Aber … gegen Liebe kommt man nicht an. Viel Glück!“

Tobias holte Elke in Bremen mit einem riesigen Rosenstrauß ab. Jetzt leben sie in einem geräumigen Haus in Hafennähe, arbeiten zusammen und sind kaum noch getrennt. Am Wochenende erkunden sie die Umgebung, abends schlendern sie durch Bremens Altstadt – ihr Traum war wahr geworden. Elke ist glücklich, dass der Herbst ihr nicht nur die ersehnte Stadt beschert hat, sondern auch eine Liebe, an die sie längst nicht mehr geglaubt hatte.

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Bittere Trennung und neue Hoffnung: Eine bewegende Geschichte
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