Eine Hochzeit, die ich nicht als glücklich, sondern als erniedrigend in Erinnerung behalte

Eine Hochzeit, die ich nicht als glücklich, sondern als demütigend in Erinnerung behalten werde

Marina heiratete in ihren achtundzwanzigern zum zweiten Mal. Ihre erste Ehe endete mit einer Scheidung – ihr Mann zog in eine andere Stadt und hinterließ ihr eine Zweizimmerwohnung und ihre siebenjährige Tochter, Lina. Lange traute sich Marina nicht, jemanden neu kennenzulernen, doch die Einsamkeit und der Wunsch nach einem Partner an ihrer Seite überwogen schließlich. Sie traf Jürgen – einen charmanten, lustigen, wenn auch arbeitslosen Mann um die dreißig.

Zuerst schien er nur eine vorübergehende Affäre zu sein, doch als Marina sah, wie mühelos er eine Verbindung zu ihrer Tochter fand, dachte sie: Es ist einen Versuch wert. Jürgen zog fast sofort bei ihr ein. Das Leben bei seiner Mutter war ihm leid geworden, und in Marinas Wohnung fühlte er sich gleich wie der Herr im Haus. Nach einem Monat machte er einen Antrag. Ohne großes Theater, ohne Ringe – einfach so nebenbei. Marina fand, Nein zu sagen wäre dumm, und stimmte zu.

Für die Hochzeit wollten sie kein Geld ausgeben – nur Standesamt und ein Treffen im nächsten Café. Doch Jürgens Mutter, Helga, bestand auf einer „Brautauslösung“ und anderen albernen Traditionen. Marina willigte widerwillig ein.

Als sie am Hochzeitstag ihre Schwiegermutter in einem schlichten, aber eleganten Kleid begrüßte, musterte diese sie von Kopf bis Fuß und spottete:
„Entschuldigung, wo ist denn die Braut? Ich sehe nur eine Frau ohne Schleier. Da müssen wir uns wohl in der Adresse geirrt haben.“

Marina schluckte den Ärger hinunter und sagte nur knapp:
„Lassen wir diesen Zirkus einfach hinter uns. Wir müssen zum Standesamt.“

Doch das war erst der Anfang. Im Standesamt wurde Marinas Mutter gerührt und fing an zu weinen – doch Helga fauchte sofort:
„Machen Sie hier keine Szene. Ich bin diejenige, die heute weinen sollte – man nimmt mir heute meinen Sohn weg!“

Später im Café, als der Moderator den ersten Tanz des Brautpaares ankündigte, wollte Jürgen seine Frau auffordern, doch er kam nicht dazu – Helga sprang vor und krallte sich an seinen Arm:
„Der erste Tanz gehört der Mutter!“, verkündete sie feierlich.

Marina nahm es sich nicht zu Herzen – die Szene war zu absurd. Sie lachte mit den Gästen, doch innerlich zuckte etwas in ihr.

Gegen Ende des Abends, als das „Familienfoto“ gemacht wurde, trat Marina zu ihrem Mann und ihrer Schwiegermutter, doch diese stoppte sie abrupt:
„Und du? Das Foto ist für die Familie, misch dich nicht ein. Versaut uns noch das Bild.“

Jürgen schwieg. Er wandte sich einfach ab.

Am nächsten Tag rief Marina den Fotografen an und bat ihn, alle Bilder zu löschen, auf denen Helga zu sehen war. Es war ihre kleine, aber bittere Rache.

Eine Woche später tauchte die Schwiegermutter unangemeldet zu Besuch auf. Jürgen war auf der Arbeit, und das Gespräch kam auf zukünfitge Kinder.

„Gut, dass du schon eine ältere Tochter hast“, sagte Helga. „Die kann sich dann um das Baby kümmern. Praktisch. Du gehst arbeiten, das Mädchen schiebt den Kinderwagen.“

„Lina ist acht“, entgegnete Marina trocken. „Sie ist ein Kind.“

„Aber in einem Jahr ist sie neun. Perfekt! Und du, sobald du ein Kind bekommst, direkt zurück zur Arbeit. Im Mutterschaftsurlaub rumzusitzen ist Luxus. Mein Jürgen muss nicht alle durchfüttern.“

Marina verlor die Beherrschung:
„Nach diesen Worten bin ich dankbar, dass ich nicht schwanger bin. Jeden Kinderwunsch habt ihr mir mit diesem Unsinn ausgetrieben.“

Helga wurde vor Wut dunkelrot. Von dem Tag an hetzte die Schwiegermutter ihren Sohn gegen Marina auf. Jürgen wurde immer kälter, suchte nach etwas „Besserem“. Am Ende verließ er sie.

Doch damit war die Geschichte nicht zu Ende.

Einen Monat später rief Helga an:
„Wir haben beschlossen, dass die Wohnung aufgeteilt werden muss. Morgen komme ich mit den Unterlagen vorbei.“

„Sie spinnt doch! Diese Wohnung gehört mir. Ich schulde euch gar nichts.“

„Du hast ihn zermürbt – er verdient eine Entschädigung! Über Gericht kriegen wir es sowieso.“

Marina legte auf und blockierte die Nummer.

Und sie sah die beiden nie wieder.

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Ich träume von einem anderen Leben, doch der Mut fehlt… Wie alles verändern?