Das Flüstern der Schatten: Drama von Wahrheit und Verrat

**Flüstern der Schatten: Ein Drama aus Wahrheit und Verrat**

Katrin betrat das Büro ihrer Firma in München und spürte eine leichte Müdigkeit nach einer schlaflosen Nacht. Heute hatte der Geschäftsführer eine außerplanmäßige Besprechung einberufen, und die Stimmung in den Gängen war ungewöhnlich angespannt.

„Kollegen“, begann der Geschäftsführer, Thomas Bauer, als er vor dem Pult stand. Seine Stimme klang müde, aber entschlossen. „Heute möchte ich einem Menschen danken, dessen Arbeit unsere Firma vor ernsten Problemen bewahrt hat. Katrin Lehmann, Sie haben Unglaubliches geleistet, als Sie die verlorenen Dokumente wiederhergestellt haben.“

Katrin spürte, wie ihr das Blut in die Wangen schoss. Sie war öffentliches Lob nicht gewohnt.

„Als Anerkennung schenkt die Firma Katrin Lehmann eine Reise auf die Malediven!“, verkündete Thomas und zog einen eleganten Umschlag hervor. „Zwei Wochen in einem Luxushotel – Sie haben es verdient!“

Im Raum herrschte Stille, nur vereinzelter Applaus war zu hören. Katrin bemerkte, wie die leitende Buchhalterin, Sabine Wagner, ihrer Sitznachbarin etwas zuraunte.

„Danke“, murmelte Katrin und stand auf. „Aber das ist wirklich nicht nötig. Ich habe nur meine Arbeit gemacht.“

„Seien Sie nicht so bescheiden“, erwiderte Thomas mit einem Lächeln. „Sie sind unser Stolz.“

Die Besprechung endete, doch bis zum Mittag verbreiteten sich Gerüchte im Büro. Katrin bemerkte böse Blicke und hörte geflüsterte Kommentare. Ihr Herz zog sich zusammen. *„Denken sie wirklich so über mich?“*, dachte sie und kämpfte gegen die Tränen an.

Katrin starrte auf den Computerbildschirm, wo der Cursor in einer leeren Suchleiste blinkte. Die Uhr zeigte 19:50 Uhr – das Büro war längst leer, doch sie blieb, um noch ein verschwundenes Dokument zu finden.

„Wieder so spät?“, fragte der Sicherheitsmann, Klaus Meier, in der Tür. „Max wartet sicher schon auf dich.“

„Max hat heute Nachtdienst“, antwortete Katrin mit einem Lächeln. Ihre Beziehung zu Max, einem Notarzt, war unter Kollegen oft Gegenstand gutmütiger Scherze.

„Ich suche den Vertrag“, seufzte sie. „Er sollte eigentlich im Archiv sein, aber…“

„Der von letztem Jahr?“, fragte Klaus. „Den sollte Sabine ins Archiv gebracht haben.“

Katrin war extra in die Buchhaltung gegangen, als Sabine nicht da war – die wischte sie meist nur genervt ab und behauptete, beim Umzug seien viele Unterlagen verloren gegangen. Sabine, die Frau des Mitgesellschafters Stefan Richter, hielt alle mit ihrer scharfen Zunge in Schach.

„Vielleicht gibt es etwas in den alten E-Mails“, murmelte Katrin und öffnete ihren Posteingang. „Dokumente verschwinden nicht einfach so.“

„Geh nach Hause“, riet Klaus. „Was sitzt du hier noch rum?“

„Muss sein“, antwortete sie bestimmt. „Seit der Tod seiner Frau… Thomas ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Er hat diese Firma jahrelang aufgebaut, ich kann ihn nicht im Stich lassen.“

Alle wussten, wie schwer der Geschäftsführer den Verlust seiner Frau verkraftete. In den letzten Monaten war er selten im Büro und hatte die Geschäfte an Stefan übergeben.

Katrin fand eine alte E-Mail mit den Vertragsbedingungen. *„Da!“*, freute sie sich und machte eine Notiz. Ihr Telefon summte – eine Nachricht von Max:

*„Wie läuft’s? Ich vermisse dich.“*

Sie lächelte. Nach ihrer schmerzhaften Scheidung vor vier Jahren hatte Katrin nicht geglaubt, jemals wieder lieben zu können. Doch Max – warmherzig, verlässlich, mit diesem beruhigenden Lächeln – hatte ihr Leben verändert.

*„Ich dich auch. Bin bald fertig.“*, antwortete sie.

*„Meine Streberin. Morgen um sieben am Park?“*

*„Abgemacht.“*

Am nächsten Morgen herrschte im Büro geschäftiges Treiben. Die Besprechung begann unerwartet. Thomas verkündete die Reise, und Katrin, verlegen, versuchte, ihre Befangenheit zu verbergen. Doch danach änderte sich alles. Sabine trat mit einem spöttischen Lächeln auf sie zu:

„Gratulation“, zischte sie. „So eine Großzügigkeit vom Chef. Muss ja wirklich… *besondere* Arbeit gewesen sein.“

Ihre Worte waren voller Gift. Katrin wollte etwas entgegnen, doch Sabine war schon weg und tippte eine Nummer ein.

Bis zum Mittag hatten die Gerüchte das Büro erfasst. Katrin fing Fragmente auf:

„Die Malediven! Und dabei soll sie abends immer länger beim Chef bleiben…“

„Nach dem Tod seiner Frau… Na, du weißt schon.“

Katrin spürte, wie ihr die Tränen kamen. Ihr Telefon vibrierte – Max:

*„Tut mir leid, heute klappt es nicht. Notdienst.“*

Sie wusste: Es gab keinen Notdienst. Die Gerüchte hatten ihn erreicht. Jemand hatte dafür gesorgt, dass er alles hörte.

Abends blieb Katrin im Büro – nicht zum Arbeiten, sondern um nicht in ihre leere Wohnung zurückzukehren. Das Gebäude war still, doch aus Sabines Büro drangen Stimmen:

„Die Gerüchte sind schon im Umlauf“, sagte Sabine. „Jetzt glaubt ihr ohnehin niemand mehr, wenn sie was merkt.“

„Clever“, antwortete Stefan. „Aber wir müssen vorsichtig sein. Sie wühlt zu sehr in den Unterlagen.“

„Keine Sorge“, grinste Sabine. „Alles sauber. Und wenn die Fehlbeträge auffliegen…“

Katrin erstarrte. Die Dokumente waren also absichtlich verschwunden? Sie trat leise von der Tür zurück, ihr Herz raste.

„Katrin?“, rief Klaus.

Sie zuckte zusammen.

„Ist alles in Ordnung?“

„Ja“, log sie. „Klaus, Sie waren doch während des Umzugs im Dienst?“

„Ja, drei Tage durchgehend, bis alles hier war.“

„Und danach? Kam noch jemand ins alte Büro?“

Klaus überlegte:

„Sabine war ein paar Mal da. Meinte, sie hätte private Sachen vergessen. Aber sie kam mit dicken Akten raus. Seltsam, oder?“

Ein eisiger Schauer lief Katrin den Rücken hinunter. Die Worte über Fehlbeträge hallten nach.

„Danke“, sagte sie und kehrte an ihren Schreibtisch zurück.

Im Archiv fand sie eine Kiste mit Sabines Namen – darin nur unwichtige Papiere. Katrin durchsuchte ihre E-Mails und stieß auf Vertragsscans. Als sie die Summen verglich, stockte ihr der Atem:

„Mein Gott…“

Die Differenz betrug Millionen. Jemand hatte Umsätze verschleiert und die Originale wohl vernichtet. Warum?

„Katrin, es ist schon zehn“, mahnte Klaus.

„Klaus“, sah sie ihn an. „Sie haben doch noch die Aufnahmen der alten Sicherheitskameras?“

„Müssten noch da sein. Warum?“

„Könnten Sie bitte prüfen, wann Sabine da war und was sie mitgenommen hat?“

„In was lässt du dich da ein?“, fragte er besorgt.

„Ich weiß es nicht“, gestand sie. „Aber jemand wollte unbedingt, dass diese Dokumente verschwinden. Und dass ich… nun, Sie verstehen.“

Klaus nickte:

„Morgen schaue ich nach.“

Zu Hause holte Katrin die Reiseunterlagen hervor. Weißer Strand, türkisfarbenes Meer… Sie lächelte bitter – was bedeuteten die Malediven, wenn ihr Ruf ruiniert war? Max hatte seit drei Tagen nicht angerufen. Sie wählte seine Nummer – ausgeschaltet.

Am nächsten Morgen lag ein USB-Stick mit einer Notiz von Klaus auf ihrem Tisch: *„Schau dir das an.“* Die Aufnahmen zeigten Sabine, wie sie mit AkAls Katrin die Beweise Thomas übergab, wusste sie, dass die Wahrheit sie befreit hatte – nicht nur die Firma, sondern auch ihr eigenes Herz.

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