Wenn zwei starke Charaktere unter einem Dach leben…

Als zwei starke Persönlichkeiten aufeinandertreffen…

Greta kam spät nach Hause. Sie öffnete die Tür und blieb überrascht stehen. Es war ungewöhnlich still in der Wohnung. Weder ihr Mann noch ihre Mutter waren da. Dabei hätte doch eigentlich Klaus – ihr Ehemann – da sein müssen, und Margarethe, ihre Mutter, die nur heute Morgen verkündet hatte, sie bleibe „nur für ein Wochenchen“.

„Mama? Klaus?“ rief Greta laut.

Keine Antwort. Sie sah sich um und spitzte die Ohren. Ihr Herz klopfte unruhig.

„Klaus ist wahrscheinlich in der Werkstatt“, dachte sie. „Aber wo steckt Mama?“

Sie griff sich ihre Jacke und hastete nach draußen. Die Garage, in der Klaus normalerweise alte Sessel reparierte oder Kommoden abschleifte, war erleuchtet. Hinter der angelehnten Tür hörte sie Stimmen.

Auf der Schwelle erstarrte Greta. Sie traute ihren Augen nicht.

„Ach, Klaus, du bist doch kein Kind mehr!“, hörte sie ihre Mutter sagen. „Zwei Wochen sind doch nichts! Ich bin schließlich deine Schwiegermutter und nicht die Nachbarin von nebenan!“

„Eben deshalb“, brummte Klaus und zupfte nervös an seinem Hemdkragen. „Mit dir zusammenzuleben ist … eine Herausforderung.“

Er ließ sich auf einen Hocker fallen und starrte aus dem Fenster. Draußen fiel ein trüber Nieselregen, und in seinem Inneren war es nicht weniger düster. Ihre gemütliche Zweizimmerwohnung am Stadtrand hatte noch vor Kurzem wie eine Oase gewirkt – bis der Orkan namens „Mama“ eingezogen war.

Klaus hatte vorsichtig vorgeschlagen, ihr ein Hotelzimmer zu bezahlen, doch Greta war außer sich gewesen:

„Damit die ganze Verwandtschaft hinterher tuschelt, wie ich meine eigene Mutter vor die Tür gesetzt habe?“

Als es an der Tür klingelte, zuckten beide zusammen.

„Sie!“, seufzte Klaus. „Hoffentlich ohne Kommentare…“

Margarethe betrat den Raum wie ein Wirbelwind – teures Parfüm, kritischer Blick, wohlwollendes Lächeln. Schon nach fünfzehn Minuten hatte sie den abgenutzten Kleiderhaken bemängelt, Klaus mangelnden Haushaltssinn vorgeworfen und verkündet, es sei Zeit, „dem jungen Paar mal Ordnung beizubringen“.

Aus einer Woche wurden turbulente Tage: Möbelrücken, kleine Streitereien, akribisches Ausmisten der Schränke. Und dann – sie hatte seine Unterlagen gefunden. Ein jahrelang gehütetes Archiv war plötzlich nur noch „Gerümpel“.

„Ich hab diese alten Ordner entsorgt“, sagte sie mit atemberaubender Gelassenheit.

„Wie bitte?“, Klaus wurde blass. „Da waren wichtige Dokumente drin!“

„Ach was, ich hab alles sortiert. Jetzt ist alles in Ordnung“, erklärte die Schwiegermutter stolz.

Er drehte sich wortlos um und ging, die Tür knallend hinter sich zu. Greta fuhr panisch zur Arbeit – ein Notfall. Doch ihre Gedanken blieben daheim. Was passierte dort gerade? Würden die beiden sich nicht etwa prügeln?

Am Abend fand sie die Wohnung wieder leer vor und stürmte zur Garage.

Dann blieb sie wie angewurzelt stehen.

Vor ihr entfaltete sich eine unglaubliche Szene: Klaus und ihre Mutter arbeiteten gemeinsam an einem alten Spiegel. Klaus erklärte etwas über Technik, zeigte Handgriffe. Margarethe – in einer fleckigen Schürze, die Wange voller Farbe – strich konzentriert mit dem Pinsel.

„Du hast wirklich Talent, Klaus“, sagte die Mutter bewundernd. „Solche Hände sind selten!“

„Und Sie sind offenbar nicht nur eine Kritikerin, sondern eine echte Möbelkennerin!“, antwortete Klaus.

Sie lachten. Margarethe holte Pfannkuchen hervor. Klaus schenkte Tee ein. Greta, die ihren Augen nicht traute, betrachtete diese seltsame Harmonie, in der ihre beiden Liebsten plötzlich einen gemeinsamen Nenner gefunden hatten.

„Kommt doch im Sommer zu mir aufs Land“, schlug die Mutter vor. „Ich habe eine ganze Scheune voller Möbel.“

„Abgemacht!“, rief Klaus begeistert. „Aber nur, wenn wir noch einen zweiten Spiegel restaurieren!“

Greta setzte sich auf die Werkbankkante. In ihr breitete sich Wärme aus.

Manchmal versteckt sich das Glück an Orten, an denen man es am wenigsten erwartet. Zum Beispiel in einer alten Garage. Zwischen Holzstaub, Werkzeug, Teekanne und – endlich – Frieden.

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Wenn zwei starke Charaktere unter einem Dach leben…
»Die ständige Anruf-Flut: Wenn die Mutter des Mannes zur Priorität wird«