Unbedachte Berührung der Vergangenheit

*Unvorsichtige Berührung mit der Vergangenheit*

Lena hatte eine duftende Pilzsuppe gekocht. Markus aß genüsslich zu Abend und ließ sich dann auf dem Sofa. vor dem Fernseher nieder. Plötzlich klingelte das Telefon. Er nahm ab.

„Dein Vater ist krank…“, hörte er die aufgeregte Stimme seiner Mutter. „Sie bringen ihn ins Krankenhaus. Komm sofort…“

Ohne zu zögern, packte Markus seine Sachen und fuhr noch am selben Abend allein in seine Heimatstadt. Lena blieb mit ihrer Tochter Lina zurück – das Kleine war krank, und was sollten sie schon im Krankenhaus?

Markus’ Mutter verließ kaum die Seite ihres Mannes. Die Tage verbrachte Markus allein, und abends schlenderte er durch die Straßen der Stadt. Nach einem Besuch im Krankenhaus ging er zu Fuß nach Hause und genoss die herbstliche Luft. Plötzlich blieb vor ihm eine Frau mit einem Kinderwagen stehen. Markus sah genauer hin und erstarrte. Vor ihm stand Katharina – seine erste große Liebe aus Schulzeiten.

Er hatte sich auf den ersten Blick in sie verliebt. Still, zerbrechlich, fast durchscheinend. Auf der Schulfeiter hatte er sie zitternd vor Aufregung zum Tanz gebeten. Sie war unerreichbar für ihn gewesen. Sein Traum. Doch seine Eltern, vor allem seine Mutter, missbilligten diese Verbindung. Zu feinnervig, zu weltfremd. Keine Ehefrau, sondern ein Rätsel.

Sie und sein Vater bestanden darauf, dass Markus zum Studieren in eine andere Stadt zog. Er gehorchte. Im Wohnheim hing er ein vergrößertes Foto von Katharina an die Wand. Doch das Leben ging weiter. Es gab andere Mädchen, neue Gefühle, er wuchs. Dann kam Lena. Mit ihr war es einfach, klar und beständig. Sie heirateten, bekamen eine Tochter. Markus liebte diese Familie – sein Anker, seine Freude.

Und nun stand Katharina wieder vor ihm. Genauso wie damals – melancholisch, zierlich. Nur jetzt mit einem Kind. Alleinerziehend. Markus erkannte es sofort – am Tonfall, am Blick. Sein Herz zog sich zusammen.

Sie sprachen, als wäre kein Tag vergangen. Er begleitete sie nach Hause, trug das Kind für sie. Sie wohnte immer noch bei ihren Eltern. Zum Abschied lud sie ihn ein, vorbeizukommen.

Am nächsten Morgen brachte Markus seine Mutter ins Krankenhaus, kaufte einen Strauß Rosen und fuhr zu Katharina. Sie empfing ihn ruhig, stellte die Blumen in eine Vase, bot Tee an. In der engen Küche trafen sich ihre Blicke. Er beugte sich vor – und ihre Lippen berührten sich. Sie wich nicht zurück. Sie umarmte ihn. Für einen Moment vergaß Markus alles.

Doch dann begann das Kind zu weinen. Katharina huschte ins Zimmer. Markus blieb verwirrt zurück.

„Ich geh dann“, murmelte er und ging zur Tür.

„Sie schläft früh… Komm nach zehn“, flüsterte Katharina.

Es klang wie eine Einladung, eine Chance – und eine Gefahr. Markus trat auf die Straße, Gedanken wirbelten in seinem Kopf. Früher hätte er sich sehnlichst solche Worte gewünscht. Doch jetzt wusste er: Wenn er zurückkehrte, würde sich alles ändern. Er war erwachsen. Er hatte eine Familie. Das Schuldgefühl Lena gegenüber wurde immer drückender.

Am Abend sagte seine Mutter, es gehe seinem Vater besser, er könne nach Hause fahren. Markus küsste seinen Vater, versprach, bald mit der ganzen Familie zu kommen, und fuhr noch in der Nacht zurück. Im Zug fand er lange keinen Schlaf. Er malte sich aus, wie Katharina am Fenster saß und wartete. Doch er redete sich ein: Es war kein Betrug. Nur eine Erinnerung an den Jungen, der sie einst so unendlich geliebt hatte.

Früh am Morgen kam er zu Hause an. Lena machte gerade Haferbrei, überrascht, aber glücklich, ihn zu sehen. Lina stürmte mit einem „Papa!“ auf ihn zu. Und Markus wusste: Das hier war sein wirkliches Leben.

Zu Weihnachten fuhren sie zu dritt zu seinen Eltern. Beim Spaziergang trafen sie Katharina wieder. Markus grüßte freundlich, lächelte – und eilte seinen Mädchen hinterher.

Er verstand nicht mehr, warum er Katharina so geliebt hatte. Wieso diese erste Liebe so übermächtig gewesen war.

Er wusste nur eines: Gut, dass er damals im Herbst nicht geblieben war. Und nicht betrogen hatte. Denn Katharina war nur ein heller Schatten der Jugend. Die wahre Liebe wartete zu Hause.

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