Verrat mit einem Hauch von Entspannung

Vor langer Zeit, als die Blätter gerade golden wurden, saßen Heidi und Ludwig gemütlich auf dem Sofa und schauten sich eine Serie an, als plötzlich heftig an die Tür geklopft wurde. Überrascht blickten sie sich an, bevor Heidi aufstand, um zu öffnen. Draußen stand Brigitte, Ludwigs Schwester, mit einem vor Wut verzerrten Gesicht.

„Wie konntet ihr nur?“, fuhr sie los. „Das ist alles deine Schuld, Heidi! Ich weiß, du hast das geplant! Das werde ich dir nie vergeben!“

„Brigitte, wovon redest du? Was ist passiert?“

„Stell dich nicht dumm. Du hast unsere Pläne ruiniert. Alles kaputt gemacht!“

Vor einem Monat hatte Ludwig Heidi von einem Urlaub erzählt:

„Schatz, lass uns verreisen. In einem Monat, kannst du dir frei nehmen?“

„Natürlich. Wohin soll es gehen?“

„Vielleicht nach Baden-Baden?“

„Perfekt, da wollte ich schon lange hin.“

Ludwig wusste längst Bescheid: die Daten, das Hotel. Nur Heidi sollte nichts ahnen. Seine Mutter wollte mitkommen und Brigitte samt ihrer zwei ungestümen Kinder — vier und sieben Jahre alt. Heidi wusste von nichts.

Schon einmal hatte sie solch einen Urlaub erlebt — vor zwei Jahren. Damals hatte Ludwig versichert, er verstehe, wie anstrengend es für sie war, und versprochen, das würde nicht wieder passieren.

Damals waren sie mit seiner Mutter gereist. Dass Brigitte und die Kinder auch dabei sein würden, erfuhr Heidi erst im Zug. Der Urlaub wurde zum Albtraum: quengelnde Kinder, eine erschöpfte Schwiegermutter und eine ständig schlafende Schwägerin. Die ganze Last lag bei Heidi und Ludwig, während Mutter und Schwester sich vergnügten und meinten, die Jungen „hätten noch genug Zeit zum Ausruhen“.

Damals hatte Heidi klargemacht: so einen Urlaub würde sie nie wieder mitmachen.

Nun, als Ludwig die Tickets und die Buchung zeigte — alles für zwei Personen. Heidi war erleichtert. Ein Urlaub zu zweit! Doch wie sehr sie sich täuschte.

Als sie in Baden-Baden ankamen und vor dem Hotel standen, erwartete sie bereits Brigitte.

„Was für ein Zufall!“, rief sie fröhlich. „Wir sind im selben Hotel! Das wird ein toller gemeinsamer Urlaub!“

Heidi erstarrte. Sie drehte sich zu Ludwig:

„Du wusstest davon? Warum hast du nichts gesagt?“

„Mutter wollte unbedingt, dass wir alle zusammen…“

„Und ich? Bin ich keine Person?“

„Es tut mir leid…“

„Alles klar. Ich mache Urlaub. Allein. Ohne sie.“

Und so begann Heidis „Racheurlaub“. Ludwigs Telefon verschwand. Später fand er es zwischen den Spielsachen der Kinder. Sie bestand darauf: es blieb im Safe. Geld? Sie hatte ihre eigenen Karten — sie „lieh“ ihm sogar eine. Aber die Kontrolle behielt sie.

Am nächsten Morgen lockte sie Ludwig früh an den Strand, während die Verwandten auf einer Tour waren. Diese kehrten müde, geldlos und gereizt zurück. Am nächsten Tag war es umgekehrt. So verlief der ganze Urlaub: mal getrennte Ausflüge, mal getrennte Spaziergänge. Irgendwann begriff Ludwig, dass er seine Frau wirklich verlieren könnte.

Am Tag vor der Abreise stürmte eine wütende Brigitte ins Zimmer:

„Ihr habt unseren ganzen Urlaub ruiniert! Ich halte mich kaum zurück! Wir wären besser zu Hause geblieben!“

„Warum bist du dann überhaupt mit den Kindern hierhergekommen?“, antwortete Heidi ruhig. „Wir sind zum Ausruhen hier, nicht zum Kinderhüten.“

„Ich konnte mir nicht einmal Souvenirs kaufen! Alles ging für die Kinder drauf!“

„Wir schenken dir einen Magneten, keine Sorge.“

„Ach, das hast du alles geplant, oder?“

„Und wer hat die Reise geplant? Ich war es nicht, der die Tickets gebucht hat.“

Am Bahnhof sahen sie sich nur flüchtig. Verschiedene Waggons, verschiedene Blicke. Ludwig zweifelte nicht mehr: beim nächsten Mal — nur zu zweit. Denn so hatten sie am Ende doch noch Urlaub gemacht.

„Weißt du“, sagte Heidi mit einem Lächeln, „es war sogar lustig. Wir hier, sie dort. Hauptsache, man versteht rechtzeitig, mit wem der wahre Urlaub beginnt.“

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