Verrat mit einem Hauch von Entspannung

**Verrat mit Urlaubsgeschmack**

Claudia und Markus lagen gemütlich auf dem Sofa und schauten eine Serie, als es plötzlich heftig an der Tür klopfte. Überrascht tauschten sie einen Blick, dann stand Claudia auf, um zu öffnen. Vor ihr stand Tanja, Markus‘ Schwester, mit einem Gesicht, das vor Wut verzogen war.

„Wie konntet ihr nur?!“, fauchte sie sofort. „Das ist alles deine Schuld, Claudia! Ich weiß, dass du das absichtlich gemacht hast! Das werde ich dir nie vergeben!“

„Tanja, wovon redest du eigentlich? Was ist passiert?“

„Tu nicht so unschuldig. Du hast unsere ganze Planung ruiniert. Alles kaputt gemacht!“

Vor einem Monat hatte Markus Claudia einen Urlaub vorgeschlagen:

„Schatz, lass uns mal wieder wegfahren. In einem Monat – kannst du dir frei nehmen?“

„Klar. Wohin soll’s gehen?“

„Wie wär’s mit Sylt?“

„Perfekt, da wollte ich schon lange hin.“

Markus wusste längst Bescheid: die Daten, das Hotel. Er musste nur sicherstellen, dass Claudia nichts merkte. Seine Mutter wollte nämlich mit – und gleich noch Tanja und ihre beiden wilden Kinder, vier und sieben Jahre alt. Claudia hatte keine Ahnung.

Schon einmal hatte sie so einen Urlaub überstanden – vor zwei Jahren. Damals hatte Markus versichert, er hätte verstanden, wie anstrengend das für sie war, und versprochen, dass es nie wieder vorkäme.

Damals waren sie mit seiner Mutter gefahren. Dass auch Tanja und die Kinder mitkamen, erfuhr Claudia erst im Zug. Der Urlaub wurde zum Albtraum: quengelnde Kinder, eine erschöpfte Schwiegermutter und eine ständig schlafende Schwägerin. Alles lastete auf Claudia und Markus, während die anderen sich vergnügten und meinten, die Jüngeren hätten „noch genug Zeit zum Ausspannen“.

Damals hatte Claudia klargemacht: So etwas würde sie kein zweites Mal durchstehen.

Als Markus dann die Tickets und die Hotelbuchung zeigte – alles für zwei Personen – freute sie sich. Ein Urlaub zu zweit! Doch wie sehr sie sich täuschte.

Als sie in Sylt ankamen und zum Hotel gingen, stand Tanja schon vor dem Eingang.

„Was für ein Zufall!“, rief sie fröhlich. „Wir sind im selben Hotel! Das wird ein Familienurlaub!“

Claudia erstarrte. Sie drehte sich zu Markus:

„Du wusstest davon? Warum hast du nichts gesagt?“

„Mama wollte unbedingt, dass wir alle zusammen…“

„Und ich? Bin ich keine Person?“

„Tut mir leid…“

„Alles klar. Ich mache meinen eigenen Urlaub. Ohne sie.“

Und genau das tat sie – ihren ganz persönlichen „Racheurlaub“. Markus‘ Handy verschwand. Später fand man es im Spielzeug der Kinder. Claudia bestand darauf, dass es im Safe blieb. Geld? Sie hatte eigene Karten – sie „lieh“ ihm sogar eine aus. Aber die Kontrolle behielt sie.

Am nächsten Morgen lockerte sie Markus früh zum Strand, während die Verwandten auf eine teure Bootstour fuhren. Die kamen erschöpft und genervt zurück. Am nächsten Tag andersherum. So ging es die ganze Zeit: mal getrennte Ausflüge, mal Spaziergänge – nie zusammen. Irgendwann begriff Markus, dass er seine Frau wirklich verlor.

Einen Tag vor der Abreise stürmte eine wütende Tanja ins Zimmer:

„Ihr habt uns den ganzen Urlaub ruiniert! Ich halte mich kaum zurück! Wären wir doch bloß zu Hause geblieben!“

„Warum bist du überhaupt mit den Kindern hergekommen?“, erwiderte Claudia gelassen. „Wir sind zum Erholen hier, nicht zum Kinderhüten.“

„Ich konnte nicht mal Souvenirs kaufen wegen euch! Alles für die Kinder draufgegangen!“

„Wir schenken dir einen Kühlschrankmagneten, keine Sorge.“

„Ach, das hast du alles geplant, oder?!“

„Wer hat die Reise denn geplant? Ich war’s nicht, der die Tickets gebucht hat.“

Am Bahnhof sahen sie sich nur noch flüchtig. Unterschiedliche Abteile, unterschiedliche Blicke. Markus zweifelte nicht mehr: Nächstes Mal nur zu zweit. Denn so hatten sie am Ende doch noch Urlaub gemacht.

„Weißt du“, sagte Claudia mit einem Lächeln, „es war sogar irgendwie lustig. Wir hier, sie dort. Hauptsache, man versteht rechtzeitig, mit wem der wahre Urlaub beginnt.“

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Verrat mit einem Hauch von Entspannung
Der Sohn fordert uns auf, ein Testament zu erstellen. Ich bin 56, mein Mann ist 57.