Er strebte nach einem Test, fand aber die Einsamkeit.

Lina wartete ungeduldig auf ihren Mann von der Arbeit. Zum Abendessen hatte sie seine Lieblingsgerichte – Kartoffelpuffer – zubereitet. Als sich die Tür öffnete, begrüßte sie ihn strahlend in der Küche:

„Hallo! Möchtest du essen?“

Markus setzte sich schweigend an den Tisch, ohne das Essen anzurühren. Lina wurde misstrauisch:
„Ist etwas passiert? Du bist so still…“

Das Schweigen dauerte an. Dann plötzlich:
„Ich will einen Test.“
„Welchen Test, Markus? Wovon redest du?“

Die Antwort tra sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel: ein Vaterschaftstest. Lina konnte es nicht fassen. Dieser Mann, mit dem sie so viele Jahre gelebt hatte, mit dem sie Freude und Schmerz geteilt hatte, zweifelte an ihr? Er verlangte Beweise für ihre Treue?

„Meinst du das ernst?“
„Was ist daran so schlimm? Wenn du nichts zu verbergen hast – warum regst du dich auf?“

Die Worte trafen sie wie ein Messerstich. Lina erinnerte sich, wie alles begann. Sie waren Teenager gewesen, als sie sich verliebten. Ein Jahr später heirateten sie. Ihre Eltern hatten sie streng erzogen: keine Intimität vor der Ehe. Markus hatte das geschmeichelt, denn in seiner Familie herrschte eine ganz andere Moral. Seine Mutter und sein Bruder, beide von zahlreichen Dramen geprägt, hatten ihm bereits Enttäuschung prophezeit. Doch Markus hörte nicht auf sie. Er liebte sie.

Als Lina schwanger wurde, war Markus überglücklich. Doch die Schwangerschaft verlief schwer, die Ärzte verboten jede Anstrengung. Sie verließ kaum das Haus. Ihre Tochter tauften sie auf den Namen Anika. Das Mädchen war gesund und kräftig. Markus konnte sich nicht von ihrem Bettchen losreißen:

„Deine Haare. Aber die Augen… genau wie meine!“

Als sie aus dem Krankenhaus kamen, erschien die Schwiegermutter. Sie musterte das Kind und sagte kühl:
„Nicht von unserer Familie.“ – Dann ging sie, ohne das Baby auch nur einmal zu halten.

Lina schenkte dem keine Beachtung. Doch nun wurde ihr klar: In diesem Moment war der erste Zweifel gesät worden. Bald darauf verschlechterte sich das Familienklima. Markus kam verdrossen nach Hause, wollte nicht bei Anika bleiben und berief sich immer öfter auf seine Arbeit.

Als Lina es nicht mehr aushielt und ihn fragte, was los sei, brummte er etwas von beruflichem Stress. Doch zwei Wochen später sprach er es offen aus:
„Schau dir Anika an. Sie sieht keinem von uns ähnlich. Bist du sicher, dass sie meine Tochter ist?“

Diese Worte trafen sie ins Mark. Lina brach in Tränen aus:
„Ich habe dich niemals betrogen!“
„Dann mach doch den Test. Wenn du dich weigerst – hast du etwas zu verbergen.“

Wort für Wort eskalierte der Streit. Markus knallte wütend die Tür zu und ging. Mit zitternden Händen rief Lina ihre Mutter an:
„Mama, bitte hol mich… ich halte das hier nicht mehr aus…“

Eine halbe Stunde später waren ihre Eltern da. Schweigend halfen sie ihr, ihre Sachen zu packen. Zu Hause, als Anika eingeschlafen war, flüsterte ihr Vater:
„Ich habe dieser Familie von Anfang an misstraut. Und ich hatte recht.“

Die Mutter stimmte zu:
„Ein Mann, der einen Vaterschaftstest verlangt, ist keine Stütze, sondern eine Gefahr. Wir sind für dich da, Tochter. Anika und du schafft das.“

Lina hatte bereits entschieden. Wenn Markus ihr nicht vertraute – dann hatte er keinen Platz an ihrer Seite. Später versuchte er, ihr die Schuld zuzuschieben:
„Du bist gegangen – das beweist, dass du schuldig bist. Hast Angst, was der Test enthüllen würde?“

Doch Lina handelte anders. Auf Rat ihrer Freundinnen beantragte sie ein Gegenverfahren: Markus sollte juristisch nicht als Vater anerkannt werden. Er wollte den Test – er sollte ihn bekommen. Und seine unwürdigen Verhaltensweisen würden ebenfalls vor Gericht landen.

Die Schwiegermutter triumphierte: „Ich habe es doch gesagt!“ Doch ihre Freude währte nicht lang. Der Test bestätigte: Markus war der biologische Vater. Seine Mutter behauptete, alles sei manipuliert. Doch das Gericht sah die Fakten klar.

Und Lina bekam, was sie wollte: Markus wurde offiziell das Sorgerecht entzogen.

„Du hast es so gewollt, oder? Nun freu dich mit deiner Mutter. Ihr habt keine Enkelin mehr, keine Tochter. Ich will nichts mehr von deiner Familie hören. Du bist nicht ohne Grund allein. Dein Bruder ist genauso – ihr seid beide wie eure Mutter.“

Markus blieb auf der Bank vor dem Gerichtsgebäude sitzen. Er starrte in seine Hände und begriff erst jetzt, was er verloren hatte. Wie er alles selbst zerstört hatte. Seine Familie, die Liebe, seine Tochter… alles.

Doch es war zu spät. Viel zu spät.

Am Ende zählt nicht, was man beweisen kann, sondern woran man glaubt – und wie sehr man bereit ist, an den Menschen zu zweifeln, die einen lieben.

Оцените статью